Ultranet-Leitung Gemeinden im Ahrkreis sehen geplante Stromtrasse kritisch

Brohl-Lützing · Die Energie, die Windräder in Norddeutschland produzieren, muss in den Süden des Landes geleitet werden - und das soll per Höchstspannungs-Gleichstromverbindung geschehen. Die Leitungen würden auch durch den Ahr-Kreis führen. In Sinzig und Brohl-Lützing formiert sich der Widerstand.

Die Ultranet-Gleichstromleitung soll auch durch den Kreis Ahrweiler fließen und Strom von Nord nach Süd leiten. Betroffen sind unter anderem Franken und Brohl-Lützing.

Die Ultranet-Gleichstromleitung soll auch durch den Kreis Ahrweiler fließen und Strom von Nord nach Süd leiten. Betroffen sind unter anderem Franken und Brohl-Lützing.

Foto: Roland Kohls

Sie ist noch längst nicht gebaut, sorgt aber schon jetzt selbst bei großen Befürwortern der Energiewende für Wirbel: Die 340 Kilometer lange Gleichstromverbindung Ultranet, die auch durch den Ahrkreis führen wird. Nach Fertigstellung – wann immer das auch sein mag – wird die Gleichstromverbindung eine große Menge der elektrischen Energie aus dem windreichen Norden in die Verbrauchszentren im Westen und Süden Deutschlands transportieren. Weder im Sinziger Ortsteil Franken noch in Brohl-Lützing bei Bad Breisig ist man begeistert.

Die geplante Trasse zur Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragung zwischen Rommerskirchen und Weißenthurm veranlasste die Ortsgemeinde Brohl-Lützing zu einer Eingabe bei der Bundesnetzagentur (BNetzA).

Planfeststellungsverfahren läuft

Bereits im Vorfeld hatte Ortsbürgermeister Frank Gondert für seinen Ort eine Fristverlängerung für die Eingabe bis zum 16. Mai erwirkt. Wie berichtet, wird derzeit das Planfeststellungsverfahren durchgeführt, in dessen Verlauf Träger öffentlicher und privater Belange gehört werden.

Eine von der Ortsgemeinde für März vorgesehene Bürgerversammlung zu der geplanten Höchstspannungs-Gleichstromleitung musste wegen der Beschränkungen zur Corona-Bekämpfung abgesagt werden.

Netzagentur lehnt Fristverlängerung ab

Die Frist für die Bürgerbeteiligung lief bis 16. April 2020. Die Netzagentur hatte es abgelehnt, diese Frist zu verlängern.

„Dies steht nach meiner Meinung  – auch mit Blick auch auf die 20 volle Aktenordner starken Unterlagen und die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie – im Widerspruch zur Aufforderung an die Bürger, sich am laufenden Verfahren zu beteiligen.

Von Seiten der Ortsgemeinde hätten wir uns zu diesem wichtigen Thema eine größtmögliche Beteiligung und Diskussion der Bürger gewünscht“, sagte Gondert.

Bürgermeister fordert Erdkabel in Wohnortnähe

Gemeinsam mit der Verbandsgemeindeverwaltung Bad Breisig hat Gondert für die Ortsgemeinde Brohl-Lützing eine Stellungnahme erarbeitet, die der Netzagentur in den nächsten Wochen zugehen soll. Den Bürgern soll jedoch vorab die Möglichkeit gegeben werden, die Stellungnahme einzusehen und Anmerkungen oder Ergänzungen vorzubringen.

In der nächsten Bürgermeister- und Beigeordneten-Besprechung könnten diese Anmerkungen dann noch Berücksichtigung finden.

„Im Rahmen dieses Bauvorhabens fordere ich absolute Transparenz. Der Vorhabenträger soll einen Nachweis zur Verträglichkeit hinsichtlich der Entstehung von möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit durch das Vorhaben erbringen. Es dürfen keine nachteiligen Auswirkungen auf Menschen und Tiere von der Hybridleitung ausgehen“, sagte Gondert.

Er wolle im wohnraumnahen Bereich eine Erdverkabelung fordern. „Wir sind nicht gegen die Energiewende und erkennen die Notwendigkeit von neuen Leitungen hierzu an, fordern aber, dass möglichst schonende Eingriffe in die Belange von Bürgern sowie Kommunen gewählt werden“, so der Ortsbürgermeister abschließend.

Netzbetreiber Amprion plant und baut Ultranet gemeinsam mit seinem Partner TransnetBW. Erstmals werden dabei Gleich- und Wechselstrom mit einer Spannung von 380 Kilovolt auf denselben Masten übertragen. „Indem wir dafür schon bestehende Trassen nutzen, steigern wir die Leistungsfähigkeit unseres Netzes effizient und ressourcenschonend“, teilte das Unternehmen mit.

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