Von Wärmebildern und QR-Codes Ausstellung "Querschnitt" in Bad Neuenahr

BAD NEUENAHR · Künstlerin Charlotte Esch aus Bonn zeigt ihre vielseitige Kunst im Wohnstift Augustinum. Dabei bindet sie auch die Besucher in ihre Ausstellung mit ein.

Zu ihrer „Querschnitt“-Ausstellung schwingt Charlotte Esch eine riesige Flagge, betitelt „Die Fahne hoch für Königin Europa“, im Kultursaal des Augustinum. Dazu braucht es schon Selbstbewusstsein, kommt die Flagge doch aus der gleichen recycelten Folie und im gleichen Blauton daher wie ihre Vorab-Installation „Königin Europa“ im Foyer des Wohnstifts. Teils interessiert, teils ablehnend hatten die Bewohner diese zur Kenntnis genommen.

Somit erzielte Eschs Arbeit bereits mehr Aufmerksamkeit als es zeitgenössische Kunst in einer Zeit der Reizüberflutung oft vermag. Die 1957 in Bonn geborene Künstlerin, schon immer an Kunst interessiert und seit 1997 ernsthaft künstlerisch tätig, scheint es ebenso zu sehen. Frische und Herzlichkeit strahlt sie aus, als sie in der „Galerie im roten Flur“ den Gästen ihre Bilder erläutert. Die Vernissage ist die erste von dreien in der auf Europa fokussierten Kooperation zwischen der Remagener Galerie Rosemarie Bassi und dem Augustinum, was Kulturreferentin Madeleine Häusler, Galeristin Bassi und Initiatorin Gisela Delis-Ngom, Kuratorin im Wohnstift, gleichermaßen erfreut. „Sie ist unglaublich vielseitig in ihren Arbeiten und in ihren Techniken“, schätzt Bassi an Esch. Sie arbeite intensiv, sei eine „wunderbare Aktzeichnerin und hervorragende Porträtistin“. Bassis Credo: „Diese Grundlagen ermöglichen ihr die künstlerischen Aussagen, die darauf aufbauen.“

Hellwach erfasst man im Flur sogleich „Wildes Rot“, vier kleine und zwei größere von insgesamt 55 Bildern. Lineare Überlagerungen in Grau-Rot-Schwarz und verschwommene Zonen vermitteln einen Eindruck zwischen aggressiv und geheimnisvoll. In der „Mikado“- und „Gedankenstäbe“-Reihe wird die Beschäftigung mit Geraden fortgeführt. Es dominiert Mischtechnik auf Papier, doch kommen gestaffelte Ebenen insbesondere dann vor Augen, wenn Esch Drucktechnik und Collage kombiniert. Entgegen diesem präzisen Duktus verströmen die Formate „Farbe in Szene gesetzt“ malerisches Flair. Die Farbe darf sich ausbreiten und bringt samt Binnenzeichnungen zuweilen Landschaftliches hervor.

Eine gänzlich andere Gruppe bilden die beiden Arbeiten „Kölner Gedanken“, in denen Esch kraftvoll raumgreifend Kupferdruckfarbe auf Aluminium aufgebracht hat. Und was hat es mit dem in Holz geschnitztem QR-Code auf sich? Er bezieht sich auf Verschlüsselung im Alltag, legt zudem dar, dass Drucktechniken zur Informationsübermittlung über die Zeiten hinweg schon immer bedeutsam waren. Bleibt das Projekt „Da-gewesen“. Dazu bat die Künstlerin Menschen, auf einem Sessel Platz zu nehmen. Im Anschluss fotografierte sie den leeren Sessel mit einer Wärmebildkamera, die die Körperwärme als bildlichen Abdruck festhielt. Auf die Fotos weisend erklärt Esch: „Jeder Mensch hinterlässt Spuren, nicht alle werden gesehen, doch sie sind da und ich möchte sie beispielhaft sichtbar machen.“

Am 10. Mai wird Esch ab 16 Uhr wieder Spuren festhalten und ihr Projekt im Augustinum fortsetzen. Die Ausstellung ist bis 25. Juni zu sehen.

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