Filmtheater in Bad Neuenahr Kino-Center Rhein-Ahr plant Service am Platz

BAD NEUENAHR · Jurij Stroeve möchte das Kino-Center Rhein-Ahr fit für die Zukunft machen – mit mehr Komfort für die Zuschauer. Deutschlands jüngster Kino-Chef (27) saniert gerade den Saal „Ahrweil“ in dem Bad Neuenahrer Filmtheater.

Am Donnerstag ist es so weit. „Fack ju Göthe 3“ kommt bundesweit in die Kinos. Und während Chantal & Co. auf Biegen und Brechen versuchen, endlich ihr Abi zu ergattern, macht auch Jurij Stroeve seine Hausaufgaben. Deutschlands jüngster Kino-Chef (27) saniert gerade den Saal „Ahrweil“ im Bad Neuenahrer Kino, reduziert ihn von 101 auf 64 Sitzplätze und erreicht damit, dass man künftig bei den Blockbustern großen Abstand zum Neben- und Vordermann hat.

Überdurchschnittlich groß ist mit 1,25 Metern auch der Abstand zwischen den Sitzreihen. Nicht nur, dass zwischen jedem zweiten Ledersitz ein Tischchen mit Flaschenhalter Platz für Popcorn und Cola bietet, sondern in der ersten Reihe kann der Besucher gar in Liegeposition gehen. „Mehr Komfort lautet unsere Prämisse. Die erste Reihe wird durch einen steileren Winkel auf die 7,50 Meter breite Leinwand und höhere Kopfstützen aufgewertet“, so der Inhaber, der im Sommer 2013 das „Kino-Center Rhein-Ahr“ im Quellenhof, übrigens einziges Kino im Ahrtal, gekauft hat.

Vor knapp zwei Wochen begann er mit seinem zehnköpfigen Team und den Handwerkern, im laufenden Betrieb den kleineren der beiden Säle zu entkernen. „Wir machen derzeit alles neu. Die Wandbespannung, den Teppichboden, die Sitze, die Lampen. Letztere können passend zu Filmszenen die Farben wechseln. Bei den 'Minions' wird es dann gelb im Raum, bei 'Es' mit seinem Horrorclown rot“, so Stroeve. Schon 2012 hatte der Vorbesitzer in die Digital- und 3 D-Technik investiert. „Nicht nur in Sachen Projektion sind wir auf dem aktuellsten Stand, sondern auch in 3 D durch die Shutter-Brillen. Das ist die beste Technik bis Köln, die uns von der Konkurrenz abhebt. Während 3 D-Filme bundesweit einen Rückgang verzeichnen, steuern viele Kunden gezielt unser Haus an.“

Nachdem dann 2014 das Foyer erneuert und 2015 das Center einen Komplettanstrich erhielt, geht es nun an die Säle. Der große namens „Neuahr“ mit 134 Plätzen soll 2018 folgen. „So haben wir bislang jedes Jahr 40 000 Euro in die Hand genommen“, erklärt der Kino-Chef. Trotz alledem bliebe der Preis von 7,50 Euro pro Karte gleich, 2018 sei eine Anpassung auf acht Euro vorgesehen. „Damit liegen wir unter dem Preis der Mitbewerber zum Beispiel in Bonn, aber wir sind ja auch hier in einer Kleinstadt.“

Ab 2018 Service am Platz vorgesehen

Ansonsten merkt man dem jungen Unternehmer an, dass er die Szene bestens kennt und er vor allem immer auf der Suche nach einer Verbesserung des Angebotes ist. So plant er, ab Sommer 2018 beispielsweise einen Service am Platz anzubieten. Vor der Vorstellung kann der Cineast dann noch Nachos oder Eis, Limo oder Ahrwein, vielleicht auch künftig Cocktails erwerben, ohne seinen Kinosessel verlassen zu müssen.

Stroeve träumt zukünftig nicht nur von einem Open-Air-Kino im Kurpark, „zum Beispiel anlässlich der Landesgartenschau 2022, unfassbar aufwendig, aber ein Traum im Ahrtal“, sondern auch von einer Expansion, wie zum Beispiel einen Filmclub bedienen, ohne von den Reglementierungen der Filmverleiher, die vorschreiben, welche Top-Filme ohne Alternativprogramm er wie lange zu zeigen habe, abhängig zu sein. „Das könnte ich mir in einem Abonnement für ein ganzes Jahr vorstellen mit qualitativ anspruchsvollen Filmen, die, als Kunst gesehen, kein Umsatzbringer sind. Die aber für die Menschen ab 55 Jahre gemacht sind, die nicht dem 'Mainstream' nachjagen, die für den Action-Film kein Geld ausgeben wollen.“

Einer Erweiterung im Quellenhof steht jedoch die fehlende Deckenhöhe gegenüber. Stroeve: „Für einen Saal mit Spezialkonstruktion und Technik müssten wir eine Million Euro in die Hand nehmen. Allein ein Projektor kostet 100 000 Euro. Und zwei Standorte, so wie es in Bad Neuenahr und Ahrweiler schon mal war, sind nicht wirtschaftlich.“ Trotzdem glaubt der Kino-Experte, der 2016 40 000 Besucher in Bad Neuenahr zählte, dass sich mit Kino Geld verdienen lässt.

„Wie eine Bowlingbahn oder ein Restaurant sind wir ein Ausgeherlebnis. Auch wenn Filmanbieter wie Netflix im Internet im mittleren Niveau abräumen und die Videotheken die Verlierer sind: Für einen Mega-Blockbuster ist immer noch das Kino unerlässlich.“ Seit 15 Jahren hätten die Kinos in Deutschland rund 130 Millionen Besucher jährlich. „Wir sind eine konstante Branche, aber natürlich auch abhängig von Wetter oder einem Großereignis wie einer Fußball-WM. Selbst die acht Abende der Klangwelle haben wir hier gemerkt.“

Den neuen Saal „Ahrweil“ nimmt erst einmal vom 20. bis 24. November die Jugend in Beschlag. Das Land bietet die Schulkinowoche an, zu der sich 1100 Schüler von Klasse 1 bis 13 angemeldet haben und Filme von „Häschenschule“ über „Tschick“ bis „Mein Blind Date mit dem Leben“ für 3,50 Euro während der Unterrichtszeit anschauen werden. Zufrieden wäre Stroeve, „wenn ich dann die nächste Generation als Kunden begrüßen könnte: die Studenten der FH Remagen.“ Er denkt da an ein „Sneak Preview“, einen Film in Vorpremiere als Überraschungsstreifen zum Preis von fünf Euro.

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