Betreuung für mehr als 30 Vierbeiner Liane Olert führt in der Eifel einen Gnadenhof für Hunde

HARSCHEID · 2010 hat Liane Olert die alte Schule am Steinkreuz in der Eifel gekauft und das 10.000 Quadratmeter große Grundstück zu einer großen Außenanlage umgewidmet. Seitdem betreibt sie dort einen Gnadenhof für mittlerweile mehr als 30 Hunde aus aller Welt.

 Auch im Büro sind die Hunde immer dabei.

Auch im Büro sind die Hunde immer dabei.

Foto: Martin Gausmann

Wenn lautes Gebell über das Ahrgebirge zwischen Sierscheid und Harscheid ertönt und sich die Kolonnen geparkter Autos zwischen den beiden Orten erstrecken, dann ist Sommerfest auf dem Hunde-Gnadenhof. Besucher begutachten die Auslagen des kleinen Flohmarktes, bringen Spenden vorbei oder nehmen sich einfach begrüßend in den Arm.

Im Auge des Besuchersturms sitzt die Initiatorin dieses Ortes: Liane Olert. Auf ihrem Schoß entspannt sich gerade ein Hund, der in seinem bisherigen Leben kaum Möglichkeit zur Entspannung gehabt hat. „Den habe ich vom Veterinärsamt in Saarbrücken.“

Der zwölfjährige Lucky ist dement und wäre wohl verhungert, wenn er nicht zu Olert gekommen wäre. „Ich habe ihm schon wieder 500 Gramm angefuttert. Mal schauen.“ So wuselig der Hof auf dem Sommerfest auch daherkommt, so stehen Tod und Elend immer in den Torflügeln.

Auf zwei Hospizplätzen erleben krebskranke Hunde einen liebevoll umsorgten Lebensabend, und kaum eines der Tiere ist in seinem Leben frei geblieben von Schmerzen. Kiki aus Korfu etwa kam als einzige wundhafte Schwellung in die Eifel. Jetzt kann sie schon wieder die Besucher um Essen anbetteln wie keine zweite. Ausgemusterte Herdenschutzhunde finden ebenfalls Unterschlupf, wie der gewaltige Diego, Anführer des Rudels.

Schon in der Jugend auf den Hund gekommen

Schon in ihrer Jugend ist Olert wortwörtlich auf den Hund gekommen, einen Riesenschnauzer. Als Außendienstmitarbeiterin eines Elektronikkonzern musste sie zwangsweise 16 Jahre auf einen Freund mit vier Pfoten verzichten. Nach der Selbstständigkeit mit einer kleinen Internetfirma startete sie 2010 den Gnadenhof, der sich Hunden aus aller Welt annimmt.

Dazu kaufte sie die alte Schule am Steinkreuz und widmete das 10.000 Quadratmeter große Grundstück zu einer großen Außenanlage um. Sie bestand die Prüfung beim Kreisveterinärsamt zur Haltung mehrerer Hunde und eröffnete mit sechs Tieren. Mittlerweile erfreuen sich mehr als 30 Schnauzen eines neuen Lebens. Jeden Tag kommen etwa zehn Anrufe, ob noch neue Tiere angenommen werden können. 2016 kam dann der Zusammenbruch. Die Pflege der Mutter hatte zusätzlich zu Beruf und Hunden an der Gesundheit Olerts gezehrt und mit einem Schlaganfall ihren Tribut gefordert.

Bruder und einige Freunde übernahmen die Verwaltung des Hofes in der Zeit, doch lange sollte die Tierschützerin nicht fortbleiben. An ein Weiterarbeiten war jedoch nicht mehr zu denken. Seitdem ist der Gnadenhof auf Spenden angewiesen. Bei alleine schlecht kalkulierbaren Tierarztkosten von monatlich etwa 1000 Euro kein leichtes Unterfangen. Mit Sommerfest und einer Seite im Internet, die mittlerweile mehr als 20.000 Mitglieder hat, schafft sie die nötige Öffentlichkeit und Unterstützung, um ihre Arbeit zu ermöglichen.

Der Tod ist ein steter Begleiter bei der Arbeit

„Jeder Tag ist gleich“ – und beginnt um 5 Uhr morgens. Dann heißt es, die Hunde zu versorgen und in das Außengehege zu lassen. Das morgendliche Frühstück wird mit Kaffee und Zeitung zelebriert, dann geht es an die wichtigste Aufgabe: „Putzen, putzen, putzen.“ Zum Glück verfügt Olert nach eigenem Bekunden über einen ausgeprägten Putzfimmel, der für diese Arbeit sehr hilfreich ist. Daneben muss auf besondere Bedürfnisse der Tiere Rücksicht genommen werden.

So verträgt etwa der 14-jährige Poldi aus Rumänien nur Selbstgekochtes. Der Tod ist ein steter Begleiter bei der Arbeit, aber kein Hund wird vergessen. In einer großen Glasvitrine haben sich mittlerweile 33 Urnen angesammelt, mit denen die Erinnerung wachgehalten wird.

Die Arbeit sei emotional „sehr schwierig“ gibt die Tierschützerin zu, aber ihr Lebensmotto bleibt davon unberührt: „Du musst sehen, dass die Hunde es hier besser haben!“ Am Abend kann sich Olert dann ein wenig entspannen, wenn alle Hunde wieder drinnen sind. Dann bleiben ihr noch Kuscheleinheiten mit ihren beiden Eifelkatern, die sie vor dem Tod gerettet hat.

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