Agenten und Staatsgeheimnisse Regierungsbunker im Ahrtal zeigt "Spionage"

AHRWEILER · Das Team der Dokumentationsstätte Regierungsbunker im Ahrtal bereitet sich auf den 800.000. Besucher vor sowie auf das zehnjährige Jubiläum am Wochenende 21./22. April, das mit vielen Sonderführungen und Veranstaltungen gefeiert wird.

Der Regierungsbunker im Ahrtal, eines der meistfrequentierten Museen in Rheinland-Pfalz, hat wieder geöffnet. Mehr als 500 Besucher nutzten das erste Wochenende nach der Winterpause, in der die Dokumentationsstätte Regierungsbunker ihre Pforten auch wieder für Einzelbesucher geöffnet hatte, um in die Zeit des Kalten Krieges einzutauchen. Vor zehn Jahren wurde das außergewöhnliche Museum eröffnet. Seither kamen fast 800 000 Besucher.

„Vor allem viele Familien, einige weit gereist aus Spanien und England, kamen, um an einer Führung teilzunehmen“, berichtete Museumsleiterin Heike Hollunder. Ab sofort kann die 2008 eröffnete Dokumentationsstätte wieder mittwochs, samstags und sonntags jeweils ab 10 Uhr besichtigt werden. Auch an den Feiertagen ist das 60-köpfige Team im Einsatz. Auch an den bevorstehenden Osterfeiertagen sowie an Karfreitag können sich interessierte Besucher ein Bild vom ehemaligen Staatsgeheimnis machen, das bis 1998 als „Ausweichsitz der Verfassungsorgane in Krise und Krieg“ betrieben wurde.

Ganz aktuell bereitet sich die Mannschaft der Dokumentationsstätte auf den 800 000. Besucher vor, der in den nächsten Tagen erwartet wird, sowie auf das zehnjährige Jubiläum am Wochenende 21./22. April, das mit vielen Sonderführungen und Veranstaltungen gefeiert wird. Noch bis zum 15. April ist die Kunstausstellung „Spionage“ zu sehen. Drei Künstler widmen sich in einer Sonderausstellung dem Thema Spionage. Passender könnte der Ort für die Ausstellung SpionAge von Stephan Glöckner, Ulrich Schmidt-Contoli und Kolja Senteur nicht sein: Der Regierungsbunker stand selbst über Jahrzehnte im Fokus der ausländischen Spionage, besonders des Geheimdienstes der ehemaligen DDR.

Drei Künstler nähern sich Spionage

Bereits während seines Baus waren Details des „geheimsten Bauwerks in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ in Ostberlin bekannt – ausgekundschaftet durch Agenten der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des Staatssicherheitsdienstes der DDR. „Welche Rolle die Spionage in der Geschichte hat, welche Facetten das Thema heute angesichts globaler Überwachung, Big Data und moderner Abhörtechnik bietet, und was Menschen antreibt, die sich der Spionage verschrieben haben – all diesen Fragen widmet sich die Ausstellung aus künstlerischer Sicht“, sagte Hollunder.

Die drei Künstler nähern sich der Spionage auf unterschiedlichste Weise. Ob in historischen Szenencollagen, Porträts berühmter Spione oder durch Wortkunst – die Ausstellung bietet einen vielseitigen Zugang zu einem Thema, das auch nach dem Ende des Kalten Krieges keineswegs an Relevanz verloren hat. Fast alle Bilder der Künstler sind eigens für die Ausstellung Spionage entstanden.

Hollunder: „Stephan Glöckner geht das Thema im wahrsten Sinne des Wortes schriftlich an. Er wendet sich an die Grundprinzipien der Wahrnehmung. Gibt es überhaupt eine Wahrheit, und wenn ja, wo versteckt sie sich?“ Geheimnisse und Rätsel erzeugten den Drang, „sie zu knacken oder zu verraten“. Wenn jedoch alle Mysterien offenbart seien, verschwinde die Spannung. „Unsere Neugier braucht Nahrung. Warum? Das bleibt ein Geheimnis“, erklärt die Museumsleiterin.

Wem ist zu trauen und wer überwacht wen?

Uli Schmidt-Contoli beteiligt sich mit zehn Werken an der Ausstellung. Er beschäftigt sich vor allem mit der Frage, was Menschen antreibt, die zum Spion werden, und setzt die Antworten in historischen Kontext. So entsteht ein szenisches Kaleidoskop zur Geschichte und Psychologie der Spionage. Während sich die Methoden der Spionage über die Jahrtausende verändert haben, sind die Motive die gleichen geblieben. Am Ende ist es immer der Mensch als Individuum, der sich bewusst als Informant zwischen den Mächtigen zur Verfügung stellt – von der Steinzeit bis zum modernen Zeitalter systematischer Fremdüberwachung.

Der Ansatz, den Kolja Senteur in seinen Arbeiten verfolgt, ist – so Heike Hollunder – besonders der Paranoia gewidmet. Wer überwacht wen? Wem ist zu trauen? Das Janusköpfige im Menschen trete zum Vorschein. Seit jeher würden Menschen ausgehorcht, hintergangen und verraten. „Wer weiß was über uns? Wie viel geben wir via soziale Netzwerke freiwillig preis? Entspricht der Ursprung der Spionage nicht sogar einer menschlichen Schwäche, der Neugierde?“ fragt Hollunder.

Die drei Künstler gingen auch der Frage nach, inwieweit Bürger bereit seien, sich im Namen der Sicherheit durchleuchten zu lassen. In der Gestaltung von Senteurs Werken sei das damit verbundene Spannungsfeld zu finden. Da haben die Wände Ohren, der Spion wird vom Spion gejagt und am Ende doch (k)ein bisschen Frieden?

Die Ausstellung ist noch bis zum 15. April in der Dokumentationsstätte Regierungsbunker zu sehen.

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