Kurhaus Bad Neuenahr Drei Stunden viel mehr als nur Musical

Bad Neuenahr · Der Name verriet es nicht: Der Verein "Musical for you" bot im Bad Neuenahrer Kurhaus mehr als Musical. Und auch der Titel "Musical & Swing" sagte noch nicht alles aus.

 Getanzt und gesungen wurde bei der Aufführung von Musical & Swing.

Getanzt und gesungen wurde bei der Aufführung von Musical & Swing.

Foto: Martin Gausmann

Denn etwa auf den Swing-Klassiker "Beyond the sea" von Bobby Darin aus dem Jahr 1960 folgte Coldplays 2008 veröffentlichter Hit "Viva la vida" und dann "Mein Herr" aus dem 70er-Jahre-Musical "Cabaret". Die Mischung war gewagt, aber sie kam an bei den rund 400 Zuhörern.

Marie van de Loo, die gemeinsam mit Charlotte Morschhausen durchs Programm führte, und wie einige andere Akteure auch zudem sang, tanzte und an der Percussion stand, hatte schon angekündigt, dass die Reise "durch die Zeit, durch die Welt und querbeet durch alle Genres" führen werde. Diese bescherten insgesamt 22 Sänger, die solistisch oder als Chor und auch als Tänzer auftraten, und 18 Instrumentalisten unter Leitung von Thomas Still, die das Liveorchester auf der Bühne bildeten.

Gerade aus den Reihen des Orchesters sei der Wunsch erwachsen, nach dem Unplugged-Ausflug in Rock und Pop vor einigen Jahren auch mal Swing zu spielen, erläuterte van de Loo und präsentierte ein Programm, das die Gruppe bereits in leicht abgewandelter Form im März in Rheinbach gezeigt hatte. Damals allerdings ohne Songs wie etwa "Bye Bye" von Cro, zu dem Christian Erben wie der Rapper mit Tiermaske auftrat.

Wenig später zeigte Melanie Hammer eine starke Leistung mit ihrer Interpretation von "Summertime": lässig übers Podium schlendernd und nicht nur den Ton, sondern selbst den amerikanischen Slang treffend.

Schauspielerische Qualitäten demonstrierten auch Daniel Kupfer und Robert Steffen, die zu "Well did you, Evah?" wie Bing Crosby und Frank Sinatra in den 50ern im Film "High Society" lallten und torkelten. Eingefleischten Musicalfreunden wiederum ging das Herz auf bei Soloparts wie Caroline Krahes "Schattenland" oder Duetten wie "Wenn ich tanzen will", bei dem Jennifer Becker und Christian Erben nicht nur solistisch, sondern auch im Zusammenklang überzeugten.

Unter anderem gaben auch Anke Kruse, Nadine Haack und Kevin Welter ihre Visitenkarte als hoffnungsvolle Musicaldarsteller ab. Die Akteure traten vorwiegend in Jeans mit Hosenträgern zum weißen Shirt auf, aber auch Darbietungen in Corsagen und Hotpants, Bauerndress oder zu romantischeren Stücken in Rüschenkleidern waren zu sehen.

Sehenswert waren die Kulissen mit beweglichen Stoffbahnen und mit zwei Schiebewänden aus mehr als 20 Lampenschirmen, die nach Bedarf für eine intimere Atmosphäre sorgten.

Ein wenig aus der Verzauberung rissen die wiederholten Aufrufe der Vereinsmitglieder um mehr Mitstreiter, fördernde Mitglieder und sonstige Unterstützer und auch um Auftrittsmöglichkeiten etwa bei Familienfeiern. Aber auch dass mancher Akteur auf der Bühne eher im Dunkeln blieb oder mal die Mikrofone krachten, störte das Publikum kaum.

War der erste Teil noch eher "statisch", weil die Akteure auf Stühlen oder Barhockern sitzend sangen, kam im zweiten Teil mehr Bewegung auf die Bühne, was sich auch aufs Publikum übertrug. Bunt wurde es zur Choreographie mit Handtaschen, Kamm und Sprühdose bei "Good bye Baltimore" aus dem Musical "Hairspray".

Aber Anfang und Ende fanden zwischen Gräsern der Savanne statt: Nach gut drei Stunden schlug das Ensemble am Ende wieder einen Bogen zurück zu den Wurzeln von "Musical for you" und zum Beginn des Abends. Was mit Songs aus "Der König der Löwen" angefangen hatte, schloss auch damit: Von "Circle of life" bis zu "Can you feel the love tonight" und "He lives in you".

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