Künstlerforum Remagen Irritation trifft auf Ästhetik

REMAGEN · Künstlerforum Remagen präsentiert Malerei von Ralf Altreuther. Die Bilder des Wuppertaler Malers zeichnen sich mit einem enormen Farbspektrum aus und sorgen so für Abwechslung.

 Farbenfrohe Werke im Künstlerforum Remagen: Ralf Altreuther vor "Eklekticity Verse 11"

Farbenfrohe Werke im Künstlerforum Remagen: Ralf Altreuther vor "Eklekticity Verse 11"

Foto: Martin Gausmann

REMAGEN. "Alles so schön bunt hier", könnte Nina Hagen sagen. Aber das wäre weniger als die halbe Wahrheit über die neue sehenswerte Ausstellung im Künstlerforum Remagen (Küfo), wo Rosmarie Feuser, Vizevorsitzende der namensgleichen Künstlervereinigung, im Beisein von Bürgermeister Herbert Georgi die Malerei des Wuppertaler Malers Ralf Altreuther begrüßte.

Die kommt mit einem enormen Farbspektrum pro Bild daher, dem jedoch der Formenreichtum in nichts nachsteht. Hinzu gesellt sich Schrift als gleichwertiges Gestaltungselement. Da laufen gerade die komplexeren Kompositionen, in denen ein unentwirrbares Drunter und Drüber von Farbflächen, Formen und Buchstaben herrscht, Gefahr, von Uneingeweihten als Resultate wilden Fabulierens gedeutet zu werden.

"Manchmal konstelliert der Mensch ungewollt Stillleben"

Nicht so im Küfo. Beim Künstlergespräch mit Dieter Wessinger erfuhr das Publikum, wie planvoll Altreuther vorgeht, der an der Essener Freien Akademie der bildenden Künste Malerei und Grafik studierte. Ihn interessiert die Zusammenschau von Dingen, die, aus ihrem Herkunftsbereich gelöst, verblüffen oder neue Bedeutungen provozieren. "Manchmal konstelliert der Mensch ungewollt Stillleben", sagte er. Zuerst malte er fertige Arrangements, die er teils der Wirklichkeit, teils bereits gestalteten Abbildungen, etwa Anzeigen, entnahm, wie die kleineren Bilder in den schmalen Ausstellungsräumen zeigen.

Verrätselte Titel, etwa "Puptep Revised", helfen, wenn man sich auf sie einlässt, sogar die Motive zu entzerren. So versteckt sich eine Puppe hinter eingerollten Teppichen. Ein "Teichi Revised" genanntes Bild erinnert an die chinesische Kampfkunst Tai Chi, will aber nur in Richtung Asien weisen. Denn das gleichwohl bizarre Motiv eines wunderschön in Pink und Grün, zwischen Ornamenten und Blattdekoren, dargebotenen Bratgeflügels entstammt einer religiösen-asiatischen Zeremonie, so der Künstler gegenüber dem GA.

"Grundsätzlich ist alles bildwürdig", sagt er und bringt Legobausteine, Gummihandschuhe, Behältnisse, Kleidung, Technisches und Pflanzliches ein. Mit den Jahren schuf er sich ein Bildarchiv, aus dem er für die jüngeren Arbeiten Elemente kombiniert, "die gegeneinander oder miteinander laufen können".

Die Reihe "Eklekticity", meint für ihn, "sich die Rosinen aus der visuellen Umwelt zu picken". Dabei kann ein Kalauer herauskommen: In einem Gedenkjahr der Gertrude Stein, von der "eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose" stammt, wählte Altreuther rote Elemente aus und setzte sie als vier Hosen ins Bild. Aus Betrachtersicht inhaltlich ergiebiger sind irritierende Ausschnitte von Dingen und Verfremdungen und Verknüpfungen, die neue Wirklichkeiten schaffen.

Ein Hauch von Star Wars in der Ausstellung

Wenn der Maler einen Stahlkocher mit Helm vor blauem Faltenvorhang zeigt, an den sich große Schutzstulpen wie verknautschte Plastikbecher heften, kann diese Figur im verfremdeten Umfeld ohne Weiteres als eine Art Darth Vader durchgehen, der von einem gefährlichen Organismus bedroht wird oder diesen angreift. Altreuther will zum genauen Hinsehen animieren und, ganz Maler, betört in einigen der großen Formate in "Mixed Media" mit ästhetischer Optik, die nicht mehr nach dem Thema fragt.

Die Ausstellung in der Kirchstraße 3 ist bis 31. Januar samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort