Einsatz in Bad Neuenahr Großübung an der Klinik Kurköln

BAD NEUENAHR · Feuerwehren trainieren Menschenrettung. Rollstuhlfahrer mit Drehleiterkorb vom Dach geholt.

Wochenende, Urlaubszeit, Großveranstaltung am Nürburgring, und dann das: in einer Klinik in Bad Neuenahr bricht ein Brand aus, Patienten und Mitarbeiter sind in Gefahr. Ein Szenario, mit dem sich die Wehren aus Bad Neuenahr und Heimersheim am Samstagnachmittag beschäftigen mussten. Einsatzort war die Orthopädische Fachklinik Kurköln, eine der größten medizinischen Einrichtungen in der Kreisstadt. Allein rund 300 Patienten weilten zur angenommenen Unglückszeit in Kurköln und der angrenzenden Schwesterklinik Jülich. An einem normalen Wochentag kommen 170 Mitarbeiter hinzu, an Samstagen sind es nicht so viele. Nicht nur für die Wehren wurde es eine anstrengende Übung. Dass es zu dieser kam, lag am ärztlichen Leiter, Jens Leonhard.

Dieser hatte um eine solche Übung gebeten, die er schließlich mit Thomas Vollmer, David Schnöger, Jennifer Phiesel, Daniela Voller und Carsten Retterath detailliert ausarbeitete. Es ging in erster Linie darum, im Notfall die Abläufe mit Personal und Rettern zu proben, Mitarbeiter zu sensibilisieren und den Kontakt zu Wehr und Rotem Kreuz zu intensivieren. Leonhard ist nicht nur Schnittstelle der Wehr zur Klinik, als Leitender Notarzt ist er auch im Deutschen Roten Kreuz (DRK) engagiert. In den Kliniken hat er ein Notfall-Einsatzteam eingerichtet.

Um 14.26 Uhr kam die Wehr aus Bad Neuenahr angefahren, drei Minuten später folgten die Heimersheimer Kameraden. Bei der Lageerkundung fanden sie unter anderem um Hilfe rufende Menschen an Fenstern und auf dem Dach eines Nebengebäudes vor, wo der Brand ausgebrochen war. Schnell wird klar: Es muss eine zweite Drehleiter zur Menschenrettung angefordert werden. Diese wäre am Samstag aus Adenau gekommen, viel Zeit wäre vergangen.

Die Aktion läuft: Bereits um 14.31 Uhr bringen die ersten Retter eine verletzte Person aus dem Gebäude und übergeben sie ans DRK, das auf dem benachbarten Parkplatz eine Sammelstelle eingerichtet hat. Neben der Lageerkundung muss nun festgestellt werden, wie viele Patienten und Mitarbeiter in Gefahr sind, das Team der Klinik alarmiert derweil Mitarbeiter, die frei haben. Um 14.33 Uhr manövriert sich die Drehleiter rechts am Gebäude vorbei, um im rückwärtigen Teil Menschen vom Dach zu holen. Schon die Einfahrt ist Millimeterarbeit.

Rund 20 Personen galt es bei der Übung zu retten, so sah es das Szenario vor. Es ging über Steck- und Drehleiter und durch die offiziellen Eingänge, nachdem die Gänge vom Rauch befreit werden konnten. In den Schläuchen stand bereits wenige Minuten nach dem Eintreffen der Wehr das Wasser, tatsächlich gespritzt wurde aber nicht. Im ersten Obergeschoss war ein Raum rauchfrei, dort wurden zu rettende Menschen versammelt. Nicht einfach war die Rettung zweier Rollstuhlfahrer, einer von ihnen musste per Drehleiter vom Dach geholt werden. Einsatzleiter Timo Dörfer hatte alle Hände voll zu tun, die Koordination aber klappte prima.

Auch ein Ernstfall, wie es Pressesprecherin Daniela Vollmer bezeichnete, wartete noch auf die Helfer. Denn nach einem Problem mit dem Atemschutz kollabierte einer der Wehrleute. Er musste dann real gerettet und zur weiteren Behandlung ans DRK übergeben werden.

In einem ersten Fazit zeigten sich die Übungsbeobachter von Feuerwehr und Klinik mit den Leistungen der Rettungskräfte zufrieden, noch vor Ort gab es eine offizielle Nachbesprechung. Zum Einsatz kamen 55 Wehrleute mit sieben Fahrzeugen vor Ort, drei Helfer hatten die Leitstelle besetzt. Die DRK-Rettungswache war mit zwei Fahrzeugen und vier Personen dabei, rund ein Dutzend Helfer stellte das Klinik-Notfallteam. Vor allem in Reihen der Wehr zeigte man sich froh, einmal eine solche Übung durchführen zu können. „Das gibt den Rettern einen guten Einblick in die Dimensionen eines solchen Hauses“, so Dörfer.

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