Marketingkampagne "AW stark" Der Kreis Ahrweiler wirbt intensiv um Fachkräfte

KREIS AHRWEILER · Faktoren wie Bildung, Wohnen und kostenfreie Kita-Plätze wiegen ganz besonders schwer. Der Ahrkreis hat mit 3,2 Prozent Arbeitslosen eine besonders niedrige Quote.

 Akteure für den Arbeitsmarkt: (von links) Dennis Radermacher (Kreiswirtschaftsförderung), Alexander Zeidler (Kreishandwerkerschaft), Tino Hackenbruch (Kreiswirtschaftsförderung), Erich Seul (Kreis), Frank Mies (shapefruit) und Bernd Greulich (IHK).

Akteure für den Arbeitsmarkt: (von links) Dennis Radermacher (Kreiswirtschaftsförderung), Alexander Zeidler (Kreishandwerkerschaft), Tino Hackenbruch (Kreiswirtschaftsförderung), Erich Seul (Kreis), Frank Mies (shapefruit) und Bernd Greulich (IHK).

Foto: Günther Schmitt

Der Kreis Ahrweiler hat aktuell eine Arbeitslosenquote von aktuell 3,2 Prozent. Damit liegt die Region zwischen Rhein und Nürburgring 1,1 Prozentpunkte unter dem Landesdurchschnitt und 1,7 Punkte unter dem Bundesdurchschnitt.

Gute Werte, die gleichzeitig ein Problem bergen. „Wir können nicht aus einer hohen Arbeitslosenzahl schöpfen“, sagte Kreiswirtschaftsförderer Tino Hackenbruch am Dienstag bei der Präsentation der neuen Standortkampagne „AW stark“ vor Vertretern von Unternehmen, Handwerk und Kommunen.

Fachkräfte fehlen

Der Fachkräftemonitor der Industrie- und Handelskammer von 2016 zeige, dass schon damals zwei Prozent der Stellen von Unternehmen in Rheinland-Pfalz nicht mehr bedient werden konnten. Aktuelle Berechnungen der IHK machen deutlich, dass die Unternehmen 2020 schon sechs Prozent ihrer Stellen nicht mehr mit Fachkräften besetzen können. Dem gelte es entgegenzusteuern.

Hier setzt laut Hackenbruch die neue Standortkampagne an. Bei „AW stark“ handele es sich um eine branchenübergreifende Initiative der IHK Koblenz, der Kreishandwerkerschaft Ahrweiler und der Kreiswirtschaftsförderung unter Beteiligung der Marketingagentur shapefruit. Hackenbruch: „Ziel ist eine Attraktivitätssteigerung des gesamten Kreises Ahrweiler als Wohn- und Wirtschaftsstandort für potenzielle Arbeitnehmer. Erreicht werden soll dies durch eine gezielte Positionierung des Kreises Ahrweiler als Region attraktiver Arbeitgeber mit einer hohen Lebens- und Wohnqualität.“

Branchenmix und wenige konjunkturelle Schwankungen

Die Ist-Situation stellt sich nach Angaben der Kreiswirtschaftsförderung dabei durchaus positiver dar, als in anderen Kommunen oder Kreisen. „Wir haben im Kreis Ahrweiler einen gesunden Branchenmix aus Handwerk, Dienstleistungen, Industrie, Handel und Tourismus und eine gute Infrastruktur wie beispielsweise die enorm wichtige flächendeckende Versorgung mit Breitband“, erklärte Hackenbruch.

Daher sei der Kreis Ahrweiler weniger anfällig für konjunkturelle Schwankungen als vergleichbare Regionen mit weniger ausgeglichener Wirtschaftsstruktur. „Aber allein unsere Bevölkerungsstruktur und die zu erwartende Entwicklung in den nächsten Jahren sollten die Alarmglocken läuten lassen“, so Hackenbruch. Denn laut einer Berechnung des Statistischen Landesamtes Bad Ems wird der Kreis 2030 rund acht Prozent weniger Einwohner als heute haben. Ein Rückgang von 130 000 auf 120 000 Menschen.

Die Crux: Weniger Menschen bedeuten weniger Kinder. Weniger Kinder wiederum weniger Schüler und weniger Schüler dann weniger Auszubildende. Im jüngsten Ausbildungsjahr waren noch 310 Azubi-Stellen im Kreis unbesetzt. Tendenz steigend. Grund: Der Trend zum Studium ist bei jungen Leuten ungebrochen. Konsequenz: Die Entwicklung führt zu einem eklatanten Mangel an Fachkräften in Industrie, Handwerk und im Dienstleistungssektor.

Kampagnen zur Steigerung des Bekanntheitsgrades

Harte Standortfaktoren sollen das Marketing für den Kreis Ahrweiler daher stützen. Im Konzept „AW stark“ führt Frank Mies von shapefruit daher unter anderem die Bildung mit sechs Gymnasien und einer Hochschule ins Feld. Zudem kostenlose Kita-Plätze sowie 19 Kliniken und mehr als 200 niedergelassene Ärzte als Vorzüge am Standort AW, in dessen Umfeld die Metropolregionen Rhein-Ruhr, Rhein-Main sowie der Wirtschaftsraum Benelux liegen. „Auf den Punkt gebracht soll die Kampagne laut Mies „Fachkräfte anziehen, die Attraktivität des Kreises als Wohnstandort darstellen, für Unternehmensansiedlungen sorgen sowie Angebot und Nachfrage zusammenbringen“. Oder in Kurzform: Fachkräfte und Unternehmen auf den Standort aufmerksam machen. Dies durch Schärfung des Profils, durch Imagebildung und durch eine Steigerung des Bekanntheitsgrades des Kreises Ahrweiler.

Als Mittel dafür setzt Mies auf die Etablierung einer Web-Plattform und darauf aufbauend auf die Durchführung regelmäßiger digitaler Kampagnen. Im Rahmen der Kampagnen sollen Unternehmen die Möglichkeit haben, sich vorzustellen, aber auch ihre Stellenangebote kommunizieren zu können. Und dies auf möglichst vielen Kanälen von sozialen Medien bis hin zu Newslettern.

Erste Präsentationen sind laut Mies für den Sommer vorgesehen, im Herbst sollen dann Stellenkampagnen und die lokale Vermarktung an den Start gehen.

Das passt. Denn am 18. Oktober geht unter dem Dach der Kreiswirtschaftsförderung der dritte Ausbildungstag des Kreises Ahrweiler im Bad Neuenahrer Dorint-Hotel über die Bühne.

„Dabei werden regionale Schüler der Abschlussklassen nach intensiver Vorbereitung aufgrund wissenschaftlicher Erhebungen mit regionalen Arbeitgebern passgenau zusammengebracht. Jedes Unternehmen hat so die Möglichkeit, bis zu 48 fest vereinbarte Re-krutierungsgespräche zu führen – und das an nur einem Tag“, verweist Hackenbruch auf die Erfolge der seit 2017 jährlich durchgeführten Aktion.

Ansprechpartner: Kreiswirtschaftsförderung: Tino Hackenbruch, 0 26 41/97 54 81. – IHK-Regionalgeschäftststelle: Bernd Greulich, 0 26 41/9 90 74 13. – Ahr-Akademie der Handwerkskammer Koblenz: Stefan Gustav, 0 26 41/9 14 81 14.

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