Aktion für Flüchtlinge Calvarienberg-Schüler sammeln 100 Säcke Textilien

KREISSTADT · Nur drei Tage brauchte es, die alte Bibliothek des Gymnasiums Calvarienberg bis unters Dach mit Kleidern, Schuhen, Hygieneartikeln und Kuscheltieren zu füllen. "Auch ein Inliner wurde uns gespendet", freut sich ein Schüler des 16-köpfigen SV-Teams, das gemeinsam mit den Vertrauenslehrern Maria Görgen und Johannes Jung zu dieser Aktion aufgerufen hatte.

 Das Flüchtlingsprojekt der Calvarienberg-Schüler war ein voller Erfolg.

Das Flüchtlingsprojekt der Calvarienberg-Schüler war ein voller Erfolg.

Unter dem Motto "Refugees welcome - Wie weit die Füße tragen" hatte die SV Schülerinnen und Schüler und das Lehrerkollegium um schnelle Hilfe für die 300 noch nicht registrierten Flüchtlinge in der AKNZ - Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz - gebeten. Weit mehr als 100 Säcke Textilien, darunter eine riesige Menge Winterkleidung, wurden von den Schülern, Eltern und Lehrern für das Sammellager im AKNZ gespendet.

Vertrauenslehrerin Maria Görgen hob das große Engagement des SV-Teams hervor: "Herzlichen Dank an euch, euren Eltern und Mitschülern. Die Bibliothek quillt über." Und Werner Rex, Vorsitzender der Ökumenischen Flüchtlingshilfe Rhein-Ahr e.V., meinte: "Ich war völlig von den Socken, als ich diese Menge gesehen habe. Toll! Ein Drittel davon ist noch am Nachmittag mit Traktor der Schwestern und Anhänger ins AKNZ gebracht worden. Viele fleißige Schülerinnen und Schüler unter der Leitung des SV-Lehrers Johannes Jung haben bis spät abends sortiert und eingeräumt."

Auch das Treffen zwischen Flüchtlingen der AKNZ und Schülerinnen und Schülern vom Calvarienberg war beispiellos. Die fünf jungen Männer berichteten von ihrer Flucht aus Pakistan und weshalb sie ihre Heimat zu Fuß verlassen mussten. "Es fehlen ihnen die Worte, um ihre Dankbarkeit auszudrücken", übersetzt Anita einen pakistanischen Flüchtling. "Wenn sich die Sicherheit verbessert hat, wollen wir wieder zurück nach Pakistan", sagte ein anderer. In der Zwischenzeit versuchen die jungen Männer, anzukommen und eine Arbeit zu finden.

Anita, eine Christin aus Pakistan, leistet zurzeit ein Sozialpraktikum in der Kindertagesstätte St. Walburga in Gelsdorf und unterstützt die muslimischen Jugendlichen. "Eine Christin und muslimische Männer unterhalten sich. In Pakistan wäre das Gespräch nicht möglich", hob Werner Rex hervor und hofft, dass junge Flüchtlinge die hier gemachten Erfahrungen eines Tages wieder mit zurücknehmen: "Das wäre ein Neustart für beide Religionen. Wir können Modelle vorleben und vertragen uns, ob katholisch, evangelisch oder muslimisch."

Spannend waren auch die Ausführungen von Mahdi al Salama, einem syrischen Augenarzt, der seit elf Monaten in Deutschland lebt. Im Juni 2014 wurde sein Krankenhaus in Aleppo täglich von Bomben angegriffen und es kamen iranische und russische Soldaten und dann ISIS-Truppen: "Ich konnte nicht mehr bleiben, ich hatte keine Chance." Auf der Flucht wäre er beinahe ertrunken, als das viel zu kleine, alte Boot mit 35 Flüchtlingen auf offener See auseinanderbrach. Neun Stunden kämpfte er ums Überleben. Viele ertranken.

Die Schlepper hatten von jedem 1000 Euro genommen. Für 3000 Euro gelang ihm die Flucht in die Schweiz. Von Schleppern werden oft astronomische Summen verlangt, erfuhren die Schüler. Und Mahdi al Salama sprach von 9000, 10 000 oder sogar 15 000 Euro für einen Flug nach Deutschland.

Der Arzt und die fünf pakistanischen Flüchtlinge berichteten aber auch von freundlichen Menschen in den Durchgangsländern. Mahdi al Salama: "In der Türkei sind die Menschen offen, aber mit vier bis fünf Millionen Flüchtlingen wird die Situation immer schwerer. Wir durften in der Türkei nicht arbeiten und in der Schweiz ist zu wenig Arbeit. Auf Kos waren die Menschen nett." Mahdi al Salama kam alleine nach Deutschland. Seine Familie konnte er nach der Asylanerkennung holen.

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