Energieversorger gegen Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler Riesenkrach nach dem Wasser-Deal

KREISSTADT · "Wir sind angegriffen, betroffen, irritiert und befremdet." - Spricht man die Energieversorgung Mittelrhein (EVM) auf das Geschäftsgebaren der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler an, so folgen deutliche Worte. Unternehmenssprecher Christian Schröder: "Die Stadt beschädigt unser Image. Wir verstehen den Sinn des plötzlichen Angriffs aber nicht."

 Auch in "Wasserkammern" wird in Deutschland das wertvolle Nass bevorratet.

Auch in "Wasserkammern" wird in Deutschland das wertvolle Nass bevorratet.

Foto: dpa

Wie berichtet, betreibt die Stadt seit dem 1. Januar in Eigenregie das Wassergeschäft, das die EVM seit 1943 ohne jede Beanstandung für sie betrieb. Bei Übernahme des stadteigenen Netzes, das von der EVM lediglich bewirtschaftet wurde, will die Stadt nun eklatante Mängel festgestellt haben. Die EVM habe ihr das Netz in verwahrlostem Zustand übergeben, so der Vorwurf. Das weist der Energieversorger, mit dem die Stadt derzeit übrigens just in Verhandlungen zur Übernahme des Gasnetzes steht, vehement zurück.

Eigentümer des Wassernetzes ist die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, Bewirtschafter über einen Betriebsführungsvertrag war bis zum 31. Dezember die EVM. Bedeutet: Für Investitionen am Netz ist der Eigner zuständig. In einem Wirtschaftsplan, der vom von der Stadt eingesetzten Werksausschuss sowie vom Stadtrat genehmigt werden muss, werden größere Instandsetzungsmaßnahmen festgehalten und in der Regel dann vom Betreiber - der über das entsprechende Know how verfügt - beseitigt. EVM-Sprecher Schröder: "Es wäre für unser Geschäft nur abträglich, wenn wir Mängel nicht melden würden, da wir mit deren Beseitigung ja Erträge erzielen."

Selbstverständlich sei die Stadt regelmäßig über den Zustand des Netzes informiert worden. Zuletzt habe es im Sommer eine umfassende Dokumentation gegeben. Jedoch mit völlig anderer Bewertung als jener, die nun die Stadt vornimmt: Das Leitungsnetz sei in außerordentlich gutem Zustand, von Mängeln keine Spur.

"Der Anlagezustand ist in Wort und Bild der Stadt vorgelegt worden. Es gab immer Transparenz, was den Netzzustand anbetrifft. Vielmehr sind wir sogar regelmäßig vom Werksausschuss, der die Anlagen auch besichtigt hat, gelobt worden", so Schröder. Alleine schon der Umstand, dass die Schadensrate im Rohrnetz sehr gering sei, mache deutlich, "dass das Netz so schlecht wohl kaum sein kann".

Sehr befremdet sei man auch darüber, wie man mit der Verabredung, das bisherige EVM-Personal übernehmen zu wollen, von Seiten der Stadt umgegangen sei. "Bis zuletzt erklärte die Stadt, das Personal übernehmen zu wollen. Dann gab es einen plötzlichen Sinneswandel", berichtete EVM-Sprecher Schröder, der in diesem Zusammenhang auf unterschiedliche Tarifzahlungen hinwies. Die EVM zahle ihren Mitarbeitern mehr, als die Stadt wohl bereit war, an Löhnen nach einer Übernahme des Personals zu bezahlen.

Am 29. und 30. Dezember habe die EVM die Übergabe des Trinkwassernetzes veranlasst. Gemeinsam mit einem Mitarbeiter der Stadt seien alle Anlagen abgegangen worden, auch habe man die Übergabe protokolliert. "Dabei wurden keinerlei Mängel festgestellt oder beanstandet", stellte Schröder klar. Allerdings: Unterschrieben wurde das Protokoll von der Stadt nicht - sie hatte einen Mitarbeiter geschickt, der überhaupt nicht zeichnungsbefugt war. Schröder: "Somit konnte die Übergabe formal nicht bestätigt werden."

Stattdessen habe die EVM am selben Tag, 30. Dezember, Post von der Stadt bekommen. Darin habe man Mängel beklagt und sich einen Schadenersatz vorbehalten. Schröder: "An keiner Stelle wurde aufgeführt, wo denn die Mängel sein sollen. Konkret wurde die Stadt nicht."

Der Energieversorger will nun nicht ausschließen, rechtlich gegen die Stadt vorzugehen. Schließlich sei das Image der EVM durch die Behauptungen der Stadt beschädigt worden.

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