Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland Präses Nikolaus Schneider geht in den Ruhestand

BAD NEUENAHR-AHRWEILER · Nach zehn Jahren Amtszeit geht der rheinische "Mein Ausscheiden aus dem Amt hatte ich mir bei Beginn meines Präsesdienstes anders gewünscht." Die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland horcht auf.

So ehrlich hat noch keiner der Vorgänger von Nikolaus Schneider seinen letzten Rechenschaftsbericht beendet. Und der 65-Jährige, der am 3. März in Hannover sein Amt in jüngere Hände legt, fährt fort: "Man kann wirklich nicht sagen, dass das Haus nun geordnet und bestellt ist." Mancher Synodale und manchem Synodalen stockt der Atem.

Aber so ist nun einmal Schneider, der in diesen Tagen an der Ahr abgespannt wirkt. Noch eine Nachwirkung seiner schweren neurologischen Operationen vom Herbst, als er sich entgegen des Rates seiner Ärzte keine längere Auszeit gönnte?

Oder ist es die Enttäuschung über den bbz-Skandal, von dem er ebenso wie die meisten anderen der zweitgrößten Landeskirche überrascht wurde und die das im Rheinland ohnehin gepflegte Misstrauen gegen jede Kirchenleitung verstärkt hat? Im Frühjahr wird er mit seiner Frau Anne für die verbleibenden knappen drei Jahre als Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland nach Berlin ziehen.

Nie hat der Sohn eines Hochofenarbeiters seine soziale Herkunft geleugnet. Nicht als Pfarrer, nicht als Superintendent, nicht als Vizepräses, nicht als Präses und auch nicht als höchster Repräsentant der 28 Millionen evangelischen Christen in Deutschland. Mit seiner unverstellten Herzlichkeit kommt er ebenso schnell in Kontakt mit den Mächtigen des Landes wie mit dem langzeitarbeitslosen Hartz-IV-Empfänger.

Und immer erhebt er seine Stimme zu Gunsten der Menschen, die in der Gesellschaft nichts zu lachen haben. Oft ist er als evangelischer Sozialbischof bezeichnet worden. Aber dieses Wort mag er überhaupt nicht. Mit "fromm und sozial engagiert" fühlt er sich besser charakterisiert.

Immer ist Schneider der engagierte Prediger, der leidenschaftliche Seelsorger geblieben. Von oben herab zu predigen, ist seine Sache nicht. Als Pfarrer unter Stahlarbeitern war er nie in Gefahr, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Als Vater, der seine jüngste Tochter durch Krebs verlor, hat er die Frage nach dem Warum des Leidens nie leichtfertig beantwortet.

Und auch als Präses hat er im Gegensatz zu seinen Abschiedsworten vor der Synode durchaus viele Erfolge zu verzeichnen: Schon früh leitete die rheinische Kirche Sparmaßnahmen ein, die jetzt greifen. Das Pfarrhaus auf dem Land ist nicht in Gefahr, die Zusammenfassung theologischer Einrichtungen in Wuppertal spart nicht nur Geld, sondern ist auch inhaltlich ein Erfolgsmodell.

Selten war ein Präses so populär wie Schneider. Die Übernahme der EKD-Leitung in schwerer Zeit hat er nicht angestrebt, aber aus Pflichtgefühl auch nicht ausgeschlagen. Wenn es um den Menschen geht, legt er sich auch mit den Mächtigen an. Aber immer so, dass keine Türen zugeschlagen werden.

Denn aus seiner Sicht schlägt das Evangelium keine Türen zu. Die anhaltenden Ovationen der Landessynode für seinen letzten, selbstkritischen Rechenschaftsbericht zeigen: Mit Präses Schneider geht ein Großer des deutschen Protestantismus in den rheinischen Ruhestand. Auf Bundesebene bleibt er seiner Kirche und der Ökumene, die er leidenschaftlich fördert, erhalten.

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