Rotweintag Drohnen sollen Hubschrauber in Dernau ersetzen

DERNAU · Winzer versprechen sich von Drohnen mehr Ruhe in den Weinbergen und bessere Spritzergebnisse. Erste Tests an der Mosel sind aber nicht nur vielversprechend, sondern zeigen vielmehr auch Probleme auf.

Statt des Hubschraubers werden in absehbarer Zeit Drohnen zum Spritzen über die Weinberge fliegen. Über Versuche mit diesen neuartigen Geräten berichtete beim Rotweintag der Ahr in Dernau Freimut Stephan vom DLR Mosel. Bei den übrigen fachlichen Themen ging es um die Entwicklung der Reben im vergangenen Jahr und Perspektiven für 2018, um Flurbereinigung und das Steillagenkonzept sowie um fachkundige Begleiter für Touristen durch die Weinlandschaft.

Hubschrauberspritzungen gegen Pilzerkrankungen in Wingerten hat die EU verboten. Derzeit können sie nur dank einer Ausnahmegenehmigung durchgeführt werden. Darum laufen beim DLR Mosel seit Jahren Versuche mit Sprühdrohnen. Vorteil ist, dass gezielter und näher über den Rebstöcken und auch weitgehend senkrecht gespritzt werden kann. Der Spritznebel wird nicht durch Rotoren verwirbelt, die Lärmbelastung und das Gefährdungspotenzial für Anwender und Umwelt sind geringer wie auch die Betriebskosten und die Investitionssumme.

Wie Stephan ausführte werden japanische Reisfelder schon seit 1989 zu 60 Prozent mit Hilfe von Drohnen gespritzt. In China werden Spritzdrohnen bereits in Serie produziert. Versuche beim DLR Mosel wurden zunächst mit einer eigens für den Zweck selbst konstruierten Drohne durchgeführt. Dabei deckte die Spritzflüssigkeit die Blattoberseite an den Rebstöcken gut ab, die Unterseite aber kaum.

Ständiges Nachfüllen kostet Zeit

Erste Versuche mit dem chinesischen Modell in den Steillagen an der Mosel hatten einen sehr hohen Zeitaufwand gezeigt, auch weil das Gerät ständig nachgefüllt werden musste. Derzeit werde an der Mosel ein zweites Gerät aus China erprobt, eine Weiterentwicklung, die zum Preis von 15.000 bis 20.000 Euro angeboten werde.

Eric Lentes vom DLR Mosel gab einen Rückblick über die Entwicklung der Reben im vergangenen Jahr und einen Ausblick auf 2018. Trotz der späten Fröste hatte es eine qualitativ hochwertige Ernte gegeben, die allerdings quantitativ deutlich unter dem Durchschnitt gelegen hatte. Außerdem hatte sich deutlicher Befall mit Oidium gezeigt. Darum riet Lentes den Winzern, nicht zu früh mit den Spritzungen aufzuhören. Für Betriebe, die die Steillagenförderung in Anspruch nähmen, gelte eine neue Liste der genehmigten Pflanzenschutzmittel.

Über den Stand der Flurbereinigung an der Ahr berichtete Sebastian Turck vom DLR Westerwald-Osteifel. Danach ist die Flurbereinigung bis auf die Flächen Mayschoß III, die 2018/2019 begonnen werden sollen, und Restarbeiten im Gebiet Mayschoß-Lehmerde sowie Flächen in Walporzheim abgeschlossen.

Das Projekt Walporzheim bezeichnete Turck als „extrem herausfordernd“. Es sei landesweit das teuerste Projekt mit 27 Kilometern öffentlicher und privater Trockenmauern, die saniert werden müssten.

Beim Steillagenkonzept stehen demnach Wingerte am Altenahrer Eck, in Reimerzhoven, im Mayschosser Ahrbogen sowie unterhalb des Dernauer Krausbergs auf der Liste. Nach der Flurbereinigung Mayschoß III werde wohl Dernau an die Reihe kommen und nach Abschluss Walporzheim.

Touristen sollen begleitet werden

Wein- und Kulturlandschaft bilden eine Einheit vor allem an der Ahr, die immer mehr Magnet für Touristen wird. Wolfgang Dieckmann berichtete von seiner Ausbildung zum „NaturErlebnisBegleiter“ in den Steillagen der Wein-Ahr und von seiner praktischen Arbeit. Ziel ist es, Touristen beim Weg durch die Landschaft zu begleiten und über die Vielfalt der Region zu informieren, sowohl über die Geologie als auch über Flora und Fauna des Gebiets mit vielen seltenen Pflanzen und Tieren. Vier Interessenten von der Ahr hätten diese qualitätsvolle Ausbildung durchlaufen. „Es geht nicht mehr um Sauftourismus, die Gäste wollen etwas erfahren“, sagte der Referent.

Der fachliche Teil der Tagung war mit einer Weinprobe verbunden, bei der Weine ausgeschenkt wurden von Trauben, die unter gleichen Bedingungen im Wingert herangereift, aber danach unterschiedlich verarbeitet worden waren. Tatsächlich waren deutliche Unterschiede zu schmecken.

Weinbaupräsident Hubert Pauly hatte die Veranstaltung eröffnet, zu der Ahrweinkönigin Irena Schmitz und eine Reihe anderer Majestäten und Funktionsträger aus der Region gekommen waren.

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