Grüne sind schwer getroffen Mehr Verlierer als Gewinner

KREIS AHRWEILER · Nur noch drei Abgeordnete vertreten den Kreis Ahrweiler im Mainzer Landtag.

Wirklichen Grund zur Euphorie hat kaum eine der etablierten politischen Gruppierungen im Kreis Ahrweiler nach der Landtagswahl. Sieht man vom starken Abschneiden des CDU-Kandidaten im Wahlkreis 14, Horst Gies, und von dem Umstand, dass die FDP landauf landab Zuwächse verzeichnen konnte, einmal ab, so gibt es nur einen großen Gewinner: die AfD. Ansonsten ist Wunden lecken angesagt. Bei der Landtagswahl hat es auch im Kreis Ahrweiler viele Verlierer und nur wenige Gewinner gegeben.

Während lediglich der Ahrweiler Christdemokrat Horst Gies hoch zufrieden sein konnte, da er sein Ergebnis bei den Erststimmen von 48,9 in 2011 auf nun satte 51,2 Prozent schrauben konnte, ist andernorts Katzenjammer angesagt. CDU-Kandidat Guido Ernst verlor 3,8 Prozentpunkte und kam im Wahlkreis 13 auf 38,6 Prozent. Das beschert ihm zwar das Direktmandat – jedoch hatte der Bad Breisiger mit einem besseren Ergebnis gerechnet.

Unglücklicher Wahlverlauffür Marcel Hürter

Schlechte Stimmung auch bei Marcel Hürter. Für ihn verlief die Landtagswahl besonders unglücklich. Der SPD-Landtagsabgeordnete aus Wassenach hatte in zahlreichen Städten und Gemeinden seines Wahlkreises, insbesondere in der Verbandsgemeinde Brohltal, zugelegt. Bis kurz vor 23 Uhr konnte er hoffen, dass sein Listenplatz 30 noch ziehen würde. Dann die Hiobsbotschaft: Da die AfD in der Schlussabrechnung auf 14 Sitze kam, verringerte sich das Sitzkontigent der Sozialdemokraten von zunächst errechneten 40 auf nur noch 39 Sitze.

Bedingt durch die Zahl der von der SPD gewonnenen Direktmandate, rückten lediglich 29 SPD-Listenbewerber in das Parlament nach: Hürter bleibt somit draußen. Das gilt auch für Jörn Kampmann, der im Wahlkreis 14 für die Sozialdemokraten antrat. Er hatte keine Chance gegen Horst Gies. Eine bittere Pille für die SPD im Kreis, die nun mit keinem Abgeordneten mehr in Mainz vertreten ist.

Besonders hart hat es die Grünen getroffen. Keine Gruppierung musste Stimmenverluste in einem solchen Ausmaß hinnehmen. Beispiel Kreisstadt: Bei den Zweitstimmen krachten die Grünen von 16,5 auf 5,9 Prozent, bei den Erststimmen von 18,1 auf 10,3. Beispiel Grafschaft: 18,2 Prozent holte die Öko-Partei vor fünf Jahren bei den Zweitstimmen, nun waren es 5,8. Ähnlich der Absturz bei den Erststimmen: Von 17,9 sausten die Grünen auf 8,7 Prozent. Besonders stark waren sie bei der Landtagswahl 2011 in Remagen.

Damals gewann man dort 20,6 Prozent bei den Zweitstimmen. Am Sonntag waren es noch 7,4 Prozent. In der Heimatstadt der Spitzenkandidatin, Wirtschaftsministerin und stellvertretenden Ministerpräsidentin Eveline Lemke, in Sinzig, rutschten die Grünen von 21,3 auf 8,8 Prozent (Zweitstimmen), bei den Erststimmen von 22,3 auf 14,9 Prozent ab. Lemke zieht über die Landesliste wieder in den Landtag ein. Die nächsten Wochen werden im Zuge der Koalitionsverhandlungen zeigen, ob die Bad Bodendorferin wieder in exponierter Stellung politisch aktiv sein darf oder sich mit einem Abgeordnetenmandat zufrieden geben muss.

Das war für Wolfgang Schlagwein aus Bad Neuenahr nicht einmal in greifbarer Nähe. Mit sechs Abgeordneten ziehen die Grünen in den Landtag ein. Schlagwein war auf Platz Zwölf gesetzt. Das reichte bei weitem nicht für den Wiedereinzug ins Parlament. „Ich bin immer auf dem Teppich geblieben. Nun bleibe ich auch auf dem Teppich, auf dem ich gelandet bin“, meinte er nach der Wahl.

In Gönnersdorf kommt die AfD auf 16,5 Prozent

Achtbar schlugen sich die FDP-Kandidaten Uli van Bebber und David Jacobs. In der VG Adenau und in der Kreisstadt konnten die Liberalen bei den Erststimmen gar ein zweistelliges Ergebnis erzielen. Insgesamt lag die FDP in nahezu allen Kommunen der Wahlkreise 13 und 14 über dem von den Liberalen erreichten Landesdurchschnitt. Unter dem Landesdurchschnitt blieb die AfD im Kreis Ahrweiler. Im Wahlkreis 13 war die „Alternative für Deutschland“ mit einem Direktkandidaten angetreten. 9,9 Prozent verbuchte Rainer Koch, der am stärksten in der Verbandsgemeinde Bad Breisig abschnitt.

Dort holte er 12,1 Prozent der Stimmen (Zweitstimmen: 12,2 Prozent). Auffällig das AfD-Ergebnis in Gönnersdorf: 16,5 Prozent. In Remagen und Sinzig kam die AfD auf 11,3 beziehungsweise 9,8 Prozent, in der Grafschaft auf immerhin 11,5, in der Kreisstadt auf 9,8 Prozent (jeweils Zweitstimmen).

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