Verkehr im Kreis Ahrweiler Alte Diesel sorgen für Probleme

Kreis Ahrweiler · Keine Entwarnung für die ansäßigen Firmen und Bürger im Kreis Ahrweiler und ihre Dieselautos. Dort gäbe es für fast 94 Prozent dieser Fahrzeuge keine blaue Plakette.

 Bei Staubildungen, wie hier an der Schranke am Bahnübergang in Bad Neuenahr, sind die Ausstosswerte besonders hoch.

Bei Staubildungen, wie hier an der Schranke am Bahnübergang in Bad Neuenahr, sind die Ausstosswerte besonders hoch.

Foto: Martin Gausmann

Entwarnung kann für die 23.303 Menschen oder Firmen, die im Kreis Ahrweiler Dieselautos der Schadstoffklassen Euro 1 bis Euro 5 besitzen, nicht gegeben werden: Zwar hat das Bundesumweltministerium gemeldet, es habe das Thema „Blaue Plakette“ bis zum Herbst auf Eis gelegt. Das Umweltbundesamt indes ist dafür, Dieselautos mit roten, gelben oder grünen Plaketten die Einfahrt in Stickoxid belastete Stadtzentren zu verbieten: „Wir halten eine Blaue Plakette, mit der nur noch die Dieselfahrzeuge in die Innenstädte fahren dürften, die die Euro-6-Grenzwerte auch im Fahrbetrieb nicht überschreiten, für die effizienteste Maßnahme,“ so Behördenchefin Maria Krautzberger.

Beim jetzigen Stand gäbe es im Kreis Ahrweiler für rund 93,4 Prozent aller Diesel keine blaue Plakette. Und wenn aktuell sogar noch 6112 Menschen mit Diesel-Pkw der Schadstoffklassen Euro 1 bis Euro 3 unterwegs sind, wie die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes für 2016 ausweisen, dann gilt für die, was auch in der Feinstaubhauptstadt Stuttgart gilt: Dort wies Torsten Treiber als Obermeister der Innung darauf hin, dass die Blaue-Plaketten-Idee nicht nur die Besitzer von Dieselfahrzeugen bis Euro 5 bares Geld kostet, weil der Wert ihrer Pkw bereits durch die Diskussion sinke.

Er kritisierte auch, dass alle, die auf den Diesel „eindreschen“, wohl vollkommen vergessen würden, wen das träfe: „Menschen, die ältere Autos fahren, tun dies nicht, um der Umwelt zu schaden, sondern weil deren Einkommen begrenzt ist. Wenn die Politik die gestern hochgelobten Umweltdiesel morgen aus dem Verkehr ziehen will, dann geht das nur mit Umstiegsprämien.“

Bei Dieseln sind die Partikel krebserregend und der Stickoxidausstoß ist gesundheitsgefährdend. In beiden Fällen gilt die Faustregel, je älter der Diesel, desto problematischer. Daher gibt es unterschiedliche Schadstoffstufen - und bei denen sah die Verteilung zu Jahresanfang und im Vergleich zu 2015 im Kreis Ahrweiler so aus: Euro 1: 186 Diesel-Pkw (Vorjahr: 211). Euro 2: 1539 Diesel-Pkw (Vorjahr: 1733). Euro 3: 4387 Diesel-Pkw (Vorjahr: 4848). Euro 4: 7463 Diesel-Pkw (Vorjahr: 7845). Euro 5: 9728 Diesel-Pkw (Vorjahr: 8453). Euro 6: 1413 Diesel-Pkw (Vorjahr: 375). Ohne Emissionsgruppe, weil zumeist Oldtimer, sind 107 Diesel-Pkw (Vorjahr: 108).

Das Problem der Partikel- und NOx-Schleudern erledigt zumindest teilweise die Zeit: In der Gruppe der Euro 1-Diesel sank die Zahl der Pkw im Kreis Ahrweiler binnen eines Jahres um 25. In der Gruppe Euro 2 betrug der Rückgang 194 Pkw. Euro 3-Diesel wurden von 2015 auf 2016 um 461 weniger. Euro 4-Diesel verringerten sich im gleichen Zeitraum um 382. Neue und gebrauchte Diesel der Gruppe Euro 5 kamen aber noch 1.275 zusätzlich auf die Straßen. Die Euro 6-Diesel nahmen um 1038 zu. Wenn es schneller gehen soll, muss der Austausch durch Anreize beschleunigt werden, so die Experten. Eine Arbeitsgruppe der Verkehrsministerkonferenz soll bis Herbst Vorschläge machen. „Wir sind offen für Alternativen“, heißt es aus dem Umweltministerium.

Carsten Beuß, Hauptgeschäftsführer des baden-württembergischen Kraftfahrzeuggewerbes, kennt schon eine: „Die Hersteller von Nachrüstsystemen sind dabei, Euro 6-fähige Systeme zu entwickeln.“

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