Bad Neuenahr Grundschüler stellen Kirmesmann vor Gericht

BAD NEUENAHR · Hart gingen sie mit ihm ins Gericht, die Kinder von Bad Neuenahr. Der Angeklagte Nubbel, besser bekannt als Kirmesmann, bekam bei seiner Verhandlung am fünften und letzten Tag der Kirmes keinen Verteidiger an seine Seite.

 Mit der Verurteilung des Nubbels durch die Schüler endete die Kirmes.

Mit der Verurteilung des Nubbels durch die Schüler endete die Kirmes.

Foto: Martin Gausmann

Für ihn galt am Pranger auch nicht die Unschuldsvermutung oder "in dubio pro reo" - "Im Zweifel für den Angeklagten". So saß er da mit Fünf-Tage-Bart, ungekämmten Haaren, völlig in sich zusammengesackt und wartete stillschweigend vor dem Feuerwehrzelt auf das Urteil.

Die Ankläger Tim Schütz, Erdjan Muharemi, Niklas Lingen, Hamid Ibrahim (alle Klasse 4 b der Grundschule), Gabriel Wüst, Maurice Kopp und Ilias Zaninekh (Klasse 4 c), genannt "Sieben auf einen Streich", bezichtigten den Nubbel mit dem Szene-Decknamen Paias schwerer Verbrechen.

"Er hat mir das Geld für die Kirmes aus der Tasche gezogen. Nun bin ich geldmäßig blank, total blank", stöhnten die, die Opfer, Staatsanwälte und Richter in einer Person waren, aus einem Mund. Im Sinne des anklagenden Chores einer griechischen Tragödie hoben sie laut zum Urteilsspruch an, um ein Exempel zu statuieren: "Wir übergeben den Kirmesmann der hiesigen Feuerwehr. Sie soll an ihm üben, das gefährliche Feuer zu löschen. Somit hat er auch in seiner letzten Stunde etwas Gutes: Zu löschen die brennende Gefahr."

Traurig und wehleidig endete die Verhandlung mit den Worten: "Ach ja, lieber Kirmesmann, bitte komm im nächsten Jahr wieder, denn dann haben wir wieder viel Taschengeld und freuen uns darauf, es wieder auszugeben. Aber jetzt fort mit Dir, geh zur Feuerwehr!" Der schwarzen Stunde der deutschen Justiz folgte eine bedenkliche Art der Urteilsvollstreckung.

Wolfgang Thill von der Bad Neuenahrer Wehr überschüttete den Paias mit Spiritus und zündete ihn vor den Augen der Kinder an. Bevor es auf Einladung von Rektor Hubert Rieck und den Bürgergesellschaften zur Limo ins Zelt ging, warteten sie ab, bis er sich in ein Häuflein Asche verwandelt hatte. "Das ist der perfekte Übergang zum nächsten Höhepunkt in unserer Schule: zum Martinstag", bemerkte Rieck.

Dann wird die Feuerwehr wieder partnerschaftlich an der Seite der Schüler stehen: wenn sie im Fackelzug durch die Stadt ziehen und wenn es gilt, das Feuer auf dem Schulhof unter Kontrolle zu halten. Der Schulleiter freute sich, dass seine Schüler trotz der Herbstferien sich Zeit für dieses Kirmesprojekt genommen haben.

"Brauchtum wahren, Heimat leben' ist nicht nur Motto unserer Schule", sondern auch der Bürgergesellschaften", so Rieck, der vor den Prozessbeobachtern in Form von Geschwistern, Eltern und Großeltern Sir Peter Ustinov zitierte: "Heimat ist da, wo zivilisiertes Benehmen ist."

Einen endgültigen Schlusspunkt unter die Kirmes setzte dann um 21.30 Uhr ein grandioses Feuerwerk, zu dem sich auf dem Platz und der Festmeile noch einmal viele Bürger und Gäste zur letzten Fahrt oder zum letzten Bier trafen. Dass die Schausteller dem Kinderwunsch entsprechen und 2014 wiederkommen, ist selbstverständlich. Dann wird das größte Volksfest im Ahrtal am Feiertag, Freitag, 3. Oktober, eröffnet. Der Fassanstich wird vormittags erfolgen, der Empfang der Schausteller im Rathaus voraussichtlich am Donnerstagabend.

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