TV-Anwalt in Bad Neuenahr Lenßen glänzt auch ohne Partner

BAD NEUENAHR · Als bekanntester TV-Anwalt Deutschlands hat Ingo Lenßen in der Fernsehserie "Lenßen & Partner" über 1300 spektakuläre Rechtsfälle gelöst. Dabei hat sich der Mann mit dem kunstvoll gezwirbelten Schnurrbart im Grunde selbst gespielt.

 Ingo Lenßen im Bad Neuenahrer Kurhaus.

Ingo Lenßen im Bad Neuenahrer Kurhaus.

Foto: Martin Gausmann

Denn als Straf-, Familien- und Erbrechtler unterhält er bis heute seine eigene Kanzlei. Seine außergewöhnlichsten Fälle hat er nun zu einem abendfüllenden "Juratainment" aufbereitet. "Der juristische Wahnsinn oder Alles was Recht ist" ist der Titel des Programms, mit dem der 54-Jährige im Kurhaus Bad Neuenahr eine durchaus gelungene Premiere hingelegt hat.

"Der sieht ja aus wie im Fernsehen", flüstert eine Zuschauerin ihrer Nachbarin zu, als Ingo Lenßen lässig durch die Reihen der rund 200 Besucher in Richtung Bühne schlendert. In elegantem Zwirn, dem schulterlangen, zurückgekämmten Haar und perfekt gerolltem Bart sieht er aus, als hätte er eben noch vor der Kamera gestanden. Sein Bühnendebüt meistert er an diesem Abend allerdings auch ohne "Partner".

Zur Einführung doziert er über das Recht. "Das Recht ist für alle da" und "Recht soll für Frieden unter den Menschen sorgen", erklärt der praktizierende Jurist, um das Gesagte anhand realer Fälle zu veranschaulichen. Dabei greift er zunächst zu recht drastischen Beispielen. So ist es etwa mucksmäuschenstill, als der gebürtige Krefelder sowohl dramaturgisch als auch erzähltechnisch gekonnt von einem Mandanten berichtet, der ein Kind überfahren hat und sich wegen Mordes durch Unterlassung vor Gericht verantworten musste. Das Treffen mit der Mutter des getöteten Jungen bezeichnet Lenßen als "schwersten Moment meines Anwaltslebens". Auch mit der Geschichte eines Mannes, der von drei Schlägern angegriffen wurde, wobei einer der Täter ihm die komplette Ohrmuschel abgebissen hat, zieht er die Zuhörer in seinen Bann.

Eine Auseinandersetzung im Rotlichtmilieu, bei der ein Messer zum Einsatz kommt, fehlt ebenso wenig wie eine mit Schusswaffen ausgetragene Fehde unter osteuropäischen Familien. Und wer immer schon einmal wissen wollte, welches die "beliebtesten Mordwerkzeuge" sind, wurde von Lenßen ebenfalls bedient: In Deutschland sei es das Messer, in den USA die Schusswaffe und in Russland die Axt. Unterhaltsam sind aber auch die alltäglichen Fälle. So erzählt der Anwalt von einem Mann, der wegen "Handys am Steuer" von der Polizei angehalten wird, die Beamten aber mit Hilfe eines zweiten Mobiltelefons hinters Licht führt. Ob schwere Kost oder witzige Anekdoten - eines wurde an diesem Abend deutlich: Die skurrilsten und unglaublichsten Geschichten schreibt das Leben selbst.

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