Segelyacht "Viracocha" in Vettelhoven Hartmut Horch hat zwölf Jahre an seinem Lebenstraum gearbeitet

VETTELHOVEN · Es hatte schon etwas von Volksfest, was sich da gestern Abend am Gudenauring in Vettelhoven abspielte. Mitten auf der Grafschaft kam bei Freibier und Würstchen vom Grill ein Schiff an den Haken. Es war die "Viracocha", eine 16-Tonnen-Segelyacht, die der ganze Stolz von Hartmut Horch ist.

 Ein Riesenkran lässt die "Viracocha" am Abendhimmel über in Vettelhoven schweben.

Ein Riesenkran lässt die "Viracocha" am Abendhimmel über in Vettelhoven schweben.

Foto: Gausmann

Harry, wie ihn alle im Dorf nennen, hat zwölf Jahre Arbeit in das Zwei-Mast-Schiff gesteckt, mit dem er sich und seiner Lebensgefährtin Karin Friedrich einen Lebenstraum verwirklichen will: "Segeln bis ans Ende der Welt."

Das halbe Dorf war gestern Abend auf den Beinen, als der 350-Tonnen-Kran von Dietmar Floßdorf aus Bad Neuenahr das 14 Meter lange Boot auf den Spezialtransporter hievte. Dieser soll morgen in Laboe an der Ostsee ankommen, denn zwei Nächte Fahrt sind für den Schwertransport mit Begleitfahrzeug eingeplant. Von dort will Harry nach Lübeck schippern, von wo aus es im Herbst durch die Biskaya und die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer geht. Dort will der 69-Jährige erst einmal an einem Liegeplatz in der Türkei vor Anker gehen.

Baujahr 1979, hatte die "Viracocha" ihre besten Jahre schon hinter sich, als Harry sie von einem Wiener Professor kaufte. Und er kaufte sich eine Menge Arbeit, Denn das Boot war eher ein Wrack denn eine Yacht. Er ließ es damals per Spezialtransport in seinen Garten in Vettelhoven bringen, der über die Jahre hinweg zu einer Werft mutierte. "Auseinander nehmen und erneuert wieder zusammensetzen", dieser Devise folgte Harry in den Folgejahren, stieg Tausende Male die lange Leiter hinauf, um dann am und im Boot zu arbeiten.

"Ich war absoluter Laie", sagte er gestern, "habe mir das Fachwissen Stück für Stück angelesen." Wichtig war ihm dabei, dass zu dem Hauptruder an Deck auch eines in der Kajüte kam. "Damit man bei hohem Seegang geschützt manövrieren kann", sagt Harry, immer wieder das Kranmanöver im Blick. Und auch, dass der 82-PS-Motor und der Hilfsdiesel wie Bienen surren. Wenn sein Schmuckstück, das den Namen eines bärtigen Inka-Gottes trägt, morgen in Laboe gewassert wird, werden auch die Masten aufgesetzt.

Zu den viereinhalb Metern Schiffshöhe kommen dann noch mal 14,5 Meter Mast. "Toll", sagt der Eigner, dessen Markenzeichen übrigens auch ein Vollbart ist. Ein echter Seebär ist er schon lange. Denn Südsee oder Karibik sind seit 40 Jahren die zweite Heimat des Grafschafters, bisher allerdings auf gecharterten Segelbooten. Seine Seefahrerkarriere begann er allerdings als Kind auf dem Rhein - mit einem selbstgebauten Floß. Jetzt kann Harry den Herbst kaum erwarten, und seine lustigen Augen sind vor Vorfreude ein einziges Volksfest.

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