Kommentar zur Bauverzögerung am Bahnhof in Bad Breisig Bahn-Kuriosität in Bad Breisig

Meinung | BAD BREISIG · In Bad Breisig ist der Ärger über die Verzögerungen am Bahnhof groß. Ein "übles Spiel", das die Bahn hier mit der Gemeinde veranstaltet, findet GA-Redakteur Victor Francke. Ein Kommentar.

Für Verspätungen ist die Bahn ja bekannt. Auch für inakzeptable Kostenschätzungen und Baufortschrittsangaben wie beispielsweise beim Bahnhof „Stuttgart 21“, mit denen man gerade Deutschlands Bau-Lachnummer eins, dem Berliner Flughafen, Konkurrenz macht. Im beschaulichen Bad Breisig wird die Palette der Bahn-Kuriositäten nun noch um eine Facette erweitert.

Seit Jahren wird geplant und verhandelt, abgestimmt und festgelegt. Alles gut, sollte man meinen. Der Rhein-Ruhr-Express soll kommen und halten. In Bad Breisig, in Sinzig und in Remagen. Mit barrierefreiem Zugang. Also werden von der Bahn auch außerhalb des Gleisbettes Weichen hierfür gestellt.

Die Bahnsteige werden hinsichtlich Höhe und Länge neu definiert, Aufgaben werden verteilt, Finanzierungen werden besprochen, DB-Netz und DB Station & Service, das Eisenbahnbundesamt und die Kommunen, die auch bei den Finanzierungen mit im Boot sind, Planungs- und Genehmigungsbehörden werden eingeschaltet, um das große und offenkundig gemeinsame „gewaltige“ Ziel zu erreichen: Die Höherlegung der Bahnsteige um 40 Zentimeter.

Nicht nur, dass man sich als normal denkender Mensch fragt, warum inzwischen offensichtlich jeder Zug eine eigene und leider wohl nicht europaweit genormte Einstiegshöhe benötigt. Nein: Jetzt kommt auch noch eine wie Kai aus der Kiste aufgetauchte Bahnsteigverlängerung ins Spiel, die urplötzlich vom – selbstverständlich am Verfahren beteiligten – Eisenbahnbundesamt gefordert wird. Die neue überraschende Erkenntnis der Fachleute: Die vorhandenen Bahnsteige in Bad Breisig und Sinzig seien hinsichtlich ihrer Länge nicht ausreichend dimensioniert.

In Sinzig könne man „umplanen“, der Termin Sommer 2019 werde aber gehalten, tröstet die Bahn. In Bad Breisig jedoch müsse indes völlig neu geplant werden. Aus welchem Grund auch immer.

Im dortigen Rathaus ist man auf die Deutsche Bahn AG und ihre vielen Tochterfirmen deshalb verständlicherweise nicht mehr besonders gut zu sprechen. Nicht nur für Pendler, Touristen, Schüler oder Studenten ist die aus dem Nichts aufgetauchte plötzliche Bahnsteigverlängerung und damit korrespondierende Zeitverzögerung ein Schlag ins Kontor. Denn es kann auch passieren, dass die neuen zusätzlichen – wann nun auch immer vorgenommenen – Arbeiten dafür sorgen, dass vorübergehend gar keine Ein- und Ausstiege mehr in Bad Breisig möglich sein werden.

Viel Geld will die Stadt in die Hand nehmen, um ihren Bahnhof attraktiv und zukunftsfest zu machen. Und ausgerechnet die Bahn spielt ihr jetzt so übel mit. Kaum zu glauben.

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