Interview mit Oskar Hauger Wenn Neuenahr sendet, muss sich Köln warm anziehen

BAD NEUENAHR · Oskar Hauger ist eine Frohnatur und ganz schön jeck. Bestimmt, weil er in Köln geboren ist, sicher, weil er leidenschaftlich gerne singt, aber garantiert, weil er das Herz auf dem rechten Fleck hat. Nach 42 Jahren als Sitzungspräsident des Jugendfördervereins des SC 07 Bad Neuenahr wird er am Dienstag die Sitzung zum letzten Mal leiten. Vor dem Abschied von der karnevalistischen Bühne äußert er sich im Interview.

 In seinem Element: Am Dienstag wird Oskar Hauger zum letzten Mal als Präsident die große Kölner Sitzung leiten.

In seinem Element: Am Dienstag wird Oskar Hauger zum letzten Mal als Präsident die große Kölner Sitzung leiten.

Foto: Martin Gausmann

Fangen wir mal mit dem Ende à la Trude Herr an: Niemals geht man so ganz. Wird man Sie trotzdem noch mit Ihrem Markenzeichen, der Zigarre, zu Gesicht bekommen?
Oskar Hauger: Na klar, aber ich möchte in die zweite Reihe. Ich werde 80, war 2007 schwer krank. Damals, als ich viele Kilos verlor, habe ich schon gewitzelt "Die Enten am Ahrufer werfen mir Brot zu". Heute möchte ich sagen: "Ich will nicht mit dem Rollator von der Bühne runter." Zeit für einen Generationenwechsel.

Wer tritt in Ihre großen Fußstapfen?
Hauger: Das steht momentan noch nicht fest, aber wir haben ja noch ein wenig Zeit. Auch wenn die Verträge mit den Künstlern für 2014 schon jetzt gemacht werden müssen. Ich habe einen erfahrenen Elferrat an meiner Seite und bin zuversichtlich, dass es die erfolgreiche Sitzung mit rund 800 Gästen weiter geben wird.

Und jetzt zurück auf Anfang: Wie begann die Erfolgsstory?
Hauger: 1970 störte mich als kölsche Jong, dass Bad Neuenahr fast ein karnevalistischer weißer Fleck war. Der SC 07 gab wie der HTC große Bälle, aber es gab keine Sitzung, und die Fußball-Jugend war förmlich mittellos. So feierten wir bis 1973 im Hotel "Zum Stern", um die Jugendarbeit finanziell unterstützen zu können, zogen dann wegen des enormen Besucherandrangs ins Kurhaus um.

Was macht Ihre Sitzung aus?
Hauger: Dass nur die Kölner Spitzenkräfte auftreten. Ob Höhner oder Bläck Fööss, Räuber oder Marita Köllner, Guido Cantz oder Bernd Stelter: Zu allen pflege ich zum Teil jahrzehntelange Freundschaften. Einer hat mal gesagt: "Nach Neuenahr wird man nicht verpflichtet, sondern berufen."

Was waren die schönsten Momente?
Hauger: Da gibt es viele. 1989 wollte das ZDF in Köln drehen, durfte wegen Verträgen mit dem WDR aber nicht. Als das Team wissen wollte, wo es außerhalb der Domstadt echten Karneval gibt, schickte man es nach Bad Neuenahr. Wir drehten die Sitzung unter dem Motto "Närrisches Roulette" und der Express titelte "Wenn Neuenahr sendet, muss sich Köln warm anziehen". Oder als wir nach der Pause einmarschierten und der Vorhang sich nicht hob. Plötzlich saß der "Weltenbummler" als Präsident auf meinem Platz und die Höhner als Elferrat.

Sind Sie auch nach 42 Jahren noch nervös?
Hauger: Ja, aber ich bin Präsident mit Leib, Seele "un Hätz", der Spaß daran hat, Freude zu vermitteln. Dass ich das machen durfte und konnte, hat mir auch gesundheitlich geholfen. Früher trank ich halt Wein, heute steht ein Pott Tee bereit. Nach zehn Minuten läuft es - auch heute noch.

Zur Person
Oskar Hauger (79) ist in Köln geboren und gelernter Konditor und Patissier. In der Domstadt war er zehn Jahre Präsident der legendären Bäckersitzung. 1956 kam er ins Bad Neuenahrer Café Irmgartz, bis 1966 die Eltern die Bäckerei Ulrich an der Telegrafenstraße übernahmen. In dem Jahr sattelte er um, wurde Croupier in der Spielbank, arbeitete sich zum Tischchef hoch. Um eine Casino-Dependance in Aalborg in Dänemark aufzubauen, wurde er als Direktor dorthin entsandt. Anschließend war er für die Landesregierung von Sachsen/Anhalt tätig, um in Halle und Magdeburg je eine weitere Spielbank zu installieren. 1999 ging Hauger in Bad Neuenahr in den Ruhestand.

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