Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang Ein Tag im Bad Bodendorfer Nostalgiebad

BAD BODENDORF · Frank Riffel kennt jeden Quadratzentimeter des Bad Bodendorfer Nostalgiebades - eine weitläufige Anlage, die trotz ihres hohen Alters bestens in Schuss ist. Frühmorgens beginnt dort der Betrieb: Um sechs Uhr begehren die ersten Schwimmer Einlass.

Wenn sich Frank Riffel früh morgens aufmacht, um von seinem Wohnort Königsfeld aus zu seiner Arbeitsstätte nach Bad Bodendorf zu fahren, dann hat in der Regel noch kein Hahn gekräht. Vor Tag und Tau ist der Pächter des Nostalgiebades im Sinziger Kurort-Stadtteil auf der 5000 Quadratmeter großen Anlage zu Gange, um seinen Arbeitstag vorzubereiten. Und der ist lang. Schließlich steht der erste Badegast bereits um 6 Uhr in der Früh vor der Schwimmbadtür, die letzten Besucher gehen gegen 19 Uhr. Schluss ist für Frank Riffel und seine Ehefrau Eva dann aber noch lange nicht.

Seit 2012 hat der 49-Jährige das aus den 30er Jahren stammende Thermalbad von der Stadt gepachtet. Zuvor war er dort 19 Jahre lang als Bademeister angestellt. Keine Frage: Frank Riffel kennt jeden Quadratzentimeter der weitläufigen Anlage, die trotz ihres hohen Alters bestens in Schuss ist. Dafür sorgen die Riffels, denn Ehefrau Eva ist mit von der Partie. Sie verwaltet die Kasse, ist in der Pächterfamilie für die Zahlen zuständig.

5.30 Uhr erster Rundgang

Um 5.30 Uhr absolviert Frank Riffels den ersten Rundgang über das Gelände. Er sammelt Hinterlassenschaften der „Nachtschwimmer“ auf, die inzwischen allerdings selten geworden sind. Grund: Eine Kamera zeichnet das nächtliche Geschehen auf und überträgt einem Wachdienst Live-Bilder auf die Monitore. Werden die ungebetenen Zaunkletterer von den nächtlichen Kontrolleuren dann planschend im mit zertifiziertem Heilwasser gefüllten Becken oder auf dem Gelände erwischt, dann droht Ärger.

Toilettenkontrolle, Papierauffüllen, erste Chlormessungen, PH-Wert-Überprüfungen, das Messen der „Redox-Spannung“, mit der die Keimtötungsgeschwindigkeit ermittelt wird: Bevor sich der erste Badegast ins wohltemperierte Nass begibt, hat Riffel noch alle Hände voll zu tun. „Alle Parameter müssen stimmen“, weiß der Bäderchef auf dem Weg zu den Pumpen, die aus dem Jahre 1986 stammen. Unregelmäßigkeiten bemerkt er sofort, der Klang der Anlage gibt ihm Aufschluss über den Zustand der Technik: „Ist halt ein altes Schätzchen, aber alles läuft tadellos.“

Beruftätige am frühesten da

Inzwischen ist es sechs Uhr: Der erste Badegast begehrt Einlass. Bereits vor 30 Minuten stand er vor dem Eingangsportal, ein Frühschwimmer halt. „Meistens sind es Berufstätige, die so früh kommen. Die Rentner-Gang kommt gegen sieben Uhr und ist um neun Uhr wieder weg“, berichtet Riffel. Dann kommen die Wohnmobilisten vom benachbarten Wohnmobilhafen. Duschen kostet für sie einen Euro, Schwimmen drei Euro. Nach und nach füllt sich das Bad. Die meisten sind Stammkunden, man kennt sich.

Riffel reinigt die Durchschreitebecken, fegt den Beckenrand, während Mitglieder der DLRG die Aufsicht am Becken ausüben. Der nächste Kontrollgang über die Anlage und insbesondere in den Duschen und Toiletten steht an. „Sauberkeit ist oberstes Gebot“, erklärt Pächter Riffel und lässt einen Feudel über die Klo-Fliesen gleiten. Gleich kommen einige Familien zum Schwimmunterricht. Kindern ab fünf Jahren bringt Riffel zum „Seepferdchen“ und übernimmt so eine Aufgabe, die Schulen nur noch selten erbringen können.

Um 20.30 Uhr ist Schluss

Die Sonne verschwindet so langsam hinter dem großen Baumbestand des Schwimmbades. Die Wiese leert sich. Für Frank Riffel heißt das: Mülleimer leeren, von den Gästen achtlos liegengelassenen Unrat vom Rasen entfernen. Alle Umkleiden und Duschen müssen noch gereinigt und desinfiziert, die Filter rückgespült werden. Es ist 20.30 Uhr, als der Bad-Pächter mit seiner Frau die Heimfahrt nach Königsfeld antritt.

Dort warten die drei Kinder. 17, 15 und 13 Jahre sind sie alt. Die Kindheit haben sie mehr oder weniger an Riffels Arbeitsstätte verbracht. Manchmal beklagt sich der Riffel-Nachwuchs darüber, dass nie die Sommerferien gemeinsam verbracht werden können. „Dafür können die Kinder wenigstens gut schwimmen“, meint Bäder-Finanzchefin Eva Riffel schmunzelnd. Und im Winter habe das Paar ja viel Zeit. Wenn es denn nicht gerade im Schwimmbad ist, um Reparaturen vorzunehmen und die Außenanlagen in Schuss zu halten.

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