Konzert in der Ahrweiler Synagoge Beifall für Gitarrist Simon Wahl

AHRWEILER · Fingerstyle und eingängige Stücke prägen den musikalischen Nachmittag in der vollen ehemaligen Ahrweiler Synagoge. Viel Beifall erhielt Gitarrist Simon Wahl.

 Simon Wahl bei seinem Auftritt in Ahrweiler.

Simon Wahl bei seinem Auftritt in Ahrweiler.

Foto: Matin Gausmann

Gitarrist Simon Wahl ist ein gern und oft gesehener Gast in der ehemaligen Ahrweiler Synagoge und so konnte sich Veranstalter Gerd Weigl auch dieses Mal über ein volles Haus freuen. Mit seiner unkonventionellen Art des Gitarrenspiels ergriff Wahl das Publikum schon mit den ersten Tönen und gestaltete ein kurzweiliges Konzert, das noch länger als seine zwei Stunden hätte dauern können. Die Zuhörer spitzten nicht nur ihre Ohren, sondern genossen die Musik sichtlich mit ihrem ganzen Körper.

Ist der gebürtige Bonner Wahl auch bekannt für seine virtuosen Eigenkompositionen, so stellte er prominent an den Anfang und das Ende des Konzerts Fremdkompositionen. Django Reinhardts „Minor Swing“ verbreitete lateinamerikanisches Flair und brachte schon den einen oder anderen Fuß zum Wippen. Es folgten in der ersten Hälfte zahlreiche Stücke von Wahls neuem Album „Keep On Dreaming“. Mit Betriebsgeräuschen und einer flotten Melodie nahm er das Publikum auf eine „Zugfahrt“ mit. Das Kleinod „Tagträumer“ hat Wahl für seine Schüler komponiert. Dies hielt die Besucher nicht davon ab, abwechselnd gebannt auf die Hände des Gitarristen zu schauen oder die Augen zu schließen und zu genießen.

Wahls Western-Gitarre muss einiges aushalten können. In „Hang Around“ modifizierte er sie so, dass sie perkussiver klingt, „Fernweh“ bestand fast nur aus Trommeleinlagen. Da wurde mit dem Daumennagel über die Decke gekratzt und die Saiten nur mit der linken Hand angeschlagen. Ungläubige Faszination mischte sich in den Genuss, denn bei aller Experimentierfreude bleibt die Harmonie bei Wahl nie auf der Strecke. „Verlassene Stufen“ ist die erste Plektrum-Komposition des Wahl-Wieners. Im Hall des Verstärkers wirkte die hervorgehobene Melodie gut aufgehoben, verpasste ihre melancholische Wirkung jedoch nicht. Eine große Portion Schwermut gab es auch mit „Hoffnung“. Nur einzelne Flageolett-Töne lassen bis zum versöhnlichen Dur-Schluss den Titel durchscheinen.

Zwischen den Stücken ließ der sympathische Musiker die Zuhörer an den Geschichten hinter den Kompositionen teilhaben. „Schlaflos“ etwa entstand zwischen 3 und 4 Uhr nachts in einer tropischen Sommernacht. Die gesamte Synagoge schwelgte im breiten Klang. Was passiert, wenn südländische Klänge auf die kalifornische Funkrock-Band „Red Hot Chili Peppers“ treffen, konnte man in „Keep Going“ nachhören. Rock-Zitate versteckten sich im mitreißenden „Auf geht’s“. „September“ weckte Erinnerungen an Regen- und Nebelschwaden, zu denen sich die Augen noch einmal so wohlig schließen lassen konnten.

Kein Simon-Wahl-Konzert ohne ein Stück von den Beatles. Mit „All You Need is Love“ unterstrich er seinen Ruf als „Ein-Mann-Band“. Mit Arthur Smiths „Guitar Boogie“ gab Wahl zum Finale hin noch einmal Vollgas, so dass auf den Beifall nicht lange gewartet werden musste. Zwei Zugaben gab es anschließend noch für das unersättliche Publikum. „Zu spät“ setzte einen nachdenklichen Schlussakzent, und „East“ aus der Feder von Kieran Murphy fegte die begeisterten Besucher aus dem Konzert.

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