Ab in den Urlaub Menschen von der Ahr entdecken neue Urlaubsziele

KREIS AHRWEILER · Die Reiselust ist auch an Rhein und Ahr ungebrochen. Die Reisebüros in der Region ziehen eine erste Bilanz: Mallorca schwächelt, Kreuzfahrten boomen. Und auch exotische Länder werden entdeckt.

 Überschaubarer Trubel: Der Strand S'Illot auf Mallorca ist selbst im Sommer nicht sonderlich überlaufen.

Überschaubarer Trubel: Der Strand S'Illot auf Mallorca ist selbst im Sommer nicht sonderlich überlaufen.

Foto: Manuel Meyer/dpa-tmn

So langsam nähern sich die Sommerferien dem Ende zu. Wohin ging die Reise bei den Menschen an Rhein und Ahr? Wer nicht direkt im heimischen Tourismus beschäftigt ist, machte sich auf, um sein Heimatland oder aber ferne Staaten zu bereisen. Dabei ist der Gang ins Reisebüro trotz aller Buchungsmöglichkeiten im Internet nach wie vor die erste Adresse.

„Wir stellten bei uns eine deutliche Steigerung der Buchungen fest“, freut sich Manuela Lorse von Petry's Reisewelt in Remagen. Mehr Menschen als im Vorjahr seien verreist. Ein Grund seien verschiedene Krisenherde. „Möglicherweise hatte man abgewartet und geplante Urlaube zeitlich verschoben“, denkt die Reisefachfrau. Die Top-Destinationen hätten sich allerdings kaum verändert.

„Viele unserer Kunden machten Urlaub im eigenen Land, aber auch Spanien und Griechenland standen ganz oben auf der Liste der beliebtesten Reiseziele.“ In diesem Jahr sei zudem wieder verstärkt Italien gebucht worden. Was Lorse ebenfalls feststellte: Alte Ziele werden neu entdeckt. Wer beispielsweise aufgrund unsicherer politischer Situationen beliebte Urlauberhochburgen wie die Türkei noch meide, nehme gerne alternative Ziele wie Schottland, die nordischen oder die baltischen Staaten ins Visier.

Unbekannte Zielen werden beliebter

Im Bad Neuenahrer Reisecenter Gies bestätigt Büroleiterin Elke Czech die Tendenzen. Allerdings stellt sie in diesem Jahr gegenüber den guten Vorjahren mit stetig wachsenden Zahlen eine Stagnation fest. Auch in Bad Neuenahr bucht man vorwiegend die seit Jahren beliebten Reiseziele der Deutschen. Aber es gebe auch neue Destinationen, die der Tourismus bisher noch nicht für sich entdeckt habe. Czech nennt Georgien, Albanien oder Kirgisistan. Diese Länder galten bisher als Exoten. Nun werden dort touristische Möglichkeiten aufgebaut.

Ebenfalls tun sich Ziele für Sonnenanbeter auf, die nicht bis in die Südsee fliegen wollen. Czech nennt vor allem Gambia oder die Inselgruppe der Kapverden, sechs Flugstunden entfernt vor der Nordwestküste Afrikas gelegen, auf. Der Massentourismus hat die Vulkaninseln allerdings noch nicht erreicht, was auch daran liege, dass es an einer zuverlässigen Infrastruktur und Flug- und Fährverbindungen zwischen den neun bewohnten Inseln mangelt. Ähnliches gelte für Porto Santo. Die Insel liegt rund 40 Kilometer nordöstlich von Madeira, hat aber einen internationalen Flughafen.

Nur halb so lang braucht man, um mit dem Flieger nach Mallorca zu gelangen. Lange Zeit als Lieblingsinsel der Deutschen bekannt, schwächelt „Malle“ in diesem Sommer. „Die Besucherzahlen brechen dramatisch ein“, titeln mallorquinische Medien. Allerdings: Jahrelang wurde ein Besucherrekord nach dem anderen dort erreicht.

Mallorca ist dieses Jahr nicht am Limit

Die Touristiker versuchten, den Rahm abzuschöpfen, bauten weitere Etagen auf ihre Hotels und stellten dritte Betten in Doppelzimmer. „Sie haben aber vergessen, dass der Platz am Pool begrenzt ist, dass das Wasser knapp wird und der Müllberg wächst“, so Manuela Lorse, die sichtlich froh ist, dass die Baleareninsel in diesem Sommer einmal durchschnaufen kann. Anti-Urlauber-Demonstrationen der Mallorquiner, die kaum etwas von den Umsätzen der Touristen abbekommen, dürfte es zumindest in diesem Jahr nicht geben.

Ungebrochen ist der Kreuzfahrt-Boom. Immer mehr der luxuriösen Hotelschiffe werden gebaut, die Zahl der angefahrenen Ziele wächst. Dass gerade die älteren Kreuzfahrtschiffe wegen ihrem enormen Schadstoffausstoß immer wieder in die Kritik geraten, störe die Urlauber nicht, heißt es aus den Reisebüros an Rhein und Ahr. Überhaupt stellen Czech und Lorse fest, dass Begriffe wie Flugscham oder gar Reisescham in ihren Büros nicht fallen. Eher das Gegenteil sei der Fall. Lorse berichtet, dass Reisende bei der Buchung eine freiwillige Klimaabgabe entrichten können, aber: „Da hat bei mir noch niemand freiwillig etwas gegeben.“

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