Quellentaufe Als aus drei Dörfern ein Kurbad in Bad Neuenahr wurde

BAD NEUENAHR · 1858 taufte Prinzessin Augusta von Preußen die Quelle im späteren Bad Neuenahr.

Der Kurpark von Bad Neuenahr mit seinen Wandelgängen auf einer kolorierten Ansichtskarte aus der Zeit zwischen 1900 und 1910.

Der Kurpark von Bad Neuenahr mit seinen Wandelgängen auf einer kolorierten Ansichtskarte aus der Zeit zwischen 1900 und 1910.

Foto: GA

Dass die Ahr-Örtchen Beul, Wadenheim und Hemmessen sich einmal zur Stadt Bad Neuenahr entwickeln würden, konnte Prinzessin Augusta von Preußen nicht ahnen. Sie taufte 1858 die Quelle, an der sich 50 Jahre später schon Zehntausende Kurgäste labten.

Es war der 28. Juli 1858, als Prinzessin Augusta von Preußen die Quellentaufe in Bad Neuenahr vornahm. Hochadel begleitete den Aufstieg des Heilbades an der Ahr in den folgenden Jahrzehnten. Fünf Jahrzehnte später, vor 110 Jahren, wurde zur Feier des „Goldenen Jubiläums von Bad Neuenahr des 50. Gedenktages der Quellenweihe“ eingeladen.

Der damalige Kurdirektor Felix Rütten, von 1893 bis 1930 im Amt, blickte in seiner überlieferten Festrede auf die Einweihung 1858 zurück. So wurden Details festgehalten, die heute teils amüsieren mögen, aber doch dokumentieren, dass das damalige Heilbad in seinen Anfängen eben noch ein Dorf war. Oder, besser gesagt, drei Dörfer: Beul, Wadenheim und Hemmessen.

Anfangs gab es nicht genug Fremdenzimmer

Die eigentliche Badesaison konnte sich 1858 noch nicht entwickeln, schilderte Rütten die Situation. 1859 betrug die Anzahl der Kurgäste 197, denen 2007 Thermalbäder verabreicht wurden. Auch wurden mehrere Tausend Krüge des Heilwassers nach auswärts versandt, „um Trinkkuren in der Heimat der Kranken damit vorzunehmen“.

Da das Beherbergungswesen in Neuenahr noch in den Kinderschuhen steckte, musste ein Teil der 197 Kurgäste damals in Ahrweiler ein Unterkommen suchen, weil es in Neuenahr noch an den nötigen Hotels und Privatunterkünften fehlte.

50 Jahre später zählte der vergleichsweise noch junge Badeort 32 475 Gäste, davon 12 149 eingeschriebene Kurgäste, denen 70 813 Bäder und Inhalationen verabreicht wurden. 200 000 Flaschen Neuenahrer Sprudel gingen in den Versand.

Das Kurwesen brachte Strom und fließendes Wasser

„Zahlreiche große und allen Komfort bietende Hotels und Pensionshäuser sorgen jetzt für die mustergültige Unterbringung und Verpflegung der Kurgäste“, schilderte Kurdirektor Rütten den Zustand. Da war das Bad schon fast von Euphorie geprägt, was eine Art Hymne belegt, die zum Goldjubiläum vorgetragen wurde: „Heil dem Neuenahrer Sprudel. Wohlauf Kameraden. Stimmt an den Sang, den Sang zum Preise der Quellen. Die jetzt ein halbes Jahrhundert lang entsprudelt der Erde so helle, die brodelnd und dampfend nach oben springt. Die Leiden lindert, die Heilung bringt.“

Rütten zeigte auf, wie eng die Entwicklung Neuenahrs in diesen 50 Jahren mit dem Kurwesen verbunden war: „Mit dem Ausbau unseres Bades ist die Entwicklung der Orte Beul, Wadenheim und Hemmessen, welche seit 1875 mit dem Namen Neuenahr eine politische Gemeinde bilden, stetig fortgeschritten.“

Wasserleitung, Gas und elektrisches Licht, Brücken, Parkanlagen und Wege sind angelegt worden. Auch die Infrastruktur hatte aufgerüstet: Post, Telegraf, Telefon, Eisenbahn und eine gleislose elektrische Bahn durch die Stadt gab es. Und: Die Bewohner Neuenahrs errichteten immer mehr Hotels und Häuser, um die stetig wachsende Zahl der Kurgäste aufnehmen zu können.

Dies in einem Ort, der 1908 gerade mal 3700 Einwohner zählte. Den Badtitel erhielt die Gemeinde Neuenahr erst 1927 von der preußischen Staatsregierung. Die Stadtrechte folgten 1951 durch den ersten rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Peter Altmeier.

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