Stationäres Hospiz in Bad Neuenahr feierte Richtfest Ein Zuhause für Sterbende

BAD NEUENAHR · Was es heißt, von einem fernen Tod zu sprechen, der jegliche Möglichkeit verwehrt, von den Lieben Abschied zu nehmen, weiß zurzeit keiner besser, als die Angehörigen der 150 Opfer der abgestürzten Germanwings-Maschine. Wie hilfreich und trostspendend ist da die Chance einer würdigen Verabschiedung beim nahenden Tod in einem Hospiz

 Zimmermann Stefan Merz sprach vor vielen interessierten Bürgern den Richtspruch.

Zimmermann Stefan Merz sprach vor vielen interessierten Bürgern den Richtspruch.

Foto: Martin Gausmann

Das wird im Kreis Ahrweiler ab Jahresbeginn 2016 mit der Aufnahme der ersten Gäste in dem neuen Haus in Bad Neuenahr möglich sein. Gestern feierte das "Hospiz im Ahrtal" im Beisein von vielen Bürgern, die sich den Rohbau mit den zehn Zimmern anschauen wollten, Richtfest.

"Das heute ist ein weiterer Meilenstein", sagte Hans-Gerd Daubertshäuser, der wie Schwester Marianne Meyer und Vereins-Vorsitzende Ulrike Dobrowolny für die drei Gesellschafter sprach (siehe Infokasten). "Ich muss mich kneifen, dass wir heute hier stehen, wofür wir 23 Jahre gekämpft haben", betonte Dobrowolny. Sie dankte den unzähligen Spendern: Da sind die 500 000 Euro der Deutschen Fernsehlotterie, der Taschengeld-Euro eines Kindes oder die Veranstaltung "Lachendes Kurhaus", die wieder mal bewiesen hat, dass Humor und Hospiz unzertrennlich zusammengehören.

"Auf dem Weg werden wir immer mehr", freute sich die Vorsitzende über das ambitionierte Projekt, das mittlerweile längst eines von Bürgern für Bürger ist. Weil die Handwerker voll im Terminplan liegen, konnte die Vorsitzende auch schon den nächsten Termin nennen: Ministerpräsidentin Malu Dreyer wird das Haus am 18. Dezember eröffnen.

Sternekoch und Schirmherr Hans Stefan Steinheuer brachte seine Faszination zum Ausdruck, wie viele Menschen mitwirken und sich einbringen: "Das Thema Hospiz ist mitten im Leben angekommen." "Das kommt einer beispiellosen Bürgerbewegung gleich, weil sich auch jeder von uns diese Hilfe in den letzten Tagen des Lebens vorstellen kann, um selbstbestimmt, in Würde und möglichst schmerzfrei sterben zu können", ergänzte Landrat Jürgen Pföhler.

Das Konzept der Einrichtung sieht eine palliativpflegerische und palliativmedizinische Versorgung, Schmerztherapie und Symptomkontrolle sowie psychosoziale und seelsorgerische Begleitung mit ergänzenden Therapien vor.

Rund ums stationäre Hospiz

Der Neubau des stationären Hospiz im Ahrtal hinter dem Bad Neuenahrer Krankenhaus liegt im Zeitplan. Der Bau mit zehn Gäste-Zimmern wird 2,9 Millionen Euro kosten und zum Jahresende fertig sein. Auf 1000 Quadratmetern Nutzfläche gibt es auch: Angehörigen-Appartement, Raum der Stille, Wohnzimmer, Küche, Seminarraum, Garten. Die drei Träger sind: der Hospiz-Verein (zehn Prozent), die Stiftung Bethel und die Marienhaus Unternehmensgruppe (je 45 Prozent).

Künftig müssen sie zehn Prozent der laufenden sechsstelligen Kosten für die 160 zu betreuenden Gäste pro Jahr aus Spenden decken. Auch die Hospiz-Arbeit ruht auf drei Schultern: der ambulanten Arbeit des Vereins mit 868 Mitgliedern, der medizinischen Versorgung auf der Remagener Palliativstation und dem stationären Hospiz, das die Lücke zwischen Bonn und Koblenz, Tier und Siegen schließt.

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