Rheinischer Obstbautag in Dernau Warum diese einzigartige Apfelsorte von sich reden macht

DERNAU · Die neue Apfelsorte „Fräulein“ sorgt beim Obstbautag in Dernau für Gesprächsstoff. Vermarktet wird der Apfel, dem nachgesagt wird, er sei ein „Geschmackserlebnis“, derzeit von nur einer Firma.

 Beim Obstbautag in Dernau wird auch die neue Apfelsorte „Fräulein“ vorgestellt. Sie biete ein besonderes Geschmackserlebnis, heißt es.

Beim Obstbautag in Dernau wird auch die neue Apfelsorte „Fräulein“ vorgestellt. Sie biete ein besonderes Geschmackserlebnis, heißt es.

Foto: Martin Gausmann

Aufwind für das „Fräulein“: knackig, saftig, säuerlich, bestens geeignet zum Reinbeißen. Beim Rheinischen Obstbautag in Dernau stellte Dirk Zabel vom Deutschen Obstsorten-Konsortium (DOSK) die neue Apfelsorte vor, die künftig auch in der Region angebaut werden könnte.

Entstanden sei die neue Hoffnungsträgerin der deutschen Obstbauern durch natürliche Kreuzung auf einem Hof in der Hildesheimer Börde, sagte Zabel. In natürlicher Verpackung in Pappkartons soll sie künftig den Apfelmarkt bereichern.

Vermarktet wird der Apfel, dem nachgesagt wird, er sei ein „Geschmackserlebnis“, derzeit von nur einer Firma. Angeboten werden kann er in Hofläden und auf Wochenmärkten. Insgesamt stehen deutschlandweit schon mehr als eine Million „Fräulein“-Bäume, ein Großteil davon in Norddeutschland. Geerntet wurden im vergangenen Jahr 25 Tonnen, für 2020 werden 300 Tonnen erwartet, 2014 sollen es 15 000 Tonnen sein.

Im Versuchsanbau ab 2015 wurde die Sorte unter der sachlichen Bezeichnung G 566 geführt, 2017 kam sie auf den Markt. Jetzt wird der „Fräulein“-Apfel als „Die deutsche Apfelentdeckung“ beworben. Der Name stehe für Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Offenheit, sagte Zabel, er stehe für eine „attraktive, energiegeladene Leistungsträgerin“, sei modern, international, begehrens­wert. Ferner könne der Apfel mit Regionalität, Nachhaltigkeit und Biodiversität punkten und sei klimatisch angepasst.

Mit „Sweet Tango“, „Snap Dragon“, den Zuchtklonen Zinn 143 und WUR 029 wurden neben dem „Fräulein“ weitere neue Sorten vorgestellt, die sich für den Anbau im Rheinland eignen, teils aber noch nicht dafür lizenziert sind. Schon im Handel sind unter anderem die „Evelina“, ein farblich verbesserter Pinova, und der Bio-Apfel Natyra, der im konventionellen Anbau unter dem Namen „Magic Star“ geführt wird.

Obstbau kann zur Existenzfrage werden

Nicht nur fröhliche Töne waren in Dernau zu hören, denn Obstbau kann zur Existenzfrage werden. Jörg Hilbers von der Bundesfachgruppe Obstbau in Berlin thematisierte die Herausforderungen und sprach auch über den Rückgang der Betriebe deutschlandweit.

Überproduktion und damit verbunden Druck auf den Markt sowie Klimawandel nannte er als Probleme. Alternativen könnten Direktvermarktung oder Bio-Anbau sein.

Die seit 2018 beobachtete Debatte um den Klimawandel sei jetzt auf dem Höhepunkt, sagte Hilbers. Er sprach über Initiativen wie „Rettet die Bienen“, über Insektensterben und Ablehnung von Pflanzenschutzmitteln in Teilen der Gesellschaft.

Zwar sei nachgewiesen, dass etwa ein Drittel weniger Insektenarten vorhanden seien, dagegen müsse etwas getan werden. Der Schwund werde zu Lasten des Obstbaus diskutiert. Mit Klimawandel und Luftverschmutzung nannte Hilbers weitere mögliche Ursache für das Problem und führte auch an, dass die Folgen des Insektensterbens noch nicht untersucht seien.

Die Betroffenheit vom Verbot von Insektiziden und Herbiziden in Schutzzonen sah Hilbers als problematisch. Dagegen sagte er, dass Obstplantagen Lebensraum für eine Vielfalt von Insekten und durch die Vielfalt an Sorten Potenzial für Biodiversität böten, was wissenschaftlich nachgewiesen sei.

„Obstanlagen sind ein wichtiger Lebensraum“, sagte Hilbers. Nachgewiesen seien in den Anlagen 80 Wildbienenarten, 32 Libellenarten und 102 Vogelarten. Das System des integrierten Nützling-schonenden Anbaus funktioniere nur mit Insektiziden die genutzt werden könnten.

Gespräche auf politischer Ebene müssten hier Klarheit schaffen. Hilbers empfahl, die Betriebe sollten die Öffentlichkeit ausführlich über ihre Arbeitsweise informieren und in den Dialog mit den Verbrauchern eintreten. „Es geht grundsätzlich um die Wertschätzung von Lebensmitteln“, stellte er klar.

Bei den weiteren Themen des Obstbautages ging es um Arbeitsschutz nach Pflanzenschutzbehandlungen, um Mittel zum Pflanzenschutz, um Erntemanagement und um Naturschutzmaßnahmen im Erwerbsobstbau.

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