Entlang der Ahr Kreis Ahrweiler setzt sich für biologische Vielfalt ein

Kreis Ahrweiler · Natur pur von der Quelle bis zur Mündung: Die Ahr könnte der erste komplett renaturierte Fluss Deutschlands werden. Dafür setzt sich jetzt der Kreis Ahrweiler ein. Experten versprechen eine „außergewöhnlich große Struktur- und Artenvielfalt“.

 Blick auf die Ahrmündung bei Kripp. Der Fluss soll bis zur Quelle in Blankenheim komplett renaturiert werden.

Blick auf die Ahrmündung bei Kripp. Der Fluss soll bis zur Quelle in Blankenheim komplett renaturiert werden.

Foto: Gausmann

Der Kreis Ahrweiler möchte mehr für die biologische Vielfalt entlang der Ahr tun. Das teilte Landrat Jürgen Pföhler (CDU) dem Kreis- und Umweltausschuss in seiner jüngsten Sitzung mit. Einstimmig votierte das Gremium deshalb dafür, die Kreisverwaltung zu beauftragen, einen Antrag für das Förderprogramm „chance.natur“ des Bundes vorzubereiten. Besonders die vielfältigen Gewässer- und Auenlebensräume entlang der Ahr sollen damit weiter verbessert werden, sodass die Ahr in einigen Jahren der erste von der Quelle bis zur Mündung komplett renaturierte Fluss bundesweit werden könnte.

„Das ist ein sehr gutes Projekt, das prima in der Kreis Ahrweiler passt“, zeigte sich nicht nur FWG-Fraktionsvorsitzender Jochen Seifert begeistert. Zumal das Projekt der touristischen Nutzung der Ahr nicht entgegenstehe, ergänzte Grünen-Fraktionschef Wolfgang Schlagwein. Für die Erstellung einer notwendigen Projektskizze als Grundlage für einen qualifizierten Projektantrag sind im Haushaltsplan für 2020 des Kreises 60.000 Euro eingestellt.

In der Ahr und ihren Nebenbächen seien in den vergangenen Jahrzehnten bereits umfangreiche Anstrengungen unternommen worden, um künstliche Gewässerverbauungen wie Wehre, Staustufen oder Uferbefestigungen zu beseitigen oder naturverträglich umzugestalten, erläuterte Geschäftsbereichsleiter Harald Fuchs. Dadurch habe man etwa 50 Wanderbarrieren entfernen und die Lebensraumstrukturen für die Gewässerfauna in vielen Bereichen deutlich verbessern können. Trotz dieser Maßnahmen sei der Wasserlauf aber nach wie vor in vielen Abschnitten stark eingeengt und befestigt. Diese Situation sei nicht nur ungünstig für die Fauna und Flora, sondern führe auch zu einer Erhöhung der Hochwasserspitzen.

Nun wolle man die Idee der Umsetzung eines Fließgewässerprojekts am Mittel- und Unterlauf der Ahr weiterverfolgen. Dafür empfehle es sich, einen Antrag beim Förderprogramm „chance.natur“ zu stellen, mit dem bereits die Projekte „Mündungsgebiet der Ahr“, „Ahr 2000“ und „Obere Ahr-Hocheifel“ gefördert worden seien. Anknüpfend an die Erfahrungen der vergangenen Jahre stehe ein Naturschutzgroßprojekt von der Mittelahr bis zur Ahrmündung zur Diskussion, welches die Verbandsgemeinde Altenahr und die Städte Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig betreffe.

Ein solches Projekt hätte nach Ansicht von Fuchs viele Vorteile, sowohl für die Menschen als auch für die Natur. So wäre die Ahr nach der Fertigstellung ein komplett renaturierter Nebenfluss des Rheins mit einer außergewöhnlich großen Struktur- und Artenvielfalt. Davon würde in besonderem Maße die artenreiche Insektenfauna profitieren. Viele im Wasser lebende Arten seien auf gewässerdynamische Prozesse angewiesen, die sie heutzutage in zusammenhängenden Abschnitten kaum noch finden könnten. Auch an Wasser gebundene Wirbeltiere würden erheblich profitieren.

Durch gezielte Maßnahmen in den Auenbereichen könnten die unterbrochenen Verbindungen zwischen Gewässer und Auen wiederhergestellt und gleichzeitig vielfache positive Wirkungen erzielt werden, glaubt Fuchs. Dies würde gleichzeitig zu einer Aufwertung der Auenlandschaften für den sanften Naturtourismus und zu einer Abmilderung von Extremhochwassern führen.

Entlang des Ahrradwegs könnten zudem Angebote zur besseren Erlebbarkeit des Gewässers und seiner Aue geschaffen werden, wie die Anlage von artenreichen Wiesen, Totholzinseln und anderer Biotope mit Infostationen und interaktiven Angeboten sowie „Rezepten zum Nachbauen im eigenen Hausgarten“.

Durch einen ganzheitlichen Ansatz könnten neben den unmittelbaren Gewässerstrukturen auch die angrenzenden urbanen Bereiche und Weinbergslagen aufgewertet werden.

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