Auf die grüne Insel Bach-Konzert in Bad Neuenahr

BAD NEUENAHR · Mit ihrer gekonnten Mischung aus barocken Originalkompositionen und flotten irischen Rhythmen konnten die Musiker des „Reel Bach Consort“ am Wochenende das Publikum in der Bad Neuenahrer Willibrorduskirche von sich überzeugen.

 Uferlichter-Konzert in der Willibrorduskirche in Bad Neuenahr.

Uferlichter-Konzert in der Willibrorduskirche in Bad Neuenahr.

Foto: Martin Gausmann

Angereichert mit einer augenzwinkernden Geschichte über eine Reise Johann Sebastian Bachs auf die grüne Insel, entspann sich ein Abend voller Wohlklänge, träumerischen Melodien und wippenden Füßen.

In die Stille, die sich nach dem Begrüßungsapplaus über das Gotteshaus gelegt hat, erschall der unnachahmliche Klang der Uilleann Pipes mit einer irischen Version des Adventsliedes „Wachet auf, ruft Euch die Stimme“. Bei diesem Instrument handelt es sich um einen Dudelsack, der nicht mit dem Mund, sondern mit einem Blasebalg auf dem Schoß des Musiker gespielt wird. Die nötige Fremdheit im Klang war vorhanden, ohne die anderen Musiker wie bei dem ausgewachsenen schottischen Pendant an die Wand zu spielen. Rahmen für alle Konzerte des Consorts sind die alternativen Fakten, welche die Musiker im Laufe der Jahre über eine etwaige Irlandreise des Thomaskantor gesammelt haben.

Der große Meister wird zu Besuch bei Johanna Bach-Elbel oder beim Lauschen eines torfrauchbetriebenen Radios porträtiert, was für einiges Schmunzeln sorgte. Die Musik hingegen, welche aus einer direkten Abfolge oder einem ineinander Verschmelzen von Barock und Irland bestand, bot für die Zuhörer die ganze Breite an Gefühlslagen. So entführte das Doppelkonzert d-Moll BWV 1043 zunächst mit einem flotten Tänzchen in ein irisches Pub. Zum zweiten Satz sah man in der Kirche viele geschlossene Augen und auf den Gesichtern sichtlichen Genuss, bevor die Komposition zum Schluss wieder Fahrt aufnahm.

Die langsame Pastorale „Schafe können sicher weiden“ BWV 208 wurde mit einem von Tom Kannmacher selbstkomponierten Reel, einem schnellen irischen Tanz, kontrastreich kombiniert. Gitarrist Stephan Hennes übernahm hier wie auch bei dem traditionellen „Down by the Sally Gardens“ den Gesangspart. Waghalsig paarten die Musiker den getragenen „Actus Tragicus“ BWV 106 mit dem amerikanischen „Mississippi Sawyer“ – 5-Saiten-Banjo inklusive. In der Vorweihnachtszeit darf natürlich auch der Kanon von Johann Pachelbel nicht fehlen. In Verbindung mit „Pachelbel’s Frolics“, einer irischen Bearbeitung des Stoffes, ergoss sich das Stück nicht nur in behaglicher Behäbigkeit, sondern bekam richtig Schwung. Zum Marsch von Carl Philipp Emanuel Bach gesellte das Consort ein Stück von Turlough O’Carolan, dem blinden Nationalkomponisten Irlands aus der Übergangszeit vom 17. zum 18. Jahrhundert und damit einem Zeitgenossen Bachs.

Dessen „Concerto“ und ein Lied auf das Bier brachten richtig Zug in den Abend. Großer Schlusspunkt war die berühmte Orgel-Toccata BWV 565, welche das Thema bot, zu dem jeder Musiker ein selbstgewähltes Stück aus 300 Jahren Musikgeschichte solistisch beisteuern durfte. „Nothing Else Matters“ der Gruppe Metallica fand sich darunter genauso wie „Verdamp lang her“ von BAP. Langer Applaus und zwei Zugaben rundeten den Konzertabend ab.

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