Auktion im Sinziger Rathaus Sinziger Ehepaar ersteigert Deisel-Gemälde

SINZIG · Bei einer Versteigerung im Sinziger Rathaus wurden zwei Gemälde des Sinziger Malers Theo Deisel für den guten Zweck versteigert. Der Auktionserlös fließt in den Geldtopf zur Neuanfertigung einer gestohlenen Bronze-Skulptur.

 Bei der Auktion: Ute und Reinhold Plate (r.) begutachten die Gemälde. Bernhard Ockenfels erläutert ihre Entstehung.

Bei der Auktion: Ute und Reinhold Plate (r.) begutachten die Gemälde. Bernhard Ockenfels erläutert ihre Entstehung.

Foto: Martin Gausmann

Für Reinhold Plate aus Sinzig war es ein ganz besonderes Geschenk, das ihm seine Frau Ute zum 70. Geburtstag machte: Bei der Versteigerung der beiden Gemälde von Theo Deisel im Sinziger Rathaus (der GA berichtete) erhielt das Paar bei einem Gebot von jeweils 60 Euro den Zuschlag. Plate, sonst Kunstsammler früher Impressionisten, will dem Bild mit einer Ansicht von Walporzheim mit Blick auf die Bunte Kuh aus dem Jahr 1950 einen Platz im Wohnzimmer geben. Auch das Bild „Frühlingsfarben“ nahm der einstige Schüler des Bad Neuenahrer Are-Gymnasiums in Erinnerung an seinen Kunst- und Sportlehrer Deisel, der 1992 im Alter von 82 Jahren verstarb, gerne mit.

Deisel habe zwar „philosophisch angehaucht in Regionen geschwebt, die mir als junger Mensch damals schwer verständlich waren“, betonte er im GA-Gespräch, „aber er war einzigartig unter den Lehrern“. International anerkannt habe der Künstler Deisel, der übrigens auch Illustrationen fürs Heimatjahrbuch des Kreises geschaffen hat und Gründungs- und Ehrenmitglied der Are Gilde war, sein Geld mit Porträtmalerei verdient.

Beitrag für die Replik einer gestohlenen Skulptur

Die 120 Euro aus der Versteigerung – übrigens die erste und einzige, die Bürgermeister Wolfgang Kroeger in seiner Amtszeit mit Auktionator Bernhard Ockenfels durchführte – dienen als Beitrag für die Replik der gestohlenen Sinziger Skulptur „Das alte und das neue Sinzig“. Deisels Ehefrau, die Bildhauerin Erna Deisel-Jennes, hatte das 1,32 Meter große Bronzewerk geschaffen, das seit 1962 auf einem Sockel an der Barbarossastraße stand.

Anfang April wurde es von unbekannten Tätern abgeflext und gestohlen. Die Wellen der Empörung schlugen bis nach Bad Neuenahr. Dort stellte dann ein Mediziner, der anonym bleiben will und ebenfalls ein Schüler von Theo Deisel war, die beiden Gemälde für die Versteigerung zur Verfügung.

Zwei Kostenvoranschläge für Replik

„Für die Neuanfertigung der Skulptur mit Hilfe der Original-Modelle liegen uns zwei Kostenvoranschläge von 19.000 und 21.000 Euro vor“, so Ortsvorsteher Gunter Windheuser. Dem stehen derzeit Spenden von 4000 Euro gegenüber. Auch wenn das Interesse an der Versteigerung so gering wie die Höhe des Erlöses war, so war es doch eine beeindruckende Geste. Kroeger, der wie Auktionator Ockenfels redegewandt sein Bestes gab, um den Preis für den guten Zweck in die Höhe zu treiben, legte als Beigabe noch eine Flasche des Jubiläumsweins „750 Jahre Stadt Sinzig“ dazu. „'Bares für Rares', was Sie sonst im Fernsehen sehen, gibt es heute hier live“, so der Stadtchef.

Übrigens: Das Mädchen, das 1962 Modell für die Skulptur stand, ist Sabine Gundershausen, die mit Ute Plate, der neuen Besitzerin der Deisel-Bilder, die Schulbank drückte. Auch sie hatte sich bei Windheuser gemeldet und würde sich freuen, wenn die gestohlene Skulptur wieder neu angefertigt werden könnte.

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