Ahr-Thermen Besucher reagieren mit Unverständnis auf die Schließung

BAD NEUENAHR · Vielen gingen noch einmal baden. Bevor die Badelandschaft der Ahr-Thermen am Neujahrstag die Pforten schloss, nutzten sie am Silvestertag die wohl vorerst letzte Gelegenheit, sich im Thermalwasser des Bad Neuenahrer Wellnesstempels zu bewegen oder die Glieder in einem der Whirlpools zu entspannen.

"In den vergangenen sieben Tagen kamen so viele Badegäste wie sonst in einem ganzen Monat. Das ist wohl der Nostalgieeffekt", stellte Dominik Schmitz, Sprecher der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr (AGBN), im Gespräch mit dem GA fest.

Dabei war es an Silvester nicht ganz so voll wie in den Vortagen, als die Kassen nach Angaben der Mitarbeiter zwischendurch schon mal wegen Überfüllung geschlossen werden mussten. Als "traurig" und "bedrückt" bezeichnete das Personal der Ahr-Thermen die Stimmung.

Die Glasfront zwischen Foyer und Bade-Areal war bereits mit undurchsichtiger Folie abgeklebt worden. Hinweise auf die Badelandschaft im Schaukasten vor der Tür wurden ersetzt durch Infos zum Sauna-Angebot und zu den künftigen Öffnungszeiten: Die Bade- und Saunalandschaft der Ahr-Thermen hatte bisher täglich von 9 bis 23 Uhr geöffnet, ab sofort öffnet die Saunalandschaft von 10 bis 20 Uhr, freitags und samstags bis 22 Uhr.

Dass "nur" die Badelandschaft schließt, Saunalandschaft und Gastronomie indes geöffnet bleiben, wussten einige der Besucher gar nicht. Sie dachten, die Schließung betreffe die Ahr-Thermen insgesamt. Ein Trost war das für die meisten von ihnen dennoch nicht. "Sauna kann man überall haben. Das Schwimmbad ist der Hauptanziehungspunkt für uns", erklärten unter anderem Sibille und Michael Wexel aus Swisttal.

Die Zahl der Saunabesucher mit Öffnung des Thermalbads bezifferte Dominik Schmitz auf rund 65 000 Gäste im Jahr, ohne den Badebereich hoffe die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr auf künftig rund 40 000 Saunabesucher. Viele Gäste glaubten am Silvestertag indes nicht, dass diese Rechnung aufgehe. Von großem Bedauern nach anfänglichem Schock und Erstaunen bis hin zu Unverständnis und Unmut reichten ihre Reaktionen der Besucher angesichts der Schließung des Badeareals.

Eigens wegen der Ahr-Thermen ist Helga Estrich vor zehn Jahren von Liblar nach Bad Neuenahr gezogen und seit zwei Jahren jeden Tag für eine Stunde im Bad, "wegen meiner kranken Knochen." Schwimmen und Saunen geht die 78-Jährige nicht, aber die Bewegung im warmen Thermalwasser brauche sie, um im Alter mobil zu bleiben: "Wenn die Ahr-Thermen nicht bis zum Sommer wieder öffnen, werde ich wieder wegziehen".

Sie hat sich schon nach Alternativen umgesehen. Das Gebaren der Akteure im Streit um den Erhalt des Badebetriebs in den Ahr-Thermen vergleicht sie "mit zwei Dampfwalzen, die aufeinander zu rasen, bis beide explodieren, und wir sind die Dummen. Die sollten sich alle an einen Tisch setzen und gemeinsam vernünftig überlegen."

Für die Gesundheit wollen Gudrun und Jochen Bargon aus Bad Godesberg etwas tun. " In den Ahr-Thermen gebe die beste Möglichkeit für sie: Ohne Rutschen oder Sprungbretter wie in so genannten Erlebnisbädern, aber mit der Möglichkeit zu Massagen und Wassergymnastik und mit einem schönen Ambiente seien die Ahr-Thermen auch geselliger Mittelpunkt. Verwundert sind beide darüber, dass nicht "noch mehr für die Thermen gekämpft wird". Dass es nur eine Internet-Petition gab, sei vielleicht nicht so glücklich gewesen, weil die Besucher ja meist älter seien und dem Internet nicht so zugetan.

"Wenn wir die Ahr-Thermen besucht haben, sind wir in der Regel auch in die Stadt gegangen, haben uns Sehenswürdigkeiten angeschaut und sind einkaufen gegangen", sagen Anneliese und Jürgen Klaus aus Erftstadt: "Die Anbindung über die A 61 war für uns ideal, und die Tiefgarage hier praktisch. Künftig werden wir sicher nicht mehr so oft herkommen, auch wenn wir hier gerne eingekauft haben, weil wie in der Geschäftswelt hervorragende Bedingungen vorfanden."

"An den Thermen hängt mehr, als die Verantwortlichen denken", glauben auch drei andere Seniorinnen aus Erftstadt, die bisher wöchentlich in die Thermen fuhren und mehrmals im Jahr zum Kurzurlaub anreisen: "Was ist den Bad Neuenahr ohne Thermalbad? Ein Luftkurort, mehr nicht. Und davon gibt es genug. Da müssten doch auch Hotels, Restaurants und Geschäftsleute einschreiten."

"Eine Sauna haben wir zu Hause selber, aber ein Thermalbad ist ein Mehrwert. Das ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann", finden Ilse und Helmut Barth aus Bonn. Während viele andere Gäste gewillt waren, künftig mit zwölf Euro "maximal zwei oder drei Euro mehr zu bezahlen als bisher", wäre Ilse Barth auch bereit, bis zu 20 Euro für einen Besuch zu zahlen: "Der Aufenthalt hier tut meinem Rücken gut. Die Leute geben doch sonst auch viel Geld aus für Vorsorge, und in anderen Bädern ist das Wasser zu salzig oder Luft und Wasser zu kalt."

Helmut Barth hat im General-Anzeiger gelesen, dass die Ahr-Thermen einst für 1000 Besucher am Tag geplant worden seien, aber damit wäre es für die Barths aus mit Ruhe und Erholung. "Wenn im Schnitt 400 Gäste am Tag kommen, sollte man die Preise so weit anheben, dass das reicht", rät er.

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