Kommentar zu Personalmangel bei der Polizei Unhaltbarer Zustand

Meinung | KREIS AHRWEILER · Wenn in einem 800 Quadratkilometer großen Flächenkreis wie dem Kreis Ahrweiler gerade mal vier Polizeifahrzeuge unterwegs sind, dann dürfte Alarmstimmung bei den Bürgern angebracht sein – und Hochstimmung bei Verbrechern.

Noch tauchen Streifenwagen der Polizei nicht auf der WWF-Liste der bedrohten Arten auf. Doch so langsam aber sicher hat man den Eindruck, dass Polizeiwagen im Straßenbild kaum mehr vorkommen. Kein Wunder: Wenn in einem 800 Quadratkilometer großen Flächenkreis gerade mal vier Polizeifahrzeuge unterwegs sind, dann dürfte Alarmstimmung bei den Bürgern angebracht sein – und Hochstimmung bei Verbrechern.

Vier Polizeiwagen bei rund 130.000 Einwohnern. Heißt statistisch: Auf 32.500 Einwohner kommt eine mit zwei Beamten besetzte Polizeistreife. Da ist ungläubiges Staunen angesagt.

Auch wenn der sich von Bad Breisig bis nach Adenau, von Maria Laach bis in die Grafschaft erstreckende Landkreis nicht gerade als Hort der brutalsten Verbrechen bekannt ist, so dürfte dennoch schnell klar sein: Diese Polizeipräsenz ist ein unhaltbarer Zustand. Statt Verbrechensbekämpfung kann es so höchstens eine Verbrechensverwaltung geben.

Zahlen kann man sich nicht schönreden. Auch wenn das Land gerne betont, dass es viele Neueinstellungen gibt, so steht dem eine gewaltige Zahl an Polizisten gegenüber, die in den Ruhestand gehen. Aber selbst wenn sich die Zahl der Anfänger und Abgänger die Waage halten würde, wäre keine Besserung in Sicht.

Mindestens 1000 zusätzliche Polizisten fehlen im Land. Nachwuchs ist nur schwer zu rekrutieren: Es gibt nämlich den unfreundlichen Umstand, dass Polizisten im benachbarten NRW per se erheblich mehr verdienen als in Rheinland-Pfalz. Also gehen Bewerber lieber dorthin, wo mehr gezahlt wird.

Internationaler Terrorismus, organisiertes Verbrechen, Cybercrime, steigende Gewalt und Gefährdung durch radikale Kräfte, die zunehmende – auch die Polizei stark beschäftigende – Verrohung der Gesellschaft, eine Flut an Wohnungseinbrüchen, unzählige Verkehrsdelikte, ein wachsender Überstundenberg, der im Land bei rund 1,7 Millionen Stunden liegt, ein hoher Krankenstand durch Überbelastung: Grund zur Sorglosigkeit gibt es in Sachen Sicherheit der Bürger fürwahr nicht.

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