Aktiengesellschaft Bad Neuenahr Insolvenzverwalter: Sanierung ist möglich

BAD NEUENAHR · Die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr (AGBN) ist laut Insolvenzbericht, der dem GA vorliegt, nicht überschuldet. Vielmehr kommt es nach dem von Insolvenzverwalter Jens Lieser aufgestellten Zahlenwerk zu einer "Überdeckung" von 19 Millionen Euro.

Die Insolvenzforderungen gibt Lieser mit acht Millionen Euro an, denen eine "Freie Masse" von 27,2 Millionen gegenüberstehen. "Ich halte eine Sanierung der Schuldnerin für aussichtsreich", schrieb Lieser.

Nach Liesers Angaben ist das Unternehmen allerdings zahlungsunfähig, da fällige Verbindlichkeiten bestehen, die nicht aus liquiden Mitteln beglichen werden können. Im Ergebnis kommt der Koblenzer Insolvenzverwalter auf 3,28 Millionen Euro, die fällig sind aber nicht bedient werden können. 1,7 Millionen stehen an Bankguthaben, Kassenbestand und Forderungen auf der Habenseite. Das Problem: "Freie Kreditlinien stehen nicht zur Verfügung. Damit ergibt sich eine Liquiditätsunterdeckung von 1,569 Millionen Euro", so Lieser.

Der Großteil des Vermögens der insolventen AGBN besteht in Grundbesitz. Hierzu gehören zahlreiche bebaute und unbebaute Grundstücke. Im Eigentum des mehr als 150 Jahre alten Traditionsunternehmens befinden sich zwei Bürogebäude, ein Wohngebäude, eine Schule und der Gebäudekomplex rund um das Steigenberger Hotel bestehend aus Hotel, Kurhaus, Casino, Thermal-Badehaus mit angegliederten Wirtschaftsgebäuden sowie ein Parkhaus.

Das Geschäftsmodell der AGBN sei seit Jahren nicht profitabel, wertete Lieser. Es fehle seit den 90er Jahren ein "nachhaltiges und tragfähiges Geschäftsmodell". Die Umsatzerlöse seien alleine in den Jahren 2012 bis 2014 von 9,187 Millionen auf 8,668 Millionen Euro zurückgegangen, wenngleich in diesem Zeitraum auch die jährlichen Fehlbeträge gedrosselt werden konnten. Rechtsstreitigkeiten.

Für das laufende Jahr rechnet der Insolvenzverwalter mit folgenden "Plangewinn- und -verlustrechnungen": 8,4 Millionen Euro Erlöse sollen demnach 9,8 Millionen an Ausgaben gegenüberstehen. Das Defizit aus dem operativen Geschäft: 1,4 Millionen Euro. Der fristlos gekündigte Vorstand Christoph Reinicke kommt zu einem sehr viel anderen Ergebnis: Er sieht einen leichten Gewinn am Jahresende, was vor allem auf von ihm errechnete höhere Erträge zurückzuführen ist.

Ohnehin weichen die Darlegungen von Lieser und Reinicke zum Teil erheblich voneinander ab. Reinicke wirft Lieser "sofort erkennbare Berichtsfehler" vor.

Nach Informationen des General-Anzeigers liegen Lieser konkrete Kaufangebote für die AGBN vor. Zu den Anbietern zählt die Beteiligungsgesellschaft Fosun International, die unter anderem mit dem Reiseanbieter Thomas Cook verbandelt ist und die AG in ihrer jetzigen Struktur komplett übernehmen will. Bis zu 20 Millionen Euro sei das Unternehmen bereit, für das ans Straucheln geratene Bad Neuenahrer Unternehmen auf den Tisch zu legen.

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