Warnstreik in Bad Neuenahr 100 Mitarbeiter im Coca-Cola-Werk streiken

Bad Neuenahr · Rund 100 Mitarbeiter haben seit dem frühen Morgen im Coca-Cola-Werk in Bad Neuenahr ihre Arbeit niedergelegt. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten hatte zum Warnstreik aufgerufen.

 Bei Coca-Cola in Bad Neuenahr streiken die Mitarbeiter seit dem frühen Morgen.

Bei Coca-Cola in Bad Neuenahr streiken die Mitarbeiter seit dem frühen Morgen.

Foto: Günther Schmitt

Seit zehn Tagen gibt es Warnstreiks in den 50 Werken von Coca-Cola in Deutschland. Am Montagmorgen ging um sechs Uhr am Standort Bad Neuenahr die komplette Frühschicht in den Ausstand. Warnstreik bis 14.06 Uhr kündigten Betriebsratsvorsitzender Daniele Fiumara und Roland Henn, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) der Region Mittelrhein an. Gut 100 Mitarbeiter folgten dem Aufruf, dem sich die aus dem Werk kommende Nachtschicht anschloss.

Zum Hintergrund: Am 25. Januar hat die NGG die Tarifverhandlung für die bundesweit 8000 Beschäftigten mit Coca-Cola bereits in der ersten Runde abgebrochen. Die Arbeitgeberseite hatte ein Angebot von 1,3 Prozent Lohnerhöhung angeboten. Roland Henn sprach vor dem Werkstor von einem „Magerangebot“. Die Gewerkschaft NGG fordert in der laufenden Tarifrunde eine Erhöhung aller Entgelte um 160 Euro sowie eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 100 Euro.

Durch die europaweite Umstrukturierung bei Coca-Cola und dem damit verbundenen Arbeitsplatzabbau in Deutschland sei, so die NGG, die Arbeitsbelastung für die verbleibenden Beschäftigten - 2007 waren es noch rund 12000 in Deutschland - stark angestiegen, da der Volumenausstoß weiterhin stetig steige.

"Angebot ein Schlag ins Gesicht"

„Vor diesem Hintergrund ist das Angebot der Arbeitgeberseite ein Schlag ins Gesicht der Kollegen. Es kann nicht sein, dass die Beschäftigten für die Fehler des Managements doppelt bezahlen sollen“, so Roland Henn vor dem Werkstor zwischen Bad Neuenahr und Heppingen. Dietmar Euskirchen, Mitglied der Tarifkommission, machte seinen Kollegen vor dem Werkstor Mut: „Wir ziehen das durch, das schaffen wir auch.“

Und Henn ergänzte per Megafon: „Es ist nicht absehbar, wann die Tarifrunde zu Ende ist. Aber die Streikkasse ist voll. Notfalls gehen wir länger vor die Werkstore.“ Dies war in der vergangenen Woche unter anderem in Köln, Mönchengladbach und Mannheim der Fall. Am gestrigen Montag legten neben der Frühschicht in Bad Neuenahr am Standort Achim bei Bremen gingen alle drei Schichten erst gar nicht ins Werk.

Streik könnte im Notfall ausgeweitet werden

Solidarität mit den Kollegen in Bad Neuenahr bekundete am Montag auch die Belegschaft von des Süßwarenherstellers Griesson-de Beukelaer in Polch. Deren Betriebsratsvorsitzender, Karl-Heinz Löhr, war als Mitglied des DGB-Regionalsvorstandes an die Ahr gekommen und beklagte die harte Position der Arbeitgeber „bis zum letzten Cent hinter dem Komma“. Im Streiklokal, dem Heppinger Bürgerhaus, wohin die Coca-Cola-Mitarbeiter nach der Kundgebung vor dem Werkstor gezogen waren, machte auch der Vorsitzender der DGB-Region Mittelrhein, Sebastian Hebeisen, Mut, „im Notfall die Streiks auszuweiten“. Die besonders mit Blick auf die zweite Verhandlungsrunde.

Der Standort Bad Neuenahr gilt als „Stütze im Arbeitskampf“, denn 80 Prozent der Belegschaft sind gewerkschaftlich organisiert. Verhandlungspartner der Gewerkschaft NGG ist die Coca-Cola European Partners Deutschland GmbH. Sie ist für Abfüllung, Verkauf und Vertrieb von Coca-Cola Produkten verantwortlich und das größte Getränkeunternehmen in Deutschland. An diesem übten für den Standort Bad Neuenahr im Gespräch mit dem GA langjährige Mitarbeiter Kritik: “Die von Coca-Cola dünnen Apollinaris immer mehr aus. In den achtziger Jahren hatten wir 550 Millionen Füllungen Apollinaris pro Jahr, heute sind es nur noch 157 Millionen Füllungen.“ Damals hätte das eigenständige Apollinariswerk noch gut 600 Mitarbeiter gehabt, heute seinen es „nur noch 330“.

Zweiter Verhandlungstermin am 24. April

Zum Warnstreik in Bad Neuenahr bezog am Montagmorgen Julian Stuercken vom Coca-Cola-Hauptsitz in Berlin Stellung: „Wir haben ein gutes und faires erstes Angebot unterbreitet. Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben einen zweiten Verhandlungstermin am 24. April vereinbart. In der ersten Runde der Tarifverhandlungen Ende Januar wurde seitens Coca-Cola eine Entgelterhöhung von durchschnittlich 2,5 Prozent angeboten“

Das Angebot setze sich zusammen aus einer Entgeltsteigerung von 1,3 Prozent, einer Erhöhung des Urlaubsgeldes auf 900 Euro und einer Steigerung des Arbeitnehmerzuschusses zur Altersvorsorge um 200 Euro. „Diese weiteren Leistungen entsprechen einer zusätzlichen Erhöhung von im Schnitt 1,2 Prozent“, sagte Stuerken für Coca-Cola European Partners Deutschland (CCEP DE).

Brigitte Faust, Geschäftsführerin und Arbeitsdirektorin der CCEP DE: „Dieses Angebot ist aus unserer Sicht eine klare Basis für die weiteren Verhandlungen. Um auch zukünftig im hart umkämpften Markt für alkoholfreie Getränke in Deutschland zu bestehen, haben wir nur begrenzten Spielraum für Entgelterhöhungen. Vor diesem Hintergrund ist unser erstes Angebot angemessen und würdigt die Leistungen unserer Mitarbeiter. Zudem tragen wir mit der Erhöhung der Altersvorsorge einer wichtigen Forderung der Gewerkschaft Rechnung.“

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