Nach Generalversammlung des Bauern- und Winzerverbandes Was Bauern und Winzern im Kreis Ahrweiler zu schaffen macht

DERNAU. · Die Bauern und Winzer im Kreis Ahrweiler setzen künftig verstärkt auf Digitalisierung und verbesserte Kommunikation. In der Generalversammlung des Bauern- und Winzerverbandes wurde bemängelt, dass die Landwirtschaft mit immer neuen Auflagen und Regularien überfrachtet werde.

 Die Digitalisierung hat auch in der Landwirtschaft Einzug gehalten. Navigationssysteme gibt es längst bereits in Traktoren.

Die Digitalisierung hat auch in der Landwirtschaft Einzug gehalten. Navigationssysteme gibt es längst bereits in Traktoren.

Foto: Fendt

„Wir Landwirte neigen dazu, nur das Negative zu sehen – dabei sollten wir mit Zuversicht in das neue Jahrzehnt hineingehen. Die Landwirtschaft ist wieder im Fokus der Gesellschaft, und das ist eigentlich sehr positiv“, bemerkte Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, bei der Generalversammlung des Kreisbauern- und Winzerverbandes Ahrweiler in Dernau. Allerdings dürften nicht alle Probleme der Gesellschaft auf dem Rücken der Landwirte abgeladen werden, kritisierte er zugleich die aktuelle Situation.

Die deutsche Landwirtschaft stehe im globalen Wettbewerb mit Produzenten aus Billiglohnländern, vor deren Standards sich der deutsche Verbraucher mit Grausen abwenden müsste, wenn er sie denn kennen würde, erklärte Horper. „Ohne Düngung und Pflanzenschutz kann man keine hochwertigen Lebensmittel produzieren“, behauptete er. Es sei notwendig, dass die Gesellschaft eine andere Sichtweise auf die Landwirtschaft bekomme, sonst gebe es am Ende des Jahrzehnts wieder deutlich weniger bäuerliche Familienbetriebe in Deutschland. Den Verbrauchern riet er zugleich: „Haltet euren Garten hinter dem Haus in Ehren, denn wer weiß, ob in Zukunft noch regionale Lebensmittel produziert werden können.“

Gemeinsam mit der Politik müsse die Landwirtschaft sobald wie möglich aus dem Dilemma herausfinden. Das gelte insbesondere für die Verschärfung der Düngeverordnung, gegen die mit Unterstützung des Verbandes demnächst ein Landwirt aus der Vulkaneifel klagen werde. Horper forderte aber auch von den Landwirten Einsicht: „Wo wir die Verursacher sind, muss das in Ordnung gebracht werden – im Zweifelsfall auch mit Maßnahmen, die dazu führen, dass die Gewässer wieder sauber werden.“ Auf der anderen Seite sei auch klar, dass es eine Landwirtschaft ohne Belastungen nicht geben könne.

Kreisvorsitzender Franz-Josef Schäfer gab in seiner Ansprache zunächst ein Rückblick auf das Jahr 2019: „Es war trocken, es war heiß – für die einen ein Jahrhundertsommer, für unseren Berufsstand eine Herausforderung.“ Wobei die Landwirte im Kreis Ahrweiler noch gut weggekommen seien mit überdurchschnittlichen Getreideerträgen und guten Zuckerrübenernten. Zudem sei auch die Futterversorgung in den viehhaltenden Betrieben deutlich besser als im Jahr zuvor.

„Was uns zu schaffen macht, sind die nicht kostendeckenden Preise und die steigenden Anforderungen an unsere Produktion“, kritisierte er. Ein gutes Jahr sollte zur Schaffung von Rücklagen dienen, „stattdessen müssen wir versuchen, die Löcher der vergangenen Jahre zu stopfen.“ So seien vor Weihnachten die Direktbeihilfen ausgezahlt worden, wobei viele Betriebe die Gelder gar nicht mehr ausgezahlt bekämen, weil eine Abtretungserklärung an Bank oder Lieferant vorläge. „Das ist erschreckend“, bedauerte Schäfer.

Ein weiteres erstes Thema sei die Afrikanische Schweinepest, die aktuell in Polen, kurz vor der deutschen Grenze, aufgetreten sei. Es scheine nur eine Frage der Zeit zu sein, bis der erste Fall in Deutschland auftrete.

Doch es gebe auch positive Aspekte, etwa das Projekt „Artenreiche Wiese“ des Kreises, das sogar eine Vorbildfunktion für andere Bundesländer besitze. Auch das Projekt „Lernort Bauernhof“ liege dem Verband sehr am Herzen. Dort würden Kindergartenkindern und Schülern, aber auch den Lehrern die regionale und bäuerliche Landwirtschaft nahegebracht. Dennoch könne die deutsche Landwirtschaft mit den weltweit schärfsten Umwelt- und Produktionsauflagen nicht gegen Weltmarktprodukte konkurrieren. Deshalb sei es geradezu skandalös, dass die Bundesregierung die Landwirte mit Umweltforderungen überziehe.

Als Festrednerin erläuterte Henriette Keuffel, Leiterin des „Netzwerks AgrarScouts“ im „Forum Moderne Landwirtschaft“, wie es gelingen könne, mit moderner Kommunikation mehr Rückhalt in der Gesellschaft für die Landwirtschaft zu gewinnen. AgrarScouts seien für das Gespräch mit Verbrauchern geschulte Landwirte, die über moderne Landwirtschaft informierten und Einblicke in ihren Betrieb gäben.

Bundesweit seien bereits 800 AgrarScouts aktiv, um die Landwirtschaft in all ihrem Facettenreichtum der Bevölkerung insbesondere in den Großstädten vorzustellen. 25 Prozent aller Deutschen hätten noch nie in ihrem Leben mit einem Landwirt gesprochen. Besonders über die Social Media-Kanäle gelinge es immer besser, die User zu Fans der modernen Landwirtschaft zu machen.

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