Legendärer Baumeister Erinnerung an Vincenz Statz im Kreis Ahrweiler

KREIS AHRWEILER · Der Kölner Baumeister Vincenz Statz, dessen Geburtstag sich am Dienstag, 9. April., zum 200. Mal jährt, schuf auch prägnante Bauwerke im Kreis Ahrweiler.

 Vincenz Statz auf einer Lithografie von Adolf Dauthage aus dem Jahr 1882.

Vincenz Statz auf einer Lithografie von Adolf Dauthage aus dem Jahr 1882.

Foto: Anton Simons

Mächtige Raumhöhen und spitz zulaufende Bögen sind charakteristisch für die neugotische Architektur, zu deren bekanntesten Vertreterinnen der Kölner Dom zählt. Vincenz Statz, dessen Geburtstag sich am heutigen Dienstag zum 200. Mal jährt, Mitglied der Kölner Dombauhütte, war einer der einflussreichsten Baumeister dieser Stilepoche, die ihre Blüte von 1830 bis 1900 erlebte. Zu Statz‘ bekanntesten Schöpfungen zählen der Neue Dom in Linz in Oberösterreich, die Marienkirche in Aachen und die Wallfahrtskirche in Kevelaer. Seine Entwürfe für die Votivkirche in Wien, den Berliner Dom und die Kathedrale von Lille riefen seinerzeit Bewunderung hervor. Auch in mehreren Rhein-Orten des Kreises Ahrweiler stehen Bauten, die Vincenz Statz einst entwarf.

Statz‘erstes Bauprojekt im AW-Kreis war das Sinziger Schloss, das von 1854 – der aufstrebende Baumeister war zu dieser Zeit 35 Jahre alt – bis 1859 auf den Resten einer Wasserburg errichtet wurde. Statz plante aber nicht nur Gebäude, sondern auch Altäre, Kanzeln und andere größere kirchliche Ausstattungsstücke. Zusammen mit dem Koblenzer Stadtbaumeister Hermann Nebel zeichnete der gebürtige Kölner Statz im Jahr 1862, seinem 43. Lebensjahr, die Pläne für den Marienbrunnen vor dem Remagener Rathaus, dessen massive Brunnensäule mit Schale und Löwenköpfen von einer kunstvoll gearbeiteten Marienfigur gekrönt wird. Drei Jahre später, im Jahr 1865, gaben die Kölner Kaufleute Jakob und Ludwig Lützenkirchen bei Statz den Bau der Privatkapelle „Zur unbefleckten Empfängnis Mariens“ nördlich ihrer Villa in Rolandswerth in Auftrag.

Kirche in Unkelbach fünf Jahre nach Tod des Planers geweiht

Gut drei Kilometer weiter südlich, mitten in Oberwinter, wurde zur gleichen Zeit ebenfalls nach Plänen von Vincenz Statz gebaut. Im Jahr zuvor war dort die 1131 erstmals urkundlich erwähnte alte Laurentius-Kirche abgerissen worden, die der Oberwinterer Pastor Johann Wald als „klein, dunkel, ungesund feucht“ und „ohne alles Ansehen“ beschrieben hatte. Lediglich ihr 1525 erbauter Chor wurde in die neue Kirche übernommen. Der jüngste Bauplan, der von Statz im Kreis Ahrweiler verwirklicht wurde, war der für die Villa des Sinziger Zehnthofs.

Der damalige Hofeigentümer, ein Sohn von Karl Anton Broicher, dem zweiten Präsidenten des Rheinischen Appellationsgerichts in Köln, ließ 1872 von dem inzwischen 53-jährigen Vincenz Statz zunächst die Villa und anschließend den Festsaal bauen. Ähnlich wie zwei Jahrzehnte zuvor beim Sinziger Schloss regierte offensichtlich auch hier „das Bestreben, aus dem ursprünglichen Bauernhof mit Abgabensammelstelle einen Herrensitz zu machen, bei dem der Stallgeruch in eine Ecke vor dem Hof verdrängt wurde“, wie der damalige Zehnthof-Eigentümer Dieter Schewe 1981 im Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler schrieb.

Bereits 1859, 13 Jahre vor dem Bau der Zehnthof-Villa, hatte Statz Entwürfe für den Neubau der katholischen Pfarrkirche Sankt Remigius in Unkelbach angefertigt. Sie sollte die um 1200 gebaute Vorgängerin ersetzen, die bis zum Jahr 1842 derart baufällig geworden war, dass sie einzustürzen drohte. Weil es in Unkelbach jedoch am nötigen Geld mangelte, wurde der Neubau erst am 8. Juli 1903 feierlich konsekriert. Da war der am 21. August 1898 verstorbene Architekt der Kirche bereits fast fünf Jahre lang tot.

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