Laacher Forum Hanns-Josef Ortheil sprac über ganz persönliche Glaubensmomente

MARIA LAACH · Es war ein sehr persönlicher Vortrag, dem viele Zuhörer beim Laacher Forum lauschten. Auf Einladung der Buch- und Kunsthandlung Maria Laach sprach Hanns-Josef Ortheil über seine Glaubensmomente, die bei dem Kölner durchaus auch humorvolle Seiten hatten.

Dabei hatte sich seine Kindheit alles andere als leicht gestaltet: Seine Mutter war im Krieg nach dem Verlust ihrer ersten Kinder verstummt. Und der Autor fügte in Maria Laach an: "Im Alter von dreieinhalb Jahren habe ich mich auf die Seite meiner Mutter geschlagen und aufgehört zu sprechen."

Er erzählte von stummen Einkäufen, als nur Zettel über die Ladentheke gereicht wurden. In allen Farben zeichnete er das katholische Kölner Milieu der 50er Jahre mit feierlichen Gottesdiensten im Kölner Dom nach: "Überhaupt war es schön, dass die Menschen während eines Gottesdienstes so viel gemeinsam und meist auch noch dasselbe taten. Im Stillen sang und betete ich mit. Dadurch aber machte ich endlich einmal etwas mit den anderen Menschen zusammen und befand mich nicht mehr im Abseits. Im Dom gehörte ich zu all diesen laut singenden und betenden Menschen." Da sei er einer großen Gemeinschaft gewesen. In der Schule indes sei das stumme Kind in die letzte Reihe gesetzt worden: "Ich lernte nicht, verstand nicht, was geredet wurde, ich schrieb nicht."

Als Hanns-Josef Ortheil schließlich auf die Sonderschule sollte, sei sein Vater mit ihm auf den großväterlichen Bauernhof im Westerwald gefahren. Dort fand er im Wald vom Verstehen der Schrift zur Sprache. Vater und Sohn zeichneten Bäume. Der Vater schrieb unter eine Baumzeichnung: "Das ist eine Eiche". Und der Sohn konnte es auf einmal lesen und sogar schreiben: "Ich kann anscheinend Worte aufschreiben, wenn ich die dazugehörenden Gegenstände vor mir sehe. Ich kann aber keine Worte von irgendwo, zum Beispiel von einer Schultafel abschreiben, weil ich sie dann nicht richtig erkenne und erst recht nicht verstehe."

Einen Zeitsprung unternahm Ortheil mit der Lesung aus seinem Buch "Lo und Lu". Er erzählte, wie ihn seine Tochter Lotta und sein Sohn Lukas nach dem Besuch des Kölner Doms an seine Gläubigkeit als Kind erinnerten: "Gott Vater und Maria, die Himmelskönigin, waren einfach so etwas wie die besten Zuhörer, denen man im stillen zujubelte, wenn man froh war und zu denen man sich flüchtete, wenn es einem schlecht ging." Zum Glaube habe er irgendwann in einem Kölner Wirtshaus wiedergefunden. Beim Biertrinken habe er festgestellt, dass sein Kinderglaube nicht verloren, sondern nur in ihm versteckt war: "Im Grunde habe ich also mein Leben lang an Gott geglaubt, sage ich plötzlich zu mir."

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