Ahrweiler Schützenfest „Im Jahre 2078 soll es noch so sein wie heute“

AHRWEILER · Die Ahrweiler Junggesellen-Schützengesellschaft feierte ein rauschendes Fest und ehrte ihre Jubilare. Hannjörg Geller, König von 1958, appellierte, Werte und Traditionen hoch zu halten.

 Jubilarehrung beim Festkommers der Junggesellen. GAUSMANN

Jubilarehrung beim Festkommers der Junggesellen. GAUSMANN

Foto: Martin Gausmann

Wenn Ahrweiler Junggesellen-Schützen außerhalb ihrer Stadt von den gelebten Traditionen berichten, dann werden sie nicht selten als „nur zum Saufen“, „Hinterwäldler“ oder „ewig Gestrige“ bezeichnet. Auch ihr Hauptmann Lukas Knieps machte diese Erfahrungen, wie er beim Festkommers anlässlich des Schützenfestes am Samstag berichtete. Unverständlich für Knieps, der vielmehr ausführte: „Ja, wir können feiern, aber wir können auch anpacken, was in unserer Generation nicht selbstverständlich ist.“

Zudem gebe die Beschäftigung mit der Vergangenheit den Junggesellen Sicherheit und Vertrauen. Die Schützengesellschaft, die selbstverständlich für keinerlei Diskriminierung stehe, müsse sich dabei oftmals der aktuellen Entwicklung anpassen. Im sehr gut gefüllten Festzelt an der Ahrweiler Feuerwehr erhielt Knieps für seine Worte viel Beifall. Aber nicht nur das. Beim Kommers, wo an vielen Traditionen festgehalten wird und wo auch die „Ehemaligen“ eine starke Stimme haben, mahnte Hannjörg Geller die jungen Schützen, Werte und Traditionen ihrer Gesellschaft hochzuhalten und zu pflegen. Geller war Schützenkönig bei den Junggesellen, und zwar vor 60 Jahren. Er setzte sich damals beim Wettschießen gegen sechs Mitbewerber durch und bekam bei seinen Erzählungen am Samstag leuchtende Augen. „Das Schützenbrauchtum hat mir einige der schönsten Augenblicke im Leben geschenkt“, wünschte sich der Jubilar, dass sich auch noch in 60 Jahren, also 2078, am Kern des Festes nichts verändert hat.

Der Kommers mit dem neuen Schützenkönig der Junggesellen, Lars Angsten, brachte natürlich zutage, was der Hauptmann in seinen Begrüßungsworten ausdrückte. Man passt sich aktuellen Dingen an. Wie den derzeitigen Veränderungen in der katholischen Kirche. Die öffnet sich, geht neue Wege. Und so nahm Pastor Jörg Meyrer beim Historischen Trinkzug der Schützen am Dreifaltigkeitssonntag das eher scherzhaft gemeinte Angebot einer Gruppe aus der Gemeinschaft der „Ahrhöde Jonge“, man würde dem Pastor beim Schützenfest die Predigt abnehmen, gerne auf. Die Folge: Beim Festgottesdienst zum Auftakt der Feiern am Samstag predigte nicht der Pastor, sondern von der Kanzel sprachen Christian Berbig, Eric Platz und Michael Schumacher über das Schützenwesen und die daraus entstehenden, oft lebenslangen Freundschaften.

Die Entwicklung brachte auch mit sich, dass die Ahrweiler Schützen längst keine Gesellschaft mehr nur für Ahrweiler Männer sind. Bestes Beispiel: der aktuelle König, der seine Wurzeln in Hemmessen hat. Dorthin zogen die Junggesellen unter der Woche mit klingendem Spiel zum Königsabend. Bürgermeister Guido Orthen, der das Zusammenwachsen der 13 Stadtteile mit Wohlwollen sieht, lud die Junggesellen-Schützen wie schon zuvor die Bürgerschützen ein, im kommenden Jahr im Bad Neuenahrer Kurpark den Großen Zapfenstreich aufzuführen. Orthen erhielt die sofortige Zusage des Hauptmanns.

Neben Pastor und Bürgermeister traten am Samstag noch eine ganze Reihe Redner ans Mikrofon. Der Kreisbeigeordnete Horst Gies brachte dem Schützenkönig das Glaswappen des Kreises mit, Bürgerschützen-Hauptmann Jürgen Knieps betonte das freundschaftliche Verhältnis der Bürger- zu den Junggesellen-Schützen. Jürgen Kockerols, Hauptmann vor 50 Jahren, erinnerte an die 68er-Junggesellen mit langen Haaren, und der König vor 25 Jahren, Reinhold Kurth, sprach über die in seiner Zeit gerne entwendeten Fahnen und Lampen in den Kreisstadt-Farben. Grußworte sprachen auch der Lantershofener Junggesellen-Hauptmann Johannes Schütz sowie die Weinmajestäten aus Ahrweiler, Bachem und Walporzheim.

Am Samstagabend zogen die Junggesellen dann in der Stadt auf, Ehrenschießen und Parade lockten jede Menge Schaulustige auf den Marktplatz. Beim abschließenden Schützenball im Festzelt hinter der Feuerwehr ging es, wie schon am Morgen, hoch her. Zu später Stunden wurden die Sieger der Stechschritt-Paraden gekürt. Den besten Eindruck der Jury gegenüber hatten in diesem Jahr die Junggesellen aus Walporzheim hinterlassen. Wie schon tags zuvor bei den Bürgern, endete der offizielle Schützenfestteil der Junggesellen dann um Mitternacht mit dem Dankeszug durch die Stadt.

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