Ortsteil feiert 1125-jähriges Bestehen Das kleine Vischel hat eine große Vergangenheit

VISCHEL · Vischel, der kleinste Ortsteil der Gemeinde Berg, hat sein 1125-jähriges Bestehen gefeiert. Beteiligt waren auch rund hundert Teilnehmer einer Sternwallfahrt aus Berg, Freisheim und Krälingen.

 Bei der 1125-Jahrfeier: Jürgen Pföhler (v.l.), Erwin Kessel, Achim Haag und Helmut Kündgen.

Bei der 1125-Jahrfeier: Jürgen Pföhler (v.l.), Erwin Kessel, Achim Haag und Helmut Kündgen.

Foto: Martin Gausmann

Die Welle von Jubiläen zum 1125-jährigen Bestehen hatte am Wochenende Vischel erreicht, den kleinsten Ortsteil der Gemeinde Berg – mit seiner großen Vergangenheit.

Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Fleck mit Kirche, Schule und zwei Wohnhäusern noch geistiger und geistlicher Mittelpunkt für die umliegenden Orte, die jetzt die Gemeinde Berg ausmachen. Wenn auch die Kirche Sankt Nikolaus seit langem außer Dienst gestellt ist, so rückt sie einmal im Jahr wieder in den Mittelpunkt, und zwar als Ziel einer Sternwallfahrt aus Berg, Freisheim und Krälingen.

So auch am Sonntag, wo Pfarrer Axel Spiller als Abschluss der Wallfahrt in dem alten Gemäuer noch einmal die Messe las, während die weltliche Obrigkeit mit Bürgermeister Erwin Kessel und Helmut Kündgen vom Dorfverein Berg draußen alles für die etwa 100 Pilger und weitere Festgäste vorbereitete. Denn gleichzeitig mit der Sternwallfahrt feierte die Gemeinde Berg die älteste Erwähnung ihres Ortsteils Vischel.

Mehr Höfe als das heutige Ahrweiler

Das Güterverzeichnis des Klosters Prüm aus dem Jahre 893, das Prümer Urbar, benennt Vischel als „Wizsselle“ beziehungsweise „Wihsselle“. Grund für die Benennung im Güterverzeichnis war nicht die Kirche. Sie stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, hatte aber wohl einen Vorgängerbau. Ein Kloster gab es in dem abgeschiedenen Tal auch nicht. Aber Prüm gehörten dort 180 Morgen Land, 30 Bauernhöfe hatten dem Kloster Abgaben zu entrichten. Das waren mehr Höfe als das heutige Ahrweiler hat, stellte Landrat Jürgen Pföhler in seiner Glückwunschrede fest. Der Ort war von zentraler Bedeutung.

Vischel und die dazugehörigen Orte in der Gemeinde Berg hätten in ihrer wechselvollen Geschichte mehrfach Krieg und Frieden erlebt, führte Pföhler aus. Das gelinge nur mit funktionierenden Dorfgemeinschaften in Vergangenheit und Gegenwart. Und weil nur solche Dörfer Zukunft hätten, unterstütze der Kreis sie mit Förderprogrammen für Vereine und Ehrenamt.Pföhler nannte einige Beispiele: Modernisierung des Sportplatzes, Restaurierung des Kriegerdenkmals, Neubau des Spielplatzes. Der Landrat führte auch die jüngst abgeschlossene Sanierung der Kreisstraßen 31 und 32 an, die mit Geld vom Land und vom Kreis realisiert werden konnte. „Die Gemeinde Berg wird Zukunft haben“, sagte er. Die Bürgerinnen und Bürger könnten stolz auf ihre Gemeinde sein.

Als Erinnerung ans Jubiläum überreichte der Landrat einen Gutschein für einen Baum, den sich die Ortsgemeinde aussuchen kann. Der Baum sei Symbol für Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit, sagte Pföhler. Verbandsbürgermeister Achim Haag schloss sich den guten Wünschen an. Entscheidend für das stolze Jubiläum sei die Tatsache, dass es an dem Ort immer Menschen gegeben habe, „die es lohnend fanden, hier zu leben und zu arbeiten“, sagte er.

Großes Interesse am Jubiläumsfest

Ortsbürgermeister Erwin Kessel hatte Gäste und Ehrengäste begrüßt. Das Interesse am Jubiläumsfest zeige, dass die Bewohner der Gemeinde sich der Geschichtlichkeit des Ortes bewusst seien, sagte er. „Schwierige Zeiten, politische Veränderungen, die Folgen vieler Kriege, wirtschaftliche Probleme – man kann heute nur erahnen, was sich in der Gemeinde alles ereignet hat“, führte er aus. „Trotzdem ist Vischel mit der Gemeinde Berg über alle Generationen hinweg erhalten geblieben.“ Mutig, fleißig, geduldig, zäh und zuversichtlich hätten die Menschen die Herausforderungen der jeweiligen Zeit angenommen

Kessel nannte Zahlen und Fakten aus der Gemeinde Berg mit 1300 Einwohnern in sechs Ortsteilen, zu denen noch sechs Wochenendgebiete gehören. Er führte die eigene Grundschule an, den Kindergarten, den Sportplatz, das Bürgerhaus, die im Jahr 2004 eingeweihte Vischeltalhalle. Junge Familien zögen in die Gemeinde, Bauanträge lägen vor. „So bleibt die Gemeinde jung“, stellte er fest.

Zur Musik des Vischeltaler Blasorchesters unter Leitung von Hans Bedorf feierten die Berger an dem schönen Herbsttag noch lange rund um die alte Kirche ihre Geschichte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort