Fluglärm im Kreis Ahrweiler Landrat im Kreis Ahweiler beklagt Fluglärm

KREIS AHRWEILER · Der Landrat des Kreises Ahrweiler, Jürgen Pföhler, ist alarmiert wegen des „stark frequentierten Luftraums im Norden von Rheinland-Pfalz“. Rund um die Uhr würden Passagier- und Frachtmaschinen fliegen, der Fluglärm nehme weiter zu.

 Nur alle vier Stunden überfliegt statistisch gesehen ein Verkehrsflugzeug von oder nach Köln/Bonn die Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Nur alle vier Stunden überfliegt statistisch gesehen ein Verkehrsflugzeug von oder nach Köln/Bonn die Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Foto: pa/obs/Flughafen Köln/Bonn GmbH

Bereits vor Monaten hatte Landrat Jürgen Pföhler auf einen von ihm wahrgenommenen verstärkten Fluglärm über dem Kreis Ahrweiler aufmerksam gemacht und diesbezüglich sogar den Verkehrsminister und die Umweltministerin angeschrieben. Geantwortet haben beide bislang nicht. Nun gibt es einen neuen Vorstoß des Kreischefs, der „Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung“ befürchtet. Dabei beruft sich der Landrat auch auf Zahlen der Deutschen Flugsicherung GmbH. Dort versteht man die Aufregung allerdings nicht: „Es sind in den verkehrsreichsten Monaten über Ahrweiler gerade mal sechs Überflüge innerhalb von 24 Stunden. Von einer Lärmsituation kann man wohl kaum sprechen.“

Pföhler spricht dennoch in einer eigens verfassten Pressemitteilung vom „stark frequentierten Luftraum im Norden von Rheinland-Pfalz“. Rund um die Uhr würden Passagier- und Frachtmaschinen fliegen, der Fluglärm nehme weiter zu.

Daher habe er sich bereits Ende Dezember an die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken und Verkehrsminister Volker Wissing gewandt. Trotz Erinnerung hätten die beiden zuständigen Ministerien bis heute nicht auf das Schreiben des Landrates reagiert. „Dies ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar“, so Pföhler, „da beide Ministerien bereits 2013 Pläne zur Reduzierung von Fluglärm vorgestellt haben.“ Wirtschaftliche Interessen dürften bei der Festlegung von Flugrouten oder Flugverfahren keinen Vorrang vor dem Gesundheitsschutz haben, habe es doch damals aus der Landesregierung geheißen.

„Mit Blick auf die Bedeutung für den Kreis Ahrweiler und die benachbarten Landkreise im nördlichen Rheinland-Pfalz ist jetzt eine deutliche Positionierung der Landesregierung gefordert“, betonte der Landrat. Und: „Es müssen endlich Taten folgen.“ In Mainz ist man eher irritiert: „Wir sind gar nicht zuständig. Der Luftverkehr ist Bundessache.“ Und zu militärischen Flügen hieß es auf GA-Anfrage: „Das ist Angelegenheit des Verteidigungsministeriums.“ Man habe die Eingabe des AW-Landrates jedoch dem Bundesverkehrsminister zugeleitet. Der wiederum werde an die Flugsicherung verweisen.

An Deutsche Flugsicherung gewandt

Der Landrat hatte in seinem Schreiben um eine umfassende Darstellung der Gesamtproblematik gebeten – unter anderem bezüglich der Flugrouten, -höhen und -zeiten sowie um eine Beurteilung der absehbaren Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung und der Folgen für Natur und Umwelt. Dies gelte auch bezüglich der Auswirkungen von militärischen Flügen über dem Kreis sowie hinsichtlich des Planfeststellungsverfahrens zum geplanten Ausbau des Flughafens Köln/Bonn.

Pföhler hat sich zudem zwischenzeitlich an die Deutsche Flugsicherung gewandt. Die präsentierte – seiner Meinung nach – „hilfreiche Fakten“: „Die Flugsicherung hat für den Luftraum über Bad Neuenahr-Ahrweiler exemplarisch eine Auswertung gemacht. Die Erhebung zeigt einen signifikanten Anstieg: Verzeichnete das Radar im September 2013 noch 113 Anflüge auf den Köln-Bonner Flughafen, die über das Gebiet des Kreises Ahrweiler führten, waren es im September 2017 schon 141. Noch deutlicher wird das mit Blick auf die am Himmel verkehrsreichsten Monate Mai bis Oktober: 2013 ergab die Statistik 753 sogenannte Flugspuren, im Vergleichszeitraum 2017 waren es 1141.“

Seit Jahren steige sowohl die Zahl der Verkehrs- als auch der Frachtflüge. Unter anderem führten auch An- und Abflüge auf den Flughafen Düsseldorf über den Kreis Ahrweiler. Erheblich zur Geräuschkulisse würden außerdem auch militärische Flüge, vorwiegend von den Fliegerhorsten Büchel, Nörvenich und Spangdahlem, beitragen.

Aufgrund von Wetterlagen kann sich Häufigkeit der Überflüge ändern

Auf Anfrage des General-Anzeigers teilte die Flugsicherung indes mit: „Zahlen alleine sagen oftmals nur wenig aus und lassen Spielraum für reichlich Fehlinterpretationen.“ Die von Pföhler aufgeführten Zahlen seien zwar richtig zitiert, jedoch gelte es, sie zu relativieren: „Teilt man die angegebenen Überflüge im vergangenen September (141) durch 30 Tage, so kommt man auf fünf (!) Überflüge in 24 Stunden – diese auch noch in Höhen zwischen zwei bis drei Kilometern. Teilt man die angegebenen Überflüge in den sechs verkehrsreichsten Monaten (1141) durch sechs Monate und diese wiederum durch 30 Tage, so ergeben sich sechs Überflüge innerhalb von 24 Stunden.“ Bedeutet: Alle vier Stunden ein Flugzeug.

„Bei diesen Zahlen und Höhenbändern kann ich die dargestellte Fluglärmsituation für den Kreis Ahrweiler nur schwer nachvollziehen“, so Michael Fuhrmann von der Deutschen Flugsicherung. Zur allgemeinen Situation erläuterte der Vertreter der Flugsicherung: „Gestartet und gelandet wird grundsätzlich gegen den Wind. Der Bereich Bad Neuenahr-Ahrweiler wird daher nur überflogen, soweit die Betriebsrichtung RWY32 (Landungen aus Richtung Süden) vorherrscht. Aufgrund von Wetterlagen kann sich also auch die Häufigkeit der Überflüge entsprechend ändern – unabhängig von der Gesamtzahl der Flugbewegungen. Gibt es viele Tage mit Wind aus südlicher Richtung, wird Ahrweiler gar nicht überflogen.“

Leider habe Landrat Pföhler auch nicht erwähnt, „dass aufgrund von Sanierungsarbeiten im Jahr 2017 die sogenannte Querwindbahn in Köln nicht zur Verfügung stand“. Entsprechend seien auf das Gesamtjahr gesehen natürlich mehr Flüge auf der Hauptpiste abgewickelt worden. Fuhrmann: „Hierdurch kam es natürlich anteilsmäßig auch zu einer erhöhten Anzahl an Überflügen im Bereich Ahrweiler.“

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