Peter-Joerres-Gymnasium Ein Mekka der Sammler an Christi Himmelfahrt

BAD NEUENAHR · Das Peter-Joerres-Gymnasium wurde an Christi Himmelfahrt zum Mekka der Sammler.

 Sammler unter sich: Tauschtage sind für sie wie Ostern und Weihnachten.

Sammler unter sich: Tauschtage sind für sie wie Ostern und Weihnachten.

Foto: Martin Gausmann

"Immer kommen die gleichen Leute, man muss schon versuchen, jüngere und andere anzusprechen, sonst kann es nichts werden", kritisiert der Händler aus Bochum. Sein Stand beim Tauschtag der Briefmarkensammler und Numismatiker im Peter-Joerres-Gymnasium in Bad Neuenahr ist über und über mit fein in Schachteln sortierten Ansichtskarten bedeckt, die er für wenige Cent verkaufen will. Aber offenbar fehlt interessiertes Publikum.

Gesammelt werden die Foto-Karten mit und ohne Stempel, erklärt der Händler. Seine ältesten sind von 1890, erst seit 1883 gab es Ansichtskarten. "Schon um die Jahrhundertwende waren sie die am meisten verbreitete Kommunikationsform per Post und groß in Mode. Ansichtskartensammler waren zahlreicher als Briefmarkensammler", berichtet der Händler.

Am Nebentisch sind zwei Briefmarkensammler in ihre Alben vertieft, einer aus der Region, der andere aus Aachen. "Ich bin nicht der Jüngste, da hat man schon alles", sagt der Mann aus der Region. Er habe nichts Fehlendes entdeckt. Anders der Aachener, der "einige Stücke" gefunden hat. Im Katalog wird der Wert ermittelt und entsprechend getauscht. Ist kein gleichwertiges Tauschobjekt vorhanden, wird unter Katalogwert verkauft.

Der Sammler aus der Region berichtet über seine Probleme: Zu Hause fehlt der Platz für die Sammlung, er hat Angst, dass sie nach seinem Tod weit unter Wert weitergegeben werden könnte. Anders der Aachener, dessen Frau und Sohn Interesse haben. "Wir verbinden die Fahrten zu den Tauschtagen oft mit einem kleinen Urlaub, zum Beispiel im Herbst in Oslo", berichtet er.

Sorgen um seinen Nachlass hat ein Verkäufer aus der Eifel nicht. "Den regelt dann das Finanzamt", denkt er. Er war oft in Bad Neuenahr und wertet die aktuelle Veranstaltung als "schlechten Tag". "Es wird immer weniger. Weil kein Nachwuchs da ist, kommt das Zeug auf den Markt, und man erzielt keine Preise mehr. Leben kann man davon nicht", stellt er fest.

Jens Wittenburg ist Vorsitzender des Vereins der Briefmarken- und Münzsammler des Kreises Ahrweiler, der den Tag zusammen mit der Numismatischen Gesellschaft der Bonner Münzfreunde vorbereitet hat. Er wertet die Resonanz positiv. "Sehr viele Aussteller waren hier, wir hätten mehr Platz brauchen können, und auch der Besucherzustrom war bis zum Ende kontinuierlich", sagt er.

Probleme sieht Wittenburg allerdings angesichts zahlreicher Sammler, die sterben, und des fehlenden Nachwuchses. Vor allem bei der Massenware verfalle der Preis. "Je länger man mit dem Verkauf zögert, desto mehr sinkt der Erlös", ist sein Eindruck. Vor allem der Wert alter Münzen und Medaillen verfalle. Dann zeigt er einen römischen Denar aus der Zeit um 100 vor Christus. "Lucius Galerius Flaccus" ist in die Münze geprägt, Konsul in der Römischen Republik noch vor Cäsar.

"Wenn man bedenkt, dass Cäsar die Münze als Kind in der Hand gehalten haben könnte, macht das einen Knoten im Kopf", stellt er den Reiz des Sammelns dar. Sammler seien durchaus interessiert an Münzen. Viele hätten mit den Euro Starterkits angefangen.

Aber mittlerweile kämen Euro-Sonderprägungen in so großen Auflagen auf den Markt, dass ihr Wert verfalle. Die Finanzminister verdienten gut daran, darum seien die Auflagen hoch, aber die Sammelwürdigkeit sinke. Sein Verein habe versucht, die Jugend mit einem Quiz zum Sammeltag zu locken, das sei fehlgeschlagen. Er erwäge, junge Menschen über eine Arbeitsgemeinschaft an der Schule zu interessieren, aber ihm fehle es an Zeit.

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