Bürgermeister in Sinzig Wolfgang Kroeger tritt nicht mehr an

SINZIG · Amtsinhaber Wolfgang Kroeger (63) wird bei der Bürgermeisterwahl in Sinzig im Herbst nicht wieder kandidieren. Diese Entscheidung teilte der Stadtchef, der 2001 von den Sinzigern direkt gewählt wurde und seit Anfang 2002 im Amt ist, am Freitag auf Nachfrage dem General-Anzeiger mit.

 2002 startete die Bürgermeister-Karriere.

2002 startete die Bürgermeister-Karriere.

Foto: gausmann

So wird der Christdemokrat Kroeger zum Ende des Jubiläumsjahres – Sinzig feiert seinen 750. Geburtstag – seinen Schreibtisch räumen und den Weg frei machen für einen Neuanfang. „Meine Amtszeit endet am 31. Dezember. In den zurückliegenden 15 Jahren konnte viel erreicht werden und ich sehe die Stadt Sinzig auf gutem Weg. Deshalb habe ich nach Absprache mit meiner Familie entschieden, nicht mehr für eine dritte Amtsperiode zur Verfügung zu stehen“, sagte er im GA-Gespräch. Sehr wahrscheinlich ist, dass die Bürgermeisterwahl am Tag der Bundestagswahl, also voraussichtlich am 24. September, stattfinden wird. Am kommenden Mittwoch wird der Hauptausschuss die Weichen stellen, den Termin festlegen und die Stellenausschreibung entwerfen. Bei den Fraktionsvorsitzenden hatte der Konsens bestanden, bis zum 15. Januar abzuwarten, wie Kroeger sich entscheide.

Noch im Frühjahr 2016 hatte der Bürgermeister erklärt: „Wenn es meine Gesundheit zulässt, trete ich nächstes Jahr noch mal an.“ Als Amtsinhaber habe er dazu die Möglichkeit auch ohne Nominierung durch die CDU oder eine andere Partei. Das hätte bedeutet, dass er in die dritte Amtszeit geht und für weitere acht Jahre die Verwaltung mit 160 Mitarbeitern leitet, also mit 72 Jahren das Rathaus am Kirchplatz verlässt. Nun hat er sich nach Rücksprache mit der Familie anders entschieden. Der gebürtige Niederzissener, möchte „auf der Sonnenseite Bonns auf der Rheinpromenade mit seiner Enkeltochter spazieren gehen“.

Im vergangenen Jahr verhärteten sich zusehends die Fronten in der Stadt, die gut 18 000 Einwohner hat. Der Bürgermeister war in die Kritik geraten, nachdem zu einem Gerichtsverfahren eines Rathausmitarbeiters, der gegen seine fristlose Entlassung geklagt hatte, die Verwaltungsspitze nicht erschienen war (der GA berichtete). Zudem brodelt es hinter den Kulissen wegen der Plan- und Kostenentwürfe für eine neue Feuerwehrwache, die sich in der Realisierung als viel zu teuer herausstellten. Auch monieren viele Bürger und Kommunalpolitiker die Abwanderung von Gewerbebetrieben wie zum Beispiel der Firmen Sprengnetter und Wunderlich. Dagegen setzt Kroeger in seiner Bilanz Gewerbeneuansiedlungen wie Finzelberg, Obi, Netto, DM oder Kaufland mit mehr als 250 neuen Arbeitsplätzen.

„Wenn ich von Bord gehe, dann ist das Schiff 'Stadt Sinzig' voll seetauglich“, betonte er im GA-Gespräch. „Wir sind die Stadt mit dem niedrigsten Schuldenstand im Kreis Ahrweiler, weisen seit Jahren einen ausgeglichenen Haushalt auf und haben Steuern und Gebühren nur geringfügig erhöht.“ Ebenso seien die Altlasten abgearbeitet und Bausünden wie „MPG-Hallen, Simmobilia, oder Präparandie“ beseitigt worden. „Die Bahnhofsumgestaltung ist auf der Zielgeraden mit einer Gesamtinvestition von rund elf Millionen Euro. Wir haben Helenensaal und Wendelinusstube erworben, damit die Vereine – Sinzig hat 123 – ein 'Zuhause' haben.“

Als Ziele für die Barbarossastadt definierte er den weiteren Ausbau zur Umweltstadt mit der baldigen Einstellung eines Klimaschutzbeauftragten, die Verwirklichung eines Nahversorgungszentrums, aber vor allem den Bau eines Inklusionshotels auf der Jahnwiese.

Was bedauert Kroeger? „Die Entscheidung der Landesregierung gegen die gemeinsame Bewerbung von Bad Neuenahr und Sinzig für die Landesgartenschau 2006. Wir hatten tolle Ideen, waren unserer Zeit voraus. Dass die Kreisstadt nach 15 Jahren den Zuschlag bekommen hat, versöhnt mich ein Stück weit wieder, weil es wichtig für die gesamte Region ist.“ Was gibt er seinem Nachfolger mit auf den Weg?: „Nah am Bürger und an den Vereinen sein.“

Einziger Kandidat, der sich öffentlich dazu geäußert hat, den Amtsinhaber herausfordern zu wollen, ist der 51-jährige parteilose Andreas Geron. Der Sinziger ist Rechtsanwalt, Diplom-Verwaltungswirt und bei „Wir lieben Sinzig“ engagiert.

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