Eindrucksvolle Interpretationen Passionskonzerte in Ahrweiler und Maria Laach

MARIA LAACH · Zog es die meisten Besucher am Palmsonntag an der Ahr und in der Eifel auch eher ins Freie, so fand sich doch ein Liebhaberpublikum zusammen, um sich von Orgelklängen und Meditationen in der Pfarrkirche St. Laurentius und in Maria Laach zum Nachdenken anregen zu lassen.

 Zu Beginn der Karwoche lud die Abteil zum Passionskonzert.

Zu Beginn der Karwoche lud die Abteil zum Passionskonzert.

Foto: Matin Gausmann

Markus Prange spielte in Ahrweiler Kreuzweg-Meditationen von Andreas Willscher und Lektor Hermann Lexis las die dazu verfassten Texte von Gerhard Weisgerber. Es entspann sich ein Passionskonzert, das besonders durch sein unerwartetes Ende Eindruck machte.

Sprach der Text zur ersten Station davon, dass Jesus „keine schlagfertige Truppe“ hatte, so setzte die Musik dagegen gewichtige Akkorde, die sich schicksalsschwer in das Kirchenschiff schraubten. Doch diese Musik ist nicht die eines Triumphators, sondern die des Leidenden an der Sünde der Welt. In der zweiten Station rückte Jesus nach dem Johannes-Evangelium in den Blick, der sein Kreuz selbst trägt, es fast schon herzt. Passend dazu formierte die Musik das Motiv vom Kreuz als Himmelsleiter, der bei aller Grausamkeit eine Heilsperspektive eingegeben ist. Dreimal fällt Jesus auf dem Kreuzweg unter dem Kreuz.

Der Impuls zu sechsten Station stellte den zusammengesetzten Namen der Veronika in den Mittelpunkt, die Jesus ihren Schleier als kleine Linderung anbietet. Dadurch wird sie zum „vera ikon“, zum „wahren Bild“ und damit zum Vorbild für alle Menschen. Zu Gehör der Besucher kam die süßeste Melodie des Nachmittags, welche nur in einigen harmonischen Wendungen den tragischen Kontext erahnen ließ. Zum Bild der Begegnung Jesu mit den weinenden Frauen griffen Text und Musik perfekt ineinander. Ganz zurückgenommen gab die Musik freien Raum zum Nachdenken.

Zum Beginn der Karwoche stand in der Abteikirche Maria Laach ein Passionskonzert auf dem Programm. Unter der Überschrift „Mich dürstet“ standen drei Vertonungen der sogenannten „Sieben letzten Worte Jesu am Kreuz“ auf dem Programm, begleitet von weiterer geistlicher Trauermusik. Es sang die Capella Lacensis, begleitet von der Capella Confluentes unter der Leitung von Benediktinerpater Philipp Meyer.

Heinrich Schütz' Vertonung der Worte geizt nicht mit satter Harmonie. Bis in den letzten Winkel der Kirche reichte der Klang und zog die Zuhörer direkt in das Geschehen des Karfreitags hinein. Das Orchester leitete über und die Solisten nahmen hinter dem Dirgenten ihren Platz ein. Den sechs Sängern oblag es, in immer wechselndem Zusammenspiel die Worte vorzustellen und musikalisch zu deuten.

Die für Schütz typische Herbheit gab ihr Übriges zu einer musikalisch eindrucksvollen Interpretation. Dabei beschränkt sich der Komponist nicht nur auf die Worte des Heilands, sondern nimmt auch die Nebenfiguren in den Blick. Liebliche Musik umspielte die dreifache Wiederholung des abgeklärten Todesworts aus dem Johannes-Evangelium: „Es ist vollbracht.“

Nach einer bewussten Pause übernahm wieder das Orchester, bevor der Chor die hintere Klammer der Komposition setzte. Das Orchester wurde zu Charles Gounods Fassung erheblich reduziert. Übrig blieben nur Bernd Kämpf am Orgelpositiv und David Schütte an der Bassgambe. Darüber ließ der Chor eine Traurigkeit schweben, die sich nicht entscheiden konnte, ob sie das Schicksal herb beweinen oder im Glauben der Hoffnung Raum geben sollte. So schickten die Lästerungen kalte Schauer über die Rücken der Besucher, der sanfte Jesus hingegen fing die Atmosphäre wieder auf. Aus der Tiefe kroch die Finsternis des Karfreitags die Abteimauern hoch und das Motto des Konzerts hinterließ musikalisch einen bitteren Nachgeschmack. Den breiten Klang zum Schluss kostete das Publikum spürbar aus, das seinen Applaus bis zum Schlusston des gesamten Konzerts aufsparte.

Knut Nystedt beschloss den Reigen der „Worte“-Kompositionen. Ganz ohne Instrumente fuhr die Capella Lacensis zur Höchstform auf. Es folgte eine kurze Meditation über die im Tod Jesu gewandelte Perspektive auf die Sündhaftigkeit des Menschen und die Vergeltung Gottes in Barmherzigkeit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort