340 Menschen begleitet Neujahrsempfang des Hospiz-Vereins Rhein-Ahr

KREIS AHRWEILER · Im Sitzungssaal des Altenahrer Rathauses hat der Hospiz-Verein Rhein-Ahr seinen Neujahrsempfang gehalten. Das Team hat 2017 insgesamt 340 Menschen begleitet.

Immer wieder an einen anderen Ort im Kreis Ahrweiler zieht es den Hospiz-Verein Rhein-Ahr bei seinem Neujahrsempfang. Nicht ohne Grund, wie die Vorsitzende Ulrike Dobrowolny diesmal im Sitzungssaal des Altenahrer Rathauses erklärte: „Schließlich agieren wir kreisweit.“ Und der Verein wächst. 2017, im Jahr seines 25-jährigen Bestehens, ist er von rund 1000 auf mittlerweile 1224 Mitglieder angewachsen und zählt 58 ehrenamtliche Begleiter und fünf hauptamtliche Mitarbeiterinnen. Das Team hat 2017 insgesamt 340 Menschen begleitet. „Alle ehrenamtlichen Mitarbeiter werden vom Hospiz-Verein ausgebildet, eingesetzt, begleitet und weitergebildet“, sagte Dobrowolny.

Ein wichtiger Baustein der Begleitungen sei die Trauerarbeit. 72 Menschen seien im vergangenen Jahr zu den 51 angebotenen Treffs gekommen, wobei 302 Stunden ehrenamtliche Trauerbegleitung angeboten wurden. Doch nicht die Zahlen standen im Vordergrund beim Neujahrsempfang. Themen wie Menschlichkeit und Sterblichkeit waren ebenso angesagt wie das Feiern im Miteinander und in Gesprächen sowie Gesang des Hospiz-Chors.

„Eines ist mir heute wieder deutlich geworden: Dass diejenigen, die sich intensiv auch mit dem Tod beschäftigen, umgekehrt intensiv fröhlich sein und feiern können“, stellte der Landtagsabgeordnete Horst Gies als Vertreter von Landrat Jürgen Pföhler fest. Er erinnerte auch daran, wie schnell man manchmal mit dem Tod konfrontiert werde und welche Versorgungslücke im nördlichen Rheinland-Pfalz der Hospiz-Verein als drittgrößter Verein seiner Art geschlossen habe.

Hospizbegleiter geben Halt, Hilfe und Nähe

Halt, Hilfe und Nähe gäben die Hospizbegleiter genau dann, wenn sie am meisten gebraucht werde, sagte Altenahrs Bürgermeister Achim Haag. Von Geburt an brauche der Mensch Menschlichkeit, „aber zum Schluss wird es dann doch sehr einsam und dann sind wir unendlich dankbar, dass Sie da sind, denn das, was Sie tun, muss man erst einmal aushalten können.“ Umso mehr dankte er für das Da-Sein der Hospiz-Mitarbeiter.

„Da“ waren im vergangenen Jahr 27 haupt- und 21 ehrenamtliche Mitarbeiter des stationären Hospizes für insgesamt 112 Menschen, die sie versorgten und begleiteten, wie Hospiz- und Pflegedienstleiterin Yasmin Brost ausführte. Die Auslastung des Hospizes liege bei 94,3 Prozent, die Verweildauer der Gäste durchschnittlich bei 30,7 Tagen. Traurige wie fröhliche Momente habe es gegeben. „Für mich ist es das größte Geschenk, wenn einer der An- oder Zugehörigen mit Hausschuhen aus dem Zimmer kommt und zum Frühstück ganz leger daherschlappt, weil dann wissen wir, sie fühlen sich zu Hause“, sagte Brost.

Der Kontakt mit Schwerstkranken eröffnet laut Dobrowolny jedem die Chance, sich mit der Realität des eigenen Todes auseinanderzusetzen und als Begleiter die freie Zustimmung zum eigenen Tod zu erlernen: „Das ist Selbstsorge im eigenen Sinne.“ Sie verwies auch auf die Unterstützung, die der Hospiz-Verein brauche, weil laut Gesetzgeber 150 000 Euro jährlich respektive fünf Prozent der Unterhaltskosten für das Hospiz aus Spenden aufzubringen sind. Eine Möglichkeit der Unterstützung biete die im vergangenen Jahr gegründete Hospiz-Stiftung.

Im kommenden Jahr soll es verstärkt auch um die „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“ gehen. Einzelpersonen und Institutionen könnten mit ihrer Unterschrift beitragen, aktive Sterbehilfe zu verhindern und aktive, würdevolle Sterbebegleitung und gute Versorgung bis zuletzt zu sichern.

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