Heimersheimer Grundschüler Malen und Experimente von Kopf bis Fuß

HEIMERSHEIM · Morgens im Werkraum der Grundschule: Lehrerin Ursula Röcke legt hellgelbe Wachstücher auf die Tische. Aber unterrichten wird in den nächsten zwei Schulstunden Rosmarie Feuser aus Remagen, eine von 85 Künstlerinnen und Künstlern, die derzeit am rheinland-pfälzischen Landesprogramm "Jedem Kind seine Kunst" teilnehmen.

 Im Beisein von Lehrerin Ursula Röcke (links) würdigt Rosmarie Feuser jede Namenscollage in ihrer Besonderheit.

Im Beisein von Lehrerin Ursula Röcke (links) würdigt Rosmarie Feuser jede Namenscollage in ihrer Besonderheit.

Foto: Hildegard Ginzler

2013 startete die Kulturinitiative, damit junge Menschen selbst künstlerisch tätig werden, sei es in Literatur, Musik, Film, Tanz oder Bildender Kunst, wie in Heimersheim. Die Künstler tragen ihre Projektideen in eine Datenbank ein, auf die Schulen, Vereine, Jugendzentren und andere Einrichtungen zugreifen, um eine Zusammenarbeit mit dem Anbieter ihrer Wahl zu verabreden.

Überraschend kündigt im Heimersheimer Schul-Werkraum eine Lehrerin an, dort gleich Popcorn mit ihren Schützlingen zu machen: "Aber wir stören nicht und sind schnell weg." Die Kunstleute kommen, 20 Drittklässler, die heute ihre Collage fertigkriegen wollen. Auf farbigen Karton hat jeder selbst entworfene Formen platziert, und darüber soll in individuell gestalteten Buchstaben der Name.

Noch gibt es reichlich Klebebedarf, weshalb die in Kunstvermittlung erfahrene Rosmarie Feuser gerne erinnert, "Wir streichen auch über die Ränder, weil es blöd aussieht, wenn die hochstehen". Unter ihrer Anleitung zeichnen, malen und experimentieren die Kinder der 3 b zum vierten Mal. Keiner zankt, niemand stört. Ob Alina, Lisa, Luis oder Thusanthan, alle sind bei der Sache.

Am Anfang entstanden tolle Porträts. "Ich möchte Spaß vermitteln, aber auch die Freude etwas dazuzulernen" sagt Feuser. Sie spricht von Grundlegendem: dass Augen nicht rund, sondern mandelförmig sind, dass es eine Stirn gibt, der Hals kein gerades Rohr ist und sich die Kinder selbst "mal selber begucken sollen".

Die Nachwuchskünstler schufen auch Hand- und Fußbilder, wozu sie Umrisse vom eigenen Leib nahmen, Formen überlagerten und fantasievoll füllten. Aktuell schneiden und kleben die meisten eifrig an der Collage und suchen zwischendrin Feusers Rat. Unterdessen haben die Popcornfreunde tatsächlich fast unbemerkt ihre Leckerei produziert und sich wieder verzogen. Der süße Duft hängt noch eine Weile im Raum, während die schnelleren Drittklässler ihre "Zwischenaufgabe Frühling" beginnen.

Ursula Röcke hat unterrichtsfrei, aber dennoch Beschäftigung. "Für mich ist das anregend. Ich bin mal nur der Betrachter und sehe, wie sich die Kinder auseinandersetzen." Sie staunt: "Die Kinder strahlen, obwohl sie nicht nur gelobt werden. Es kommt auch konstruktive Kritik." Zuträglich ist dem guten Arbeitsklima und freien Fluss der Kreativität offenbar, "dass einfach ausdrucksvolle Techniken ausprobiert und die Arbeiten nicht bewertet werden".

Am Schluss setzen sich alle zusammen. Die Künstlerin würdigt jede Namenscollage in ihrer Besonderheit. Da wird es ganz still, fast ein wenig feierlich. Und wie immer am Ende dieser Kunststunden fragen die Schüler: Was nehmen wir mit? "Ich habe von Frau Feuser gelernt, dass ich Mut haben soll und Spaß", sagt Leon, der damit nicht nur für die Kunst, sondern auch fürs Leben profitiert hat.

Das Landesprogramm

Wurden im zweiten Halbjahr 2013 landesweit 110 Projekte umgesetzt, sind es im ersten Halbjahr dieses Jahres 258. Das Land stellt dafür knapp 340.000 Euro an Künstlerhonoraren bereit. Aus dem Ahrkreis beteiligen sich sechs Künstler jeweils mit mehreren Projekten. Keramikerin Bernadette Heeb-Klöckner aus Nierendorf ist mit Ofenbau, "Erkunden und Beobachten" und "Kunstsitz" dabei und Marie Jo Gaudry-Pankowski, ebenfalls Nierendorf, mit Malen in Aquarell und Gouache.

Die Burgbrohlerin Karin Meiner bietet ein Landart-Projekt an und lehrt Theaterfiguren aus Pappmaschee und Skulpturen aus Ton und Ytongsteinen herzustellen. Das Trio Wolfgang Kutzner (Staffel), Rainer Hess (Mayschoß) und Gudrun Näkel (Dernau) ist mit Gestalten einer Wandfläche, Malen von Stillleben und Installationen, Farbsensibilisierung und Farbherstellung vertreten. Im Rahmen des Programms können die Kinder- und Jugendeinrichtungen unter den beteiligten Künstlern des ganzen Landes wählen.

Die Künstler und ihre Projekte sind im Internet unter kulturland.rlp.de zu finden.

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