Tipps für Unternehmer 12.000 verfolgen den Online-Gipfel im Kreis Ahrweiler

Kreis Ahrweiler · Beim „Corona Online Gipfel“ aus dem Bad Neuenahrer Thermal-Badehaus haben sich Experten von Banken, aus Handwerk und Tourismus geäußert. Die Veranstaltung erreichte mehr als 12.000 Menschen.

 Im Gespräch: Marc Ulrich, Dieter Zimmermann und Thomas Theisen geben Unternehmern aus dem Kreisgebiet Tipps in der Krise.

Im Gespräch: Marc Ulrich, Dieter Zimmermann und Thomas Theisen geben Unternehmern aus dem Kreisgebiet Tipps in der Krise.

Foto: Martin Gausmann

Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Das ist nichts Neues in diesen Tagen der Corona-Krise. Weil hiervon die Wirtschaft in allen Bereichen betroffen ist, gab es nun eine umfassende Informationsveranstaltung. Beim „Corona Online Gipfel“ aus dem Bad Neuenahrer Thermal-Badehaus kamen am Donnerstag Experten von Banken, aus dem Arbeitssektor, dem Handwerk und dem Tourismusbereich zu Wort.

Die Kreiswirtschaftsförderung hatte in Zusammenarbeit mit der Agentur Marketingflotte Unternehmen zur Teilnahme an dieser Konferenz vom heimischen oder betrieblichen Computer aus eingeladen. Die Veranstaltung, die auf drei Facebook-Seiten und auf einer Website übertragen wurde, erreichte mehr als 12.000 Menschen. Kreiswirtschaftsförderer Tino Hackenbruch zeigte sich im Anschluss sehr zufrieden. Gerade der Andrang in den Chaträumen war so stark, dass die Verbindungen zeitweise zusammenbrachen. Alle Anfragen werden aber auch im Nachgang noch beantwortet.

Reihe von Experten hielt ausreichend Abstand

Moderator Marc Ulrich konnte im schlichten Studio nacheinander die Experten begrüßen, alle mit genügend Abstand oder online zugeschaltet. Sie berichteten über die aktuelle Situation auf ihren Gebieten. So wiesen der Direktor der Kreissparkasse Ahrweiler, Dieter Zimmermann und Regionalmarktdirektor Thomas Theisen von der Volksbank Rhein-Ahr-Eifel aufgrund des aktuellen Liquiditätsbedarfs vieler Unternehmen nicht nur auf die Förderprogramme von Bund und den Ländern hin. Theisen berichtete, sein Haus habe zudem eigene Corona-Kreditprozesse vereinbart, aktuell habe man 500 bis 600 Anrufe am Tag mehr als vor der Krise.

KSK-Chef Zimmermann sprach von der Unterscheidung der Kunden in drei Cluster, nämlich die, die weniger betroffen seien oder gar Vorteile hätten und diejenigen, die nur in betrieblichen Teilbereichen betroffen seien wie das Kfz-Gewerbe. Dreiviertel der Kunden gehörten jedoch zu dem Cluster der mittelbar oder unmittelbar Betroffenen. Theisen lobte die schnelle Handlungsbereitschaft der Politik, forderte aber auch ein Strecken der Rückzahlungsmodalitäten an die KfW-Bank und machte deutlich, dass es den Banken schwerfalle, Bestandszeiträume von Unternehmen einzuschätzen. Unisono verwahrten sich Theisen und Zimmermann gegen Berichte in den Medien, wonach 74 Prozent der angefragten Kredite verweigert würden.

Zahl der Kurzarbeitanträge steigerte sich gegenüber Februar um 300 Prozent

Finanziell greifen auch Arbeitsagentur und Jobcenter gerade betroffenen Kleinunternehmern unter die Arme. Frank Schmidt, der Leiter der Koblenzer Agentur für Arbeit, sprach über die Fülle von Kurzarbeitsanträgen, die sich gegenüber dem Februar um den Faktor 300 steigerte, nämlich von sieben auf 2250.

Die Bundesagentur habe 26 Milliarden Euro für Kurzarbeitergeld in Rücklage, Anträge würden schnell und vereinfacht behandelt. Auch der Leiter des Jobcenters im Kreis Ahrweiler, Daniel Stellmacher-Huck, ging auf vereinfachte Verfahren zur Unterstützung von Solo-Selbstständigen und Kleinunternehmern ein. „Wir rechnen bundesweit mit 1,2 Millionen neuen Kunden in den Jobcentern“, so Stellmacher-Huck.

Digitalisierung der Wirtschaft könnte durch Krise in Gang kommen

Dass eine derartige Krise auch positive Effekte haben kann, sieht Ralf Hellrich. Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz sieht durch die Krise die Digitalisierung in Schwung kommen. Homeoffice und Videokonferenzen würden künftig verstärkt die Bürowelt verändern und lange Wege sparen.

Im Handwerk seien derzeit in erster Linie die Friseure betroffen, so Kreishandwerksmeister Frank Wershofen. Aber auch Bäcker und Metzger seien stark eingeschränkt. Wershofen erwartet aber auch in anderen Gewerken große Probleme, da es mehr und mehr zu Lieferengpässen komme.

Derweil befürchtet Steffen Melzow aus dem Dehoga-Kreisverband, dass Hotellerie und Gastronomie auf vielen Kosten sitzen bleiben und dass künftig auch verstärkt Tagungen in Hotels durch Videokonferenzen ersetzt werden könnten.

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