Ahrweiler Freiheitswochen Podiumsdiskussion über den demografischen Wandel

BAD NEUENAHR · Der demografische Wandel und das Miteinander der Generationen dürfte zu den größten Problemstellunge schlechthin gehören. Die dritten Ahrweiler Freiheitswochen hatten sich des Themas in einer Podiumsdiskussion angenommen.

 Freiheiter-Diskussion im Augustinum (von links): Lisa Offergeld,Henning Scherf, Ebba Hagenberg-Miliu und Celia Sasic.

Freiheiter-Diskussion im Augustinum (von links): Lisa Offergeld,Henning Scherf, Ebba Hagenberg-Miliu und Celia Sasic.

Foto: Martin Gausmann

Der 79-jährige Bremer Ex-Bürgermeister und in einer Mehrgenerationenwohngemeinschaft lebende Henning Scherf, die 29-jährige Ex-Profifußballerin Celia Sasic, mit kamerunischen und französischen Wurzeln zur Welt gekommen, einst deutsche Nationalspielerin, seit vier Jahren verheiratet mit einem Kroaten, und die 16-jährige Calvarienberg-Schülerin Lisa Offergeld stellten sich des von der Journalistin Ebba Hagenberg-Miliu moderierten Themas, das reichlich Sprengstoff enthält, der jedoch nicht zur Zündung kam.

„Alt ist nicht gleich gebrechlich“, stellte Scherf gleich zu Beginn klar. Diese Vorstellung müsse aus den Köpfen verschwinden: „Wir rutschen nicht in eine Gesellschaft, in der die Rollatoren dominieren.“ Den jungen Menschen wünsche er, „dass sie eine offene Generation darstellen, die aus unseren Fehlern lernt“. Er glaube und hoffe nicht, dass alte Menschen irgendwann mit Robotern „schmusen“ müssten. Offen blieb, ob er sich sicher ist, dass es ein harmonisches Miteinander von Alt und Jung gibt und geben wird, geprägt von gegenseitiger Achtung und gegenseitigem Respekt, von Fürsorge und Zuwendung.

Die Senioren wollten „dabei sein und mitmachen“, so Scherf. Und: „Sie wollen etwas zu tun haben.“ Was das Miteinander mit der jungen Generation anbetrifft, unterstrich der die Diskussion recht einseitig beherrschende frühere Bremer Bürgermeister: „Wir Älteren würden das letzte Hemd dafür geben, damit die Enkel eine Perspektive haben.“

Von Wohngemeinschaften bis Fußball als Integrationshelfer

Einen Krieg der Generationen, ein Ausspielen von Alt und Jung werde es nie geben. Sehr glücklich lebe er in seiner Wohngemeinschaft: „Die Kinder dort sind unsere beste Medizin.“ Man helfe sich gegenseitig, so der SPD-Politiker.

Sasic plauderte über ihr Fußballerleben und die Integrationsrolle, die der Sport biete. Sie berichtete über ihre Familie, Schwiegereltern und das gemeinsame Weihnachtsfest, während sich Lisa Offergeld über die räumliche Nähe ihrer Großeltern freute, ihrer Oma Respekt zollte und ihrer Hoffnung Ausdruck gab, später diese Persönlichkeit, Kraft und Stärke zu besitzen, die sie im Miteinander mit ihr verspürt habe.

Die Jugendliche war es dann auch, die das Thema in die Realität führte. Ein Praktikum in einem Bad Breisiger Altenheim habe ihr vor Augen geführt, wie schlimm es ob des Personalmangels um die Betreuung der alten Menschen stehe. Das Publikum griff dieses eklatante Problemfeld dankbar auf, wie auch die unübersehbare steigende Altersarmut. „Jetzt kommen die heißen Themen“, meinte Moderatorin Hagenberg-Miliu – zum Ende der Veranstaltung.

Henning Scherf konnte da aus seiner Sicht beschwichtigen. Das Grundgesetz sorge dafür, „dass niemand auf die Straße gejagt wird“. Es gebe den gesetzlich verbrieften Anspruch auf Sozialleistungen, auf Wohngeld, auf Krankenkasse. Allerdings: Es gebe das Prinzip der Subsidiarität: „Der Staat ist nicht dazu da, den Kindern das Erbe zu sichern.“

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