Fünf Stunden Dauer-Karneval Neuenahrer sind aus kölschem Holz

BAD NEUENAHR · 800 Jecken feiern im "Närrischen Kurhaus" außer Rand und Band.

 Nach 32 Jahren gehören sie zu den Urgesteinen des Kölner Karnevals: Die Paveier, die in Bad Neuenahr mächtig einheizten.

Nach 32 Jahren gehören sie zu den Urgesteinen des Kölner Karnevals: Die Paveier, die in Bad Neuenahr mächtig einheizten.

Foto: Martin Gausmann

Die einen nennen es Entwicklungshilfe, die anderen Völkerverständigung. Tatsache ist, dass dank des Einsatzes der beiden Ahrweiler Udos - Udo Groß als Sitzungspräsident und Udo Willerscheid als Vorsitzender der Ahrweiler KG - Bad Neuenahr am Dienstagabend im "Närrischen Kurhaus" viel Spaß hatte. "Ich bin ein wenig nervös", räumte Groß vorab im Foyer im GA-Gespräch ein. Er war sich durchaus bewusst, dass er in Runde eins nach Oskar Hauger in die zugegebenermaßen großen Fußstapfen seines Vorgängers treten musste. Doch Ahrweilers "The Voice" ist ja kein Anfänger und von Aufregung war nach dem Einmarsch des neuen Elferrates nichts mehr zu spüren. Nach der fünfstündigen Sitzung mit kölschen Karnevalsgrößen blieb das Fazit: "Dat häste joht jemaht, Chapeau!"

Christoph Reinicke, Vorstand der veranstaltenden Aktiengesellschaft Bad Neuenahr mit den Partnern Area Consult und Steigenberger im Boot, hieß zunächst die 800 kostümierten Jecken im geschmückten Saal nebst "knubbelevollem Gepäcknetz" willkommen. Der erste Jubel war ihm und dem Organisationsteam sicher, denn es gingen nicht nur je zwei Euro vom Eintrittskartenpreis an den Hospiz-Verein Rhein-Ahr, sondern das Haus Steigenberger um Direktor Denis Hüttig hatte ebenfalls versprochen, den Betrag um einen Umsatzanteil aufzustocken. Da im Laufe der Sitzung noch viele Spenden aus dem Publikum verkündet werden konnten, strahlte Vereinsvorsitzende Ulrike Dobrowolny mit Schirmherr Hans Stefan Steinheuer um die Wette: "Trauer und Sterben gehören unzertrennlich zu Lachen und Humor. Das passt also heute Abend wunderbar."

Sowohl das Ambiente des barocken Kurhauses als auch die Stimmung mit Zugabe-Rufen und Raketen sorgten wiederum bei vielen Bühnenakteuren für Begeisterung. "Nightwash"-Star Knacki Deuser, bester Redner des Abends, bekam nicht nur für die Äußerung "Euer Saal ist noch ein bisschen schöner als der Kölner Gürzenich" stehende Ovationen und eine Rakete. Nach Provokationen wie "Ihr seht zu jung aus für Bad Neuenahr. Das ist doch die einzige Stadt mit einer Seniorenklappe" nahm er sich den Kölner vor: "Der ist so jeck, der schmeißt sogar vom Umzugswagen Kamelle."

Echte Hingucker dann die Kammerkätzchen und Kammerdiener. Bis zur Deckenhöhe flogen in akrobatischer Spitzenleistung die Tänzer - da flog auch schon mal ein Schuh ins Publikum - und beim Rock'n'Roll-Medley hielt es keinen mehr auf den Stühlen. Mit den "Klüngelköpp" stimmte der Saalchor in "Mir sin us kölschem Holz" ein, während die "Drei Colonias" mit Klassikern wie "Es war in Königswinter" oder "Bier un en Appelkorn" aufwarteten. Mit lautem Kreischen begrüßten die Fans dann zum krönenden Finale die wohl poppigste Jungband, die Köln zur Zeit vorzuweisen hat: "Cat Ballou". In ihre Köln-Hymne "Et jitt kei Wood" stimmten die Insider genauso ein wie in "Hück steiht die Welt still". Stillhalten wollte um 0.30 Uhr noch niemand, daher führte Udo Groß das Jupp-Schmitz-Lied "Eine Kur in Bad Neuenahr" als künftiges Sitzungs-Schlusslied ein. In den Refrain stimmten 800 zufriedene Jecken, die eine gute Mischung aus Bewährtem und Neuem zu sehen bekommen hatten, als Saalchor ein.

0 Das "Närrische Kurhaus" geht am 26. Januar 2016 in Runde zwei: mit Bernd Stelter, Guido Cantz, Kasalla, Domstürmer, Cat Ballou und Räuber.

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