Schottische Musikerin Mairi Campbell singt in Sinzig bei "Kultur im Gewölbe"

Sinzig · Die schottische Musikerin interpretiert und improvisiert mit Gesang und ihrer Bratsche. Auf der britischen Insel genießt die vielfach ausgezeichnete Musikerin, Sängerin und Komponistin Starruhm.

Es wurde erneut voll bei „Kultur im Gewölbe“ von Monika Recker-Johnson. Und das, obwohl die gastierende Schottin Mairi Campbell hierzulande weniger bekannt ist. Auf der britischen Insel aber genießt die vielfach ausgezeichnete Musikerin, Sängerin und Komponistin Starruhm. Weltweit wurde ihre Stimme bekannt, als sie „Auld Lang Syne“ für eine Filmszene von „Sex and the City“ sang.

Auch im Gewölbe wurde Campbell schon im Frühjahr 2017 gefeiert. Beim beeindruckenden Wiedersehen kombinierte sie gefühlvoll eigene Stücke, Folksong und andere Lieder mit Bratsche- und Klavierspiel. Eigenständig, konzentriert und uneitel lenkte sie augenblicklich die Aufmerksamkeit auf sich und den Reichtum der Lieder. „If my true Love will not come, I will surely find another” – wenn mein Liebster nicht kommen wird, finde ich gewiss einen anderen – hörte man zwischen Zeilen über wilden Thymian und Heidekraut. Campbell geht wunderbar unangestrengt mit den Inhalten um. Sie transportiert von ernst bis heiter Wechselfälle und Emotionen des Lebens.

Alles wirkt, wie ihr auf den Leib geschrieben, so anverwandelt hat sie diese Lieder – auch wenn sie vorträgt „A different sky is what I need“ – wechselnde Himmel sind das, was ich brauche – und „Goodbye grey“ – auf Wiedersehen grau – hinzufügt, um plötzlich verschmitzt „hello Germany“ zu grüßen.

Warm und einschmeichelnd klingt ein Liebeslied, das Campbell nicht lange allein vorträgt. Vielmehr macht sie aus den Zuhörern im Handumdrehen einen Chor, den sie „She glows like the Sun“ – sie leuchtet wie die Sonne – singen lässt. Ein Klangfond entsteht. Darüber intoniert sie das Lied und bringt gemeinsam mit dem Publikum das Gewölbe in Schwingung. Noch oft wird sie während des Konzertes zum Mittun einladen. Auch liebt sie es zu improvisieren.

Zwar kündigt sie nur eine Improvisation an, die sie virtuos, abenteuerlich und mit einer Prise Schalkhaftigkeit gestaltet. Doch zieht sich das improvisatorische Element durch den Abend, ob sie musikalisch mäandert oder mit der Sprache spielt, bis die sich auflöst.

Die Liebe hat es Campbell generell angetan

Campbell studierte in den 1980ern Bratsche in London und setzte das Instrument innovativ auch zum Spielen traditioneller schottischer Musik ein. In Sinzig überraschte sie, als sie den Tod eines jungen Mannes beklagte und damit auf den verunfallten 15-Jährigen in Nierendorf anspielte. Ergreifend sang sie darauf „When young Men die“, über die sinnlosen Opfer von Kriegen, wobei sie der Bratsche zitternde und herbe Töne entlockte. Ihrer Großmutter Marjorie Anderson, die 1945 ihrem Mann nach China folgte und vier Jahre später als junge Witwe mit zwei kleinen Kindern zurück nach Schottland kam, widmete sie ein Lied.

Obgleich früh verwitwet, sprach sie viel von ihrem Mann. Die Liebe hat es Campbell generell angetan. Vor dem Song „If I should meet my Maker“ – wenn ich meinen Schöpfer treffen sollte – erklärt sie, dass es hoffentlich weniger um Verdammung und Sünde als um Liebe gehe. Und im melancholischen „Recession Song“ blitzte auf einmal der Beatles-Vers „All you need is Love“ auf.

Die Gäste erlebten, wie Campbell gesanglich und instrumental den Folk zum Leuchten brachte und außerdem durch ihre kluge, kompetente und witzige Art dafür warb, selbstbestimmt zu leben.

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