Back-Tradition in Bad Neuenahr Wie der Weckmann zu seiner Pfeife kam

Kreisstadt · Der Weckmann ist pünktlich zum Martinsfest in jeder Bäckerei zu finden und nach jedem Sankt Martinszug wird er ausgeteilt. Doch woher kommt er eigentlich?

 Bäckermeister Ulrich Brand mit der traditionellen weißen Tonpfeiffe.

Bäckermeister Ulrich Brand mit der traditionellen weißen Tonpfeiffe.

Foto: Hermann Joseph Löhr

Es duftet schon beim Betreten der Bäckerei, und in den Auslagen liegt in diesen Herbsttagen plötzlich ein besonderes Männchen neben leckeren Torten und Gebäck. Etwas fülliger ist der kleine Kerl, und er trägt eine Tonpfeife unterm Arm. Wer ist dieses besondere Männchen? Goldbraun gebrannt mit seinem Markenzeichen in der Hand: der Tonpfeife. Der Weckmann ist pünktlich zum Martinsfest in jeder Bäckerei zu finden. Doch woher kommt er eigentlich?

Der Allerjüngste ist der Herr mit der Pfeife sicherlich nicht. Mehrere hundert Jahre ist seine Geschichte alt. Allerdings bildet der Weckmann eigentlich nicht Sankt Martin, sondern traditionell den Heiligen Nikolaus ab. Im Dezembermonat wollte man früher den Kindern zum Nikolausfest etwas Besonderes schenken, und so wurde neben normalen Gebäck noch etwas Besonderes hergestellt. „Die Figur des Weckmanns mit damals noch sehr teuren Zutaten wie Zucker und Butter“, erklärt Bäckermeister Ulrich Brand aus der Neuenahrer Jesuitenstraße.

Der Weckmann ist ein Traditionsgebäck

„Ein Weckmann ist ein Gebildegebäck“, erläutert der Bäcker, der sein Handwerk noch gelernt hat und seine Produkte nicht vorgefertigt bezieht. Gebildegebäck im Jahresablauf zu kennen, gehörte mit zu seiner Handwerksausbildung, ob Zopf oder Kranz. „Gebildegebäcke, das ist Backwerk, unter das auch der Weckmann fällt, das ist eine Tradition“, sagt Brand. So gibt es zum Beispiel auch das Neujährchen als Glücksymbol oder die Brezel, in der das Glück verflochten ist und nicht herausfallen kann. Es steckt also richtig Arbeit dahinter. Und so ist auch jeder Weckmann einzigartig, je nach der Spezifität des Bäckers“, verrät Brand.

Da der Heilige Nikolaus ein Bischof war, erhielt der Hefeteig-Mann natürlich einen kleinen Bischofsstab, einen Krummstab. „Und ob es ein Gerücht ist oder ob es stimmt, es gab hier im Rheinland einen Bäcker, dem gingen die kleinen Stäbe aus. Im Tabakladen nebenan lagen kleine weiße Tonpfeifen.

Da er sie durch das Schaufenster verkehrt herum sah, schienen sie auszusehen wie der Krummstab. Gedacht und gekauft, und so kamen die weißen Tonpfeifen auf das Gebäck“, erklärt Ulrich Brand das Entstehen der Weckmann-Puppe. „Die macht den Kindern auch mehr Spaß. Heute würde ich keinen Weckmann ohne Pfeife herstellen. Die gehört einfach dazu und darf nicht durch Lutscher oder anderes ersetzt werden“, ergänzt der Bäckermeister.

Doch nicht nur der Bischofsstab wurde zur Pfeife. Der Heilige Nikolaus wurde auch zu Sankt Martin. Schließlich wird im Rheinland das Gebäck hauptsächlich zum Martinsfest gegessen. „Der Rheinländer ist eben so offen, dass er die Weckmänner im praktizierenden Katholizismus schon an St. Martin backt“, sagt Brand.

Auch Stutenkerl oder Grittibänz genannt

Wenn die Bäckerei eine große Variante des Hefeteigmännchens an Kindergärten liefere und die Kleinen ihn dann teilten und gemeinsam essen, entspreche das doch auch sehr dem Prinzip des Martinsfestes“, merkt Brand an. Der Name des kleinen Mannes ist je nach Region verschieden. „Im Rheinland wird ein gesüßtes Brot gerne als Wecken bezeichnet, so erhielt er den Namen Weckmann“, berichtet Brand. Am Niederrhein ist er als Stutenkerl bekannt, in der Schweiz als Grittibänz.

Neben den traditionellen Hefeteigmännchen gibt es den Weckmann auch mit Mandeln und Zuckerguss oder Rosinen. „Unsere Rosinen werden dafür Wochen vorher in Rum eingelegt und sind dadurch schön saftig. Und einen Rosinen-Weckmann gönnen wir uns da natürlich auch jedes Jahr“, lachen Gisela und Ulrich Brand.

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