"Feierabend" für das Ehrenamt Der Fingernagel der heiligen Helena

BAD NEUENAHR · Konrad Beikircher widmet sich beim Dankabend des Dekanates in Bad Neuenahr den Reliquien.

 Konrad Beikircher widmete sich auf Einladung des Dekanates den Reliquien im Rheinland.

Konrad Beikircher widmete sich auf Einladung des Dekanates den Reliquien im Rheinland.

Foto: Martin Gausmann

Es war mehr als eine nette Geste: Da es in den Gremien der Pfarreien und des Dekanates viel ehrenamtliches Engagement gibt, das Kirche vor Ort lebendig und erlebbar macht, lud das Dekanat Ahr-Eifel die ehrenamtlichen Kräfte zum Dank und als Anerkennung zu einem bemerkenswerten „Feierabend“ ein. Den gestaltete Konrad Beikircher mit viel Witz, feiner Rhetorik, umwerfendem Charme und frechen Erzählungen zum Thema „Heilige Reliquie“.

Nirgendwo in Europa ist die Reliquien-Dichte höher als im Rheinland. Kein Wunder, dass sich der Bonner Kabarettist mit Tiroler Wurzeln mit Genuss und Wonne auf diesen Umstand stürzte. Dabei hatten es ihm die Fingernägel der heiligen Helena besonders angetan. Ein Überbleibsel von Helena, Mutter des für das Christentum wichtigsten Römerkaisers Konstantin, ist im Bonner Münster untergebracht: ein Fingernagel.

Beikircher wohnte nicht nur dem Großereignis bei, mit dem die Reliquie in Bonn Einzug hielt, sondern inspizierte die Überreste der nicht ganz unumstrittenen Dame auch eingehend: „Ganz eindeutig angeknipst und nicht geschnitten!“ Legenden und Anekdoten sind es, die Beikircher aufgreift und die den Stoff für die dem Rheinländer innewohnende Selbstverständlichkeit, Geschichten ins Absurde zu steigern, liefern.

Die in Prüm verehrten Sandalen von Jesus haben sich selbstständig auf den Weg von der Wüste in die Eifel gemacht, die Milch der Mutter Gottes ist in Gläschen in angeblich gleich 57 Kirchen aufbewahrt, der heilige Vitus in Würzburg wird insbesondere von heilungsbedürftigen Bettnässern angerufen und gilt als Schutzpatron der Inkontinenten, die – so Beikircher – in Würzburg bei Wallfahrten im Hotel „Interkontinenz“ untergebracht werden.

Nicht zuletzt auch das in Mönchengladbach zu bewundernde Tischtuch des, so Beikircher, von einem Caterer angelieferten letzten Abendmahles ist eine Reliquie. Nach Darlegung des Kabarettisten ist sie mit einem kräftigen Rotweinflecken ausstaffiert, den eigentlich der heilige Johannes verursacht haben soll. Der schob die Schuld jedoch Judas in die Schuhe. „Im Rheinland hat man Reliquien, da fällst du vom Glauben ab“, bilanzierte Beikircher.

Die begeisterten Besucher des Gastspiels in der Konzerthalle quittierten das zwar mit Beifall, ohne jedoch vom Glauben abzukommen. Der Dank- und Motivationsabend für die ehrenamtlichen Kräfte der Pfarreien und Pfarrgemeinschaften war ein riesiger Erfolg – dank Reliquien und dank Beikircher.

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